Sensationelles Sommergastspiel am Linzer Landestheater:
Linz (lk) - Einen dicken Fisch konnte das Landestheater für sein nun (seit vier Jahren) schon
traditionelles Sommermusical an Land ziehen: Von 13. bis 25. Juli spielen und singen Mitglieder des New York Harlem
Theatre George Gershwins "Porgy and Bess", eine "American Folk Opera", wie sie sein Schöpfer
verstanden wissen wollte.
Die Verhandlungen für dieses Gastspiel gestalteten sich deshalb besonders schwierig, weil das Große
Haus des Landtheaters mit seinen bloß rund 700 Plätzen keinen adäquaten Rahmen für eine derart
aufwändigen Produktion mit insgesamt 110 Mitarbeiter(inne)n bietet. Also warf man seitens des Theaters Ressourcen
in die Bresche, stellte Bühne/Probenbühne und andere Räumlichkeiten für diese neu besetzte
Wiederaufnahme zur Verfügung und erhielt so den Zuschlag für den Tourneestart, von dem aus das Ensemble
nach Stockholm und weiter nach Japan ziehen wird. Die gezeigte Fassung ist derzeit die einzige autorisierte Produktion
von "Porgy and Bess" in Europa, die man in unseren Breiten so schnell nicht mehr wiedersehen wird. Die
letzte in Österreich aufgeführte Produktion dieser Folk Opera in Wien liegt schon Jahrzehnte zurück,
und auch sonst wagt sich kaum ein europäisches Opernhaus an dieses Werk, welches ausschließlich mit
schwarzen Darstellern gespielt werden darf.
Theaterintendant Klügl erwartet "16 ausverkaufte Vorstellungen", wobei es Samstag/Sonntag- Nachmittagsaufführungen
mit ermäßigten Preisen für Familien geben wird. Der Kartenvorverkauf beginnt am 14. April, die
Preise betragen zwischen 17 und 66 Euro. Dieses "größte amerikanische musikdramatische Werk des
20. Jahrhunderts" (Klügl) ist 1935 uraufgeführt worden, nachdem Gershwin 20 Monate daran gearbeitet
hatte. Es war zunächst aus rassistischen Gründen kein Erfolg, der sich erst später einstellte und
einen wichtigen Beitrag zum Abbau der Rassenschranken in den USA leistete. An der New Yorker Metropolitan Opera
wurde "Porgy and Bess" zum Beispiel erst 1985 zum ersten Mal aufgeführt. Erzählt wird die Geschichte
des armen Hirten Porgy, der sich in Charleston in die schon mit Prostitution und Rauschgift in Berührung gekommene
Bess verliebt. Die Geschichte dieser Liebe ist es, die das Werk vorantreibt und schließlich nach allerlei
tragischen Verwicklungen mit einem offenen, aber auch gewisse Hoffnungen versprechenden Schluss endet.
Dutzende Melodien aus "Porgy and Bess" sind in die Musikgeschichte eingegangen und auch in die Alltagskultur(en)
übernommen worden, die berühmteste davon ist sicherlich "Summertime". Die Aufführungsserie
in Linz ist für die oberösterreichische Landeshauptstadt "ein sehr exklusives Ereignis" und
wäre mit einem neuen Musiktheater sehr viel leichter nach Linz zu bekommen gewesen, wie der Intendant anmerkt.
Im Gegensatz zu dem Musicalproduktionen früherer Theatersommer ist "Porgy and Bess" heuer keine
leichte Sommerkost, wird aber das Publikum gleichwohl in eine fremde, wundersame Welt entführen. |