Beim »Bauboom« gehen die kleinen Unternehmen zum Teil leer aus!  

erstellt am
15. 04. 04

Bundesinnungmeister Lahofer relativiert Jubelmeldungen
Wien (pwk) - Während in den aktuell bekannt gegebenen Statistiken die Entwicklung der Baukonjunktur in leuchtenden Farben dargestellt wird, betrachtet der Bundesinnungsmeister der Baugewerbe Ing. Johannes Lahofer die "Aufteilung des Kuchens" etwas kritischer.

Für den gesamten Bereich des Hoch- und Tiefbaus (Bauhauptgewerbe und Bauindustrie) wurde durch die Statistik Austria ein Zuwachs des Produktionswertes von 9,7% erhoben. Wobei im Hochbau ein Plus von 8% erwirtschaftet wurde und im Tiefbau das Plus bei 10,5% lag. Der Tiefbau hat fast 40% Anteil an der Gesamtbauproduktion. Im Straßenbau, der umsatzstärkste Sparte im Tiefbau, haben die Betriebe um 15,2% mehr erwirtschaftet als 2002. Das wurde zum Großteil durch die Infrastrukturmaßnahmen der Bundesregierung ermöglicht. Die Zuwächse im Tiefbau schlugen hauptsächlich bei den größeren Unternehmen durch. Die Gewerbebetriebe konnten zum Teil in den Hochbaubereichen Wohnungs- und Siedlungsbau sowie Adaptierung punkten.

Ob das Jahr 2003 für einen Betrieb erfolgreich verlief, war nicht unwesentlich von der Betriebsgröße abhängig. In der Konjunkturerhebung der KMU-Forschung Austria gaben die Betriebe bis 10 Mitarbeitern im Durchschnitt mit einem Minus von 0,3% sogar geringfügig sinkende Umsatzzahlen gegenüber 2002 an. Diese Unternehmensgröße wird durch die Leistungs- und Strukturerhebung der Statistik Austria bspw. überhaupt nicht erfasst, stellt jedoch einen großen Teil der Baubeschäftigten. Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten zeigten bereits vorsichtige Zuwächse unter 1%. Erst bei einer Betriebsgröße von mehr als 50 Mitarbeitern stieg der Umsatz gegenüber 2002 wirklich signifikant an.

Doch ist die Umsatzsteigerung alleine noch nicht ausreichend. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist für Lahofer die immer noch ungünstige Entwicklung der Preis-Kosten-Schere. Während die Baupreise in den letzten Jahren stagnierten, stiegen die Produktionskosten (Personal, Material, Geräte, ...) je nach Sparte seit dem Jahr 2000 um mehr als 10%.

"Die niedrigen Preisen sind zum Teil eine Folge des harten Wettbewerbs, zum Teil liegt das Problem aber auch beim System der unreflektierten Billigstbietervergabe", kritisiert Lahofer. Eine seriöse Firma erstellt ihre Preise auf Basis einer ordnungsgemäßen Kalkulation nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen. Bedauerlicherweise kommt es immer wieder vor, dass schwarze Schafe und Schwindelfirmen die Preise durch unseriöse Kalkulation in den Keller treiben und in weiterer Folge nicht zuletzt durch Qualitätsmängel den Ruf der Branche schädigen. Die Leidtragenden von derartiger Konkurrenz und Schattenwirtschaft sind auch hier zu einem empfindlichen Anteil die kleinen Bauunternehmen.

Eine Verbesserung der Lage erwartet Lahofer erst mit etwas Verzögerung. Auf Grund der besseren Auftragslage können größere Bauunternehmen ihre Betätigungsfelder wieder auf umfangreichere Bauprojekte konzentrieren, wodurch den KMU´s wieder der erforderliche wirtschaftliche Handlungsspielraum ermöglicht wird.

"Auch wir benötigen für unsere kleinen und mittleren Unternehmen eine stabile Wachstumsrate um unter Berücksichtigung der nachteiligen Preis-Kosten-Relation die Betriebe und ihre Beschäftigten langfristig abzusichern", schließt Lahofer.
     
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