Hohes Investitionswachstum 2003 und 2004 bestätigen Konkurrenzfähigkeit des Chemiestandortes
Österreich
Wien (ba-ca)- Der Umsatz der österreichischen Chemie ist im Vorjahr vorläufig um 0,4 Prozent auf
6,6 Milliarden Euro gesunken. Gleichzeitig ist die Branchenproduktion um knapp 4 Prozent gestiegen. Der Preisdruck
in der Branche hat sich weiter verschärft. Trotzdem blieb die Chemie ein stabilisierendes Element der heimischen
Industrielandschaft. Denn: Während in der gesamten Industrie seit Mitte der 90er-Jahre 6 Prozent der Arbeitsplätze
verloren gingen, ist die Beschäftigung in der Chemie um insgesamt 3 Prozent gestiegen, allein 2003 um 1,5
Prozent. Zu diesem Resumee kommt Günter Wolf von der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft
in seinem jüngsten Branchenbericht.
"Die Chemiekonjunktur 2003 litt unter einer schwachen Nachfrage und einem 'exportfeindlichen' Eurokurs",
attestiert Branchenexperte Wolf. So konnte die Branche nur ein Exportplus von 0,5 Prozent verbuchen. Die Ursache
waren Exporteinbußen der Pharmahersteller und der Produzenten organischer Grundstoffe. Die Ausfuhren im Kunststoffbereich
stagnierten. Demgegenüber stand ein hohes Exportplus bei Kosmetika und Pflegemittel von knapp 11 Prozent;
die Sparte verbucht bereits seit 2000 Zuwächse im zweistelligen Bereich. Zugleich ist auch der Export sonstiger
chemischer Produkte gestiegen, zum Teil relativ stark.
Gleichzeitig hat Österreichs Chemieindustrie ihre Investitionen 2003 um 13 Prozent gesteigert. Ein bemerkenswertes
Ergebnis berücksichtigt man, dass der Industrie-durchschnitt bei 6 Prozent lag. Im laufenden Jahr will die
Chemieindustrie ihr Investitionsvolumen um weitere 25 Prozent auf 960 Millionen Euro aufstocken. "Mit über
9 Prozent ihres Umsatzes hat die Chemie eine der höchsten Investitionsquoten innerhalb der Industrie",
sagt Günter Wolf von der BA-CA. Befragt nach ihren Umsatzerwartungen für 2004 waren die Chemieunternehmen
zuletzt mit plus 4 Prozent dennoch etwas vorsichtiger als in ihren Investitionsplänen.
Im internationalen Vergleich verbessert sich die Position der österreichischen Chemie sukzessive. Das zeigt
das rückläufige Handelsbilanzdefizit, wozu wesentlich die qualitative Aufwertung der Produktpalette beiträgt.
Belief sich das Handelsbilanzdefizit Mitte 90er-Jahre auf 1,3 Milliarden Euro, so hat es sich bis 2003 auf 1 Milliarde
Euro verbessert. In der ersten Hälfte der 90er-Jahre lag der durchschnittliche Wert der heimischen Chemieexporte
pro Produkteinheit um knapp 25 Prozent unter den entsprechenden Importwerten. Diese Relation hat sich inzwischen
auf 4 Prozent verringert.
"Ob und in welchem Ausmaß die EU-Erweiterung den Chemiestandort Österreich beeinflusst, lässt
sich heute noch nicht beantworten", so Branchenanalyst Wolf, "Das neue EU-Chemikalienrecht wird die Branche
hingegen einiges kosten." Und er nennt als Beispiel die Gefahr der Abwanderung von kleinen und mittleren Feinchemieherstellern,
der Sparte, die nach den neuen Regelungen besonders viele Produkte registrieren lassen muss. |