ÖPUL-Projekt soll einzigartige Obstbaumbestände sichern
Eisenstadt (blms) - Auch wenn die Kirschbaumbestände in der Kirschblütenregion wie
auch ihre direkte wirtschaftliche Bedeutung in den letzten Jahrzehnten zum Teil drastisch zurück- gegangen
sind, sprechen heute wichtige Gründe dafür, diese traditionelle Bewirtschaftungsform zu erhalten. Das
im Vorjahr gestartete ÖPUL-Förderprojekt ,Kirschblütenregion hat deshalb die Erhaltung des wertvollen
Altbestandes an Hochstammbäumen zum Ziel. Zusammen mit der Förderung von Streuobstnachpflanzungen soll
das typische Landschaftsbild am Westufer des Neusiedler Sees, das auch zum UNESCO- Weltkulturerbe erklärt
wurde, dauerhaft abgesichert werden, erklärte Landesrat Paul Rittsteuer am Mittwoch (21. 04.)
in Purbach gegenüber Medienvertretern.
Der Kirschenanbau in der heutigen Kirschblütenregion, die die Seewestufergemeinden Donnerskirchen, Purbach,
Breitenbrunn, Winden und Jois umfasst, lässt sich einige Jahrhunderte zurückverfolgen. Ab dem 18. Jahrhundert
wurde hier mit der Begründung der heute so typischen Mischkulturen mit Kirschbeständen auf Wein- und
Ackerflächen begonnen. Seine wirtschaftliche Blüte erlebte der Kirschenanbau in der Zwischen- und Nachkriegszeit
mit 10.000 bis 15.000 Bäumen pro Gemeinde. So waren burgenländische Kirschen eine begehrte Ware auf den
Wiener Märkten und gleichzeitig ein wichtiges Einkommensstandbein der vielen kleinen bäuerlichen Betriebe.
Die Hauptgründe für den Rückgang des Kirschen- und des Streuobstbaues generell ab den 1960er Jahren
waren die Verteuerung der menschlichen Arbeitskraft, eine verstärkte Konkurrenz durch Importware, die fortschreitende
Mechanisierung der Landwirtschaft sowie Siedlungserweiterungen. Heute beträgt der Gesamtbestand an Obstbäumen
in der Kirschblütenregion Schätzungen zufolge nur noch 12.000 Bäume.
Der erste Schritt zur Erhaltung dieser wertvollen Landschaftselemente wurde mit der Erstellung einer über
das Ziel 1-Programm finanzierten Studie des aus den fünf Gemeinden bestehenden Regionalverbandes gemacht.
Darin wird u. a. die Bedeutung der alten Hochstammbestände für die Erhaltung der Sorten- und Genvielfalt,
für den Naturschutz und die Biodiversität z. B. Schutz gefährdeter Brutvogelarten und für die
Erhaltung des typischen Landschaftsbildes als wichtige Grundlage für den Tourismus dargestellt. Weiters wird
im Rahmen der Studie ein umfassendes ÖPUL-Projekt für ein genau abgegrenztes Projektgebiet entwickelt
und definiert, dessen Umsetzung zur Absicherung des Altbaumbestandes in der Kirschblütenregion beitragen soll.
Dieses ÖPUL-Projekt wurde im Vorjahr gestartet und umfasst eine Projektfläche inklusive Siedlungsgebiete
und Verkehrsflächen usw. von fast 5.000 ha in den Gemeinden Donnerskirchen, Purbach, Breitenbrunn, Winden,
Jois und Neusiedl am See. Teilnahmewilligen Betrieben stehen eine Reihe von Maßnahmenpaketen zur Erhaltung
der Obstbestände zur Auswahl, die je nach Umfang der geforderten Voraussetzungen (z. B. Mindestbaumbestände)
und Schutzmaßnahmen unterschiedlich hoch von 72 bis zu 690 Euro pro ha abgegolten werden können.
Die Mindestteilnahmedauer beträgt fünf Jahre. Bis dato wurden von 123 Landwirten bereits über 70
ha Obstbestände in dieses Projekt eingebracht, wofür die Betriebe jährliche Förderungen im
Gesamtausmaß von 12.500 Euro lukrieren. Ziel ist es, letztendlich bis zu 6.000 Altbäume bzw. 50 % des
Bestandes in die Maßnahmenflächen zu bekommen.
Rittsteuer: „Wir wollen mit diesem Angebot auch eine Perspektive für das Nachpflanzen von autochthonen Obstsorten
schaffen und so eine dauerhafte Absicherung des einzigartigen Landschaftsbildes in der Kirschblütenregion
erreichen. Das ebenfalls im Vorjahr in Zusammenarbeit mit ausgewählten Baumschulen gestartete burgenlandweite
Streuobstbaum-Nachpflanzprojekt stellt deshalb eine ideale Ergänzung dar. Dabei werden die Anschaffungskosten
für großkronige Mittel- und Hochstammbäume lokaltypischer Obstsorten inklusive Stützpflock
und Schutzgitter zu 70 % gefördert. Ziel ist es, bis 2005 mindestens 36.000 Obstbaumnachpflanzungen zu erreichen,
wofür insgesamt 606.000 Euro von Land, Bund und EU bereitgestellt werden.“ |