Mariazell im Mai spirituelles Zentrum Mitteleuropas  

erstellt am
23. 04. 04

Zur »Wallfahrt der Völker« am 22. Mai werden rund 80.000 Pilger erwartet
Wien (stephanscom.at) - Rund 80.000 Pilger werden am Samstag, 22. Mai, in Mariazell mit zweihundert Kardinälen und Bischöfen (und in Anwesenheit fast aller Staatschefs der am Mitteleuropäischen Katholikentag beteiligten acht Länder) den Festgottesdienst mitfeiern. Die Messfeier auf dem Gelände des Sportflughafens ist der absolute Höhepunkt des Mitteleuropäischen Katholikentags. Doch Mariazell kann in diesen Tagen noch mit einer Reihe weiterer kirchlicher "Höhepunkte" aufwarten, die den steirischen Marienort vom 20. bis 23. Mai zum spirituellen Zentrum Mitteleuropas machen.

"Herzstück" des viertägigen Programms ist die eigentliche "Wallfahrt der Völker" am Samstag, 22. Mai. Am Samstagmorgen wird die Gnadenstatue von Mariazell bereits um 7 Uhr in einer Prozession zum Festgelände am Flugfeld gebracht, wo um 8 Uhr das Vorprogramm zur Eucharistiefeier beginnt. Dabei stellen sich die acht Teilnehmerländer in ihrer jeweiligen Sprache vor. Um 11 Uhr schließlich beginnt die - vom ORF und den Rundfunkanstalten der anderen Teilnehmerländer direkt im Fernsehen übertragene - Eucharistiefeier, die bis zirka 13 Uhr dauern wird. Der Gottesdienst steht unter dem Wort Mariens "Was Er euch sagt, das tut". Päpstlicher Legat ist Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano. Neben den Staatsoberhäuptern der meisten teilnehmenden Länder hat auch EU-Kommissionspräsident Romano Prodi sein Kommen zugesagt.

Zum Abschluss der Feier wird von den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der acht Teilnehmerländer die "Botschaft von Mariazell" proklamiert, die den Weg der Kirche in Mitteleuropa in den nächsten Jahren prägen soll. Anschließend folgt eine Prozession mit der Gnadenstatue durch das Pilgervolk auf dem Festgelände. An den Gottesdienst schließt sich ein "Fest der Begegnung" auf dem Flugfeld an.

50 Jahre "schweigende Kerzen"
Als symbolträchtiger Auftakt zur "Wallfahrt der Völker" werden bereits am Donnerstag, 20. Mai, bei einem Festgottesdienst in Mariazell wieder die "schweigenden Kerzen" brennen. Die Geste geht auf ein historisches Datum in der Geschichte der Katholischen Arbeiterjugend (KAJ) vor 50 Jahren zurück: Am 1. Mai 1954 versammelten sich 7.500 junge Arbeiterinnen und Arbeiter aus ganz Österreich in Mariazell, um der verfolgten Brüder und Schwestern jenseits des damals neuen "Eisernen Vorhanges" zu gedenken. In einer nächtlichen Feierstunde versprachen sie ihren Glaubensgeschwistern im Osten ihre Solidarität. Als Zeichen stellten sie neun Kerzen auf, jede ein Symbol für ein Bundesland und zugleich für ein Land des damaligen "Ostblocks". Nach dieser Nacht wurden die Kerzen gelöscht und sollten erst wieder nach der Wiedererringung der Freiheit entzündet werden, was schließlich 1990 geschah.

Zu dem Festgottesdienst der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) mit dem Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern um 14 Uhr in der Mariazeller Basilika werden Bischöfe und Abordnungen aus allen ehemals kommunistischen Ländern erwartet. Am Freitag, 21. Mai, werden die Abordnungen aus den Teilnehmerländern an einer Studientagung im niederösterreichischen Hirschwang zu sozialen Fragen teilnehmen. Ziel der Tagung, die unter dem Motto "Von der Patenschaft zur Partnerschaft" steht, ist die Erarbeitung einer Sozialcharta für die mittel- und osteuropäischen Länder. Auch Bischof Aichern wird an der Tagung teilnehmen.

6.000 Jugendliche in Mariazell
Die "Wallfahrt der Völker" wird auch zu einem Jugendevent ersten Ranges: Mehr als 6.000 junge Pilger aus allen acht Teilnehmerländern werden beim Jugendtreffen von 21. bis 23. Mai in Mariazell erwartet. Das Jugendevent ist seit Monaten ausgebucht. Die rund 1.500 jungen Österreicher stellen das größte Kontingent, aber auch aus Polen werden 1.000 Jugendliche teilnehmen; jeweils 300 bis 800 junge Christen werden aus den anderen sechs Ländern erwartet.

Das von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag dauernde Jugendprogramm steht im Zeichen zweier zentraler Ziele. Einerseits geht es darum, wie junge Christinnen und Christen in ihren jeweiligen Ländern und Lebenssituationen ihren Glauben "konkret leben und weitergeben", andererseits um Impulse für die von christlicher Überzeugung getragene Mitgestaltung des neuen Europa.

Die jungen Pilger werden zu Fuß, per Rad oder Bus anreisen. Am Freitag, 21. Mai, treffen sie um 20 Uhr zur offiziellen Eröffnung in der Mariazeller Basilika zusammen. Um 22.30 Uhr beginnt die von verschiedenen katholischen Gruppierungen gestaltete Gebetsnacht, die bis 6.30 Uhr dauert. Zum Abschluss wird am Samstagmorgen ein Morgenlob in der Basilika gefeiert.

Am Samstagvormittag deckt sich das Jugendtreffen mit dem Programm der "Wallfahrt der Völker", am Nachmittag folgen wieder jugendspezifische Highlights mit zahlreichen Workshops, Gesprächsrunden, Musik und Kultur. Von 19 bis 21 Uhr ist ein Jugendfest auf dem Festgelände geplant. Abschluss und Höhepunkt des Jugendtreffens ist ein Jugendgottesdienst am Sonntag, 23. Mai, um 11 Uhr auf dem Flugfeld, der von den "Jugend-Bischöfen" der Teilnehmerländer zelebriert wird.

Soldatenwallfahrt am 21. Mai
Auch in der österreichischen Militärdiözese laufen die Vorbereitungen für die "Wallfahrt der Völker" auf Hochtouren. Zwischen 500 und 800 Soldaten aus Europa - darunter 300 bis 400 aus dem Ausland - werden am 21. Mai in Mariazell erwartet, wo ein internationales Soldaten-Camp als Quartier dient. Um 15 Uhr feiern die Soldaten in der Basilika einen Festgottesdienst, den der österreichischen Militärbischof Christian Werner gemeinsam mit den Militärbischöfen bzw. deren Vertretern aus den anderen Teilnehmerländern zelebrieren wird. Darüber hinaus wird auch eine Militärdelegation aus Deutschland erwartet. Angekündigt hat sich auch eine Delegation aus Frankreich, wo eine Woche zuvor in Lourdes die jährliche internationale Soldaten-Wallfahrt stattfindet, zu der auch rund 500 Soldaten aus Österreich pilgern werden.

Nach dem Soldaten-Gottesdienst in der Mariazeller Basilika gibt es ein Platzkonzert der Militärmusik Niederösterreichs. Anschließend gliedern sich die Soldaten in das allgemeine Wallfahrtsprogramm ein.

Internationales Laien-Treffen
Unmittelbar vor der eigentlichen "Wallfahrt der Völker" findet am 20. und 21. Mai in Wien ein internationales Treffen katholischer Laien statt. Die Tagung in der Wiener Wirtschaftskammer steht unter dem Motto "Christen auf dem Bauplatz Europa". Veranstalter sind die Katholische Aktion Österreich (KAÖ), die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) und der Katholische Laienrat. Bei diesem Treffen kirchlicher Laienorganisationen werden die Themen der internationalen Katholikentags-Symposien in den acht Teilnehmerländern aufgegriffen und vertieft: Die Palette reicht dabei von der Weitergabe des Glaubens in einer säkularen Gesellschaft über Fragen der Bioethik bis hin zu einer zeitgemäßen Ehe- und Familienpastoral. Speziell beleuchtet wird die Frage der europäischen Verfassung und das Verhältnis von Kirche und Staat in einem zukünftigen Europa.

Zu den Referenten gehören u.a. der Präsident der Kommission der EU-Bischofskonferenzen (ComECE), der Hildesheimer Bischof Josef Homeyer, sowie der Sekretär des Päpstlichen Laien-Rates, Bischof Josef Clemens, und der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (und jetzige Vorsitzende der "Semaines Sociales de France"), Michel Camdessus.

Mitteleuropäischer Katholikentag: http://www.katholikentag.at
Katholikentag auf Stephanscom.at:
http://stephanscom.at/mekt/
     
zurück