Bundesinnungmeister Lahofer relativiert Jubelmeldungen
Wien (pwk) - Während in den aktuell bekannt gegebenen Statistiken die
Entwicklung der Baukonjunktur in leuchtenden Farben dargestellt wird, betrachtet der Bundesinnungsmeister der Baugewerbe
Ing. Johannes Lahofer die "Aufteilung des Kuchens" etwas kritischer.
Für den gesamten Bereich des Hoch- und Tiefbaus (Bauhauptgewerbe und Bauindustrie) wurde durch die Statistik
Austria ein Zuwachs des Produktionswertes von 9,7% erhoben. Wobei im Hochbau ein Plus von 8% erwirtschaftet wurde
und im Tiefbau das Plus bei 10,5% lag. Der Tiefbau hat fast 40% Anteil an der Gesamtbauproduktion. Im Straßenbau,
der umsatzstärkste Sparte im Tiefbau, haben die Betriebe um 15,2% mehr erwirtschaftet als 2002. Das wurde
zum Großteil durch die Infrastrukturmaßnahmen der Bundesregierung ermöglicht. Die Zuwächse
im Tiefbau schlugen hauptsächlich bei den größeren Unternehmen durch. Die Gewerbebetriebe konnten
zum Teil in den Hochbaubereichen Wohnungs- und Siedlungsbau sowie Adaptierung punkten.
Ob das Jahr 2003 für einen Betrieb erfolgreich verlief, war nicht unwesentlich von der Betriebsgröße
abhängig. In der Konjunkturerhebung der KMU-Forschung Austria gaben die Betriebe bis 10 Mitarbeitern im Durchschnitt
mit einem Minus von 0,3% sogar geringfügig sinkende Umsatzzahlen gegenüber 2002 an. Diese Unternehmensgröße
wird durch die Leistungs- und Strukturerhebung der Statistik Austria bspw. überhaupt nicht erfasst, stellt
jedoch einen großen Teil der Baubeschäftigten. Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten zeigten bereits
vorsichtige Zuwächse unter 1%. Erst bei einer Betriebsgröße von mehr als 50 Mitarbeitern stieg
der Umsatz gegenüber 2002 wirklich signifikant an.
Doch ist die Umsatzsteigerung alleine noch nicht ausreichend. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist für Lahofer
die immer noch ungünstige Entwicklung der Preis-Kosten-Schere. Während die Baupreise in den letzten Jahren
stagnierten, stiegen die Produktionskosten (Personal, Material, Geräte, ...) je nach Sparte seit dem Jahr
2000 um mehr als 10%.
"Die niedrigen Preisen sind zum Teil eine Folge des harten Wettbewerbs, zum Teil liegt das Problem aber auch
beim System der unreflektierten Billigstbietervergabe", kritisiert Lahofer. Eine seriöse Firma erstellt
ihre Preise auf Basis einer ordnungsgemäßen Kalkulation nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen.
Bedauerlicherweise kommt es immer wieder vor, dass schwarze Schafe und Schwindelfirmen die Preise durch unseriöse
Kalkulation in den Keller treiben und in weiterer Folge nicht zuletzt durch Qualitätsmängel den Ruf der
Branche schädigen. Die Leidtragenden von derartiger Konkurrenz und Schattenwirtschaft sind auch hier zu einem
empfindlichen Anteil die kleinen Bauunternehmen.
Eine Verbesserung der Lage erwartet Lahofer erst mit etwas Verzögerung. Auf Grund der besseren Auftragslage
können größere Bauunternehmen ihre Betätigungsfelder wieder auf umfangreichere Bauprojekte
konzentrieren, wodurch den KMU´s wieder der erforderliche wirtschaftliche Handlungsspielraum ermöglicht
wird.
"Auch wir benötigen für unsere kleinen und mittleren Unternehmen eine stabile Wachstumsrate um unter
Berücksichtigung der nachteiligen Preis-Kosten-Relation die Betriebe und ihre Beschäftigten langfristig
abzusichern", schließt Lahofer. |