Kaufargumente der Vergangenheit verlieren ihren Neuigkeitswert – Marktkapitalisierung und Liquidität
locken neue Investoren an
Wien (ba-ca) - Die Wiener Börse, die sich in den letzten Jahren praktisch von allen anderen Märkten
abgekoppelt hatte, wird ihr Eigenleben nicht auf Dauer fortsetzen können. Nach einer annähernden Verdoppelung
innerhalb von nur 19 Monaten und einem Rekordstand im ATX wird sich der österreichische Aktienmarkt wahrscheinlich
in Zukunft mehr als bisher an den internationalen Börsen orientieren. "Viele Kaufargumente aus der Vergangenheit,
wie die krasse Unterbewertung oder das starke Wachstum in Osteuropa, auf die wir in den letzten Jahren hingewiesen
haben, haben entweder ihren Neuigkeitswert verloren oder wurden durch den Anstieg des Marktes korrigiert",
erklärte Alfred Reisenberger, Leiter des Aktienresearch Österreich der Bank Austria Creditanstalt. Dennoch
sieht die BA-CA weiter Aufwärts- potenzial für den ATX, wenn auch eingeschränkt.
Das Anfang des Jahres ambitioniert gesetzte ATX-Ziel der BA-CA von 2.000 Punkten im ersten Halbjahr 2005 wurde
bereits 12 Monate früher als erwartet erreicht. Diese Marke im ATX ist allerdings eine rein psychologische
Marke und stellt keine charttechnische Hürde dar. Andererseits sind viele Werte bereits bei ihren Kurszielen
angekommen, sodass aus fundamentaler Sicht mit einer Verlangsamung zu rechnen ist. Die Analysten der BA-CA gehen
davon aus, dass der ATX noch etwas ansteigen kann. Bis Jahresende sollte der Index bis auf 2.090 Punkte zulegen
können.
Bewertung noch nicht überzogen Trotz der starken Kurssteigerungen ist die Bewertung der im ATX vertretenen
Titel noch nicht überzogen. Auch wenn es nun schwierig erscheint, Investoren von heimischen Unternehmen zu
überzeugen, lockt die enorm gestiegene Marktkapitalisierung eine neue Gruppe von Anlegern an, deren Investment-Kriterien
die Wiener Börse bisher ausgeschlossen hatten. Die Liquidität erreichte ebenfalls ein Rekordhoch. Während
noch Anfang 2002 pro Tag durchschnittlich EUR 45 Mio. EUR umgesetzt wurden, liegt der Wert heute bei 139 Mio. EUR.
Für die Wiener Börse spricht weiters, dass das Gewinnwachstum weiterhin intakt ist. Diese Einschätzung
basiert auf einer Reihe von Einflussfaktoren, insbesondere den Themen CEE-Wachstum, allgemeines Wirtschaftswachstum,
Steuerreform, Kostenreduktionen und Produktionsgewinne.
Empfehlungen Neu auf der Empfehlungsliste befinden sich die Erste Bank und Austrian Airlines, bei beiden wird eine
Ertragssteigerung erwartet. Böhler-Uddeholm und Wienerberger bleiben nach einer Anhebung des von den BA-CA
Analysten angenommenen Kurszieles auf Kauf und teilen sich damit ihr Rating mit Andritz, Palfinger, Telekom Austria
und voestalpine.
OMV und Flughafen Wien, die bisher einen Fixplatz unter den Top-Empfehlungen gehabt hatten, wurden nach Erreichen
des Kurszieles vorerst auf Halten zurückgenommen. |