Pavel Kohout mit Ehrenmedaille in Gold ausgezeichnet  

erstellt am
15. 04. 04

Wien (rk) - Pavel Kohout, Dramatiker, Romancier und Essayist, wurde am Mittwoch (14. 04.) im Wiener Rathaus von Bürgermeister Dr. Michael Häupl und im Beisein von Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny die "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold" überreicht. Die Laudatio hielt der Zweite Präsident des österreichischen Nationalrats, Dr. Heinz Fischer.

Kulturstadtrat Mailath-Pokorny bezeichnete in seiner Begrüßung Pavel Kohout als "wichtige Persönlichkeit des europäischen Geistes- und Kulturlebens". Pavel Kohout sei mit seinem literarischen Werk und besonders auch als homo politicus für Demokratie und die Wahrung von Menschenrechten eingetreten; es sei daher besonders passend, Pavel Kohout am Vorabend der EU- Erweiterung auszuzeichnen, dem größten und hoffnungsvollsten Friedensprojekt.

In seiner Laudatio, die von persönlichen Erinnerungen, Gesprächen und Erlebnissen geprägt war, erinnerte Fischer auch an die Beziehung zwischen Österreich und Tschechien, "die bewegt, manchmal auch schmerzlich gewesen ist". Derzeit sei die Beziehung der beiden Länder in einer guten Phase. Fischer wies auch auf die wichtige Rolle Pavel Kohouts während des Prager Frühlings und bei der Gründung der Charta 77 hin. "Obwohl Pavel Kohout es sehr schwer gehabt hat, ist er immer seinen Weg geradlinig fortgegangen. Die heutige Auszeichnung ist ein symbolischer Ausdruck von Dank und Respekt und zeigt die enge Verbundenheit der Stadt", schloss Fischer.

"Wenn ein Prager nicht in Prag leben darf, dann muss er dem Himmel danken, dass es Wien gibt. Wenn ein Prager wieder in Prag leben darf und trotzdem in Wien bleibt, dann muss man fragen: Warum?", begann Pavel Kohout seine Dankesrede. Die Antwort sei die Stadt selbst. "Hier in Wien mit meiner Familie, meinen Freunden und meinen Bekannten fühle ich mich zu Hause".

Biographie Pavel Kohout
Pavel Kohout wurde am 20.Juli 1928 in Prag geboren. Er studierte Philosophie, war Zeitschriften-, Fernseh- und Rundfunkredakteur sowie kurzfristig (1949-1950) Kulturattaché in Moskau. Seit 1957 widmete er sich ausschließlich der Literatur und hatte als freier Schriftsteller und Regisseur auch im Ausland großen Erfolg. Seine wichtigsten Bühnenstücke: "So eine Liebe", "August, August, August", "Krieg im Dritten Stock", "Brand im Souterrain" und "Zyanid um Fünf"; seine wichtigsten Prosawerke: "Wo der Hund begraben liegt", "Ich schneie", "Ende der großen Ferien", "Sternstunde der Mörder", "Die lange Welle hinterm Kiel" und "Meine Frau und ihr Mann".

Kohout war 1968 einer der Wortführer des "Prager Frühlings". 1969 wurde er aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen; danach war er Repressalien ausgesetzt, die sich 1977 noch verstärkten, nachdem er gemeinsam mit Vaclav Havel die Gründungsdokumente der Charta 77 verfasst hat.

Im Herbst 1978 kamen Pavel Kohout und seine Frau Jelena zu einem längeren Aufenthalt nach Wien, das ihnen zur zweiten Heimat wurde, nachdem ihnen 1979 die Rückreise in die Tschechoslowakei verwehrt wurde. In Wien war er unter anderem als Dramaturg am Burgtheater tätig. Seit 1991 lebt und arbeitet Kohout sowohl in Wien als auch in Prag, wo er als Intendant des Deutschen Theaters eine wichtige Funktion im Kulturleben der Stadt bekleidet.

In den letzten Jahren setzt sich der österreichisch- tschechische Doppelstaatsbürger Kohout intensiv für einen Dialog zwischen Österreich und der tschechischen Republik in der Frage der sog. Benedekrete ein. Das problematische Verhältnis zwischen Tschechen und Sudetendeutschen ist auch das Thema seines Romans "Die lange Welle hinterm Kiel", der am 3. Oktober 2000 im Lesesaal der Wiener Stadt- und Landesbibliothek präsentiert wurde.
     
zurück