Neue Therapiemöglichkeit werden angeboten
Wien (rk) - Höhere Lebenserwartung, verbesserte Behandlung von Herzkreislauferkrankungen und
heutige Lebensgewohnheiten ergeben eine rasante Zunahme dieser Erkrankung.
Das Präventionsprogramm der Stadt Wien "Ein Herz für Wien", das seit 2001 Projekte und Veranstaltungen
zur Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen anbietet, unterstützt auch die 1. Wiener Herzinsuffizienz
Enquete am Donnerstag, den 22. April 2004. Es werden dort neben einer neuen Therapiemethode für HerzinsuffizienzpatientInnen
auch Möglichkeiten der Prävention vorgestellt, und auch auf die Psychosozialen Aspekte der Krankheit
eingegangen.
Die Statistik zeigt, dass in naher Zukunft Herzinsuffizienz zu einer der häufigsten Todesursachen zählen
wird. Im Rahmen einer europaweit durchgeführten Studie ist von 341 Patienten in Wien innerhalb von 3 Jahren
jeder zweite Patient, der wegen Herzschwäche hospitalisiert war, verstorben. Dabei war die Herzmuskelschwäche
die führende Todesursache.
Herzmuskelschwäche oder Herzinsuffizienz ist die eingeschränkte Pumpfunktion des Herzens, die zu einer
mangelnden Blut- und Sauerstoffversorgung des Körpers führt. Da der Bedarf an Sauerstoff bei körperlicher
Belastung größer wird, äußern sich die Symptome der Erkrankung zuerst bei Belastung.
Die Symptome der Erkrankung sind in der Frühphase Kurzatmigkeit beim Stiegensteigen verbunden mit zuerst abends
später ganztags geschwollenen Knöcheln in einem bereits fortgeschrittenerem Stadium. In der Spätphase
der Erkrankung besteht Atemnot bereits in Ruhe und/oder bei geringster körperlicher Belastung verbunden mit
hochgradiger Schwäche und Ermüdbarkeit als Ausdruck der lebensbedrohlichen Einschränkung der Pumpfunktion
des Herzens.
"Bei vielen Menschen besteht heute die Gefahr, dass sie an Herzinsuffizienz erkranken. Besonders Patienten,
die an einem erhöhten Blutdruck leiden oder einen Herzinfarkt überstanden haben, zählen zu der Risikogruppe",
so Gesundheits- und Sozialstadträtin Dr. Elisabeth Pittermann. Zuckerkrankheit und Herzklappenfehler sowie
vor allem höheres Lebensalter über 65 Jahren sind weitere bekannte Risikofaktoren für die Entstehung
einer Herzinsuffizienz.
Durch rechtzeitiges Erkennen und Behandeln kann geholfen werden
Die Möglichkeit durch eine leitliniengestützte medikamentöse Standardtherapie (bestehend aus ACE-Hemmer,
AT1-und Betablocker sowie Spironolactone) den Patienten zu helfen, ist heute gegeben. "Leider ist eine österreichweite,
flächendeckende Umsetzung dieser Therapie noch lange nicht erreicht. Besonders älteren Patienten, die
die überwiegende Mehrheit der Patientenpopulation darstellen, wird diese Therapie nicht optimal angeboten";
so Univ.- Prof. Dr. Richard Pacher, Abteilung für Kardiologie.
Nach internationalen Untersuchungen kann auch mit Hilfe nicht pharmakologischer Maßnahmen (z.B. ambulante
Heimbetreuung) eine Verbesserung der Lebensqualität und Lebenserwartung sowie eine Senkung der Hospitalisierungsrate
erzielt werden. Entscheidend für den Erfolg ist dabei der wiederholte persönliche Kontakt mit den betroffenen
Patienten, verbunden mit ausführlicher Erklärung der Krankheitssymptome. Zusätzlich werden die Patienten
ausführlich über die Vorteile einer leitliniengestützten Standardtherapie in ausreichender Dosierung
informiert und die Therapietreue überwacht.
Die Universitätsklinik für Innere Medizin, Abteilung für Kardiologie hat durch eine Initiative von
Univ.- Prof. Dr. Richard Pacher gemeinsam mit Wiener Gemeindespitälern eine Studie im Jahr 2003 begonnen,
die eine Verbesserung des Schicksals der an Herzschwäche leidenden Wiener Patient verspricht.
Ziel der Studie ist nachzuweisen, dass eine ambulante Heimbetreuung durch eine qualifizierte Herzinsuffizienzschwester
in Kooperation mit spezialisierten Ärzten in den Ambulanzen der Wiener Gemeindespitäler und im AKH den
Krankheitsverlauf positiv beeinflusst. Dabei soll durch einen vermehrten Einsatz der von der europäischen
Gesellschaft für Kardiologie empfohlenen "leitliniengestützten Standardtherapie" die Notwendigkeit
stationärer Wiederaufnahmen wegen Herzschwäche im Vergleich zur konventionellen Versorgung signifikant
reduziert werden.
Patienten, die in den Wiener Gemeindespitälern (Kaiserin Elisabethspital, Kaiser Franz Josef Spital Lainz,
SMZ Ost/Donuaspital, Wilhelminenspital und AKH) wegen Herzschwäche stationär aufgenommen werden, haben
die Möglichkeit vom erwähnten optimierten Betreuungssystem unter Studienbedingungen zu profitieren. Die
Patienten werden nach einem Zufallsprinzip entweder einer ambulanten Heimbetreuung in regelmäßigen Abständen
über ein Jahr oder einer Vergleichsgruppe mit konventioneller Versorgung zugeteilt. Die persönliche Betreuung
durch eine speziell geschulte mobile Schwester soll garantieren, dass der Patient seine individuell vorgeschriebene
Therapie ein- und annimmt. Die Wertigkeit einer zusätzlichen Bestimmung des Herzhormones vor Entlassung, welche
zur Intensivierung des ambulanten Betreuungskonzepts führt, wird ebenfalls untersucht.
Es ist geplant 600 Patienten bis zum Jahre 2005 in die Studie einzuschließen. |