Erhaltungsinitiative für »Kirschblütenregion«   

erstellt am
22. 04. 04

ÖPUL-Projekt soll einzigartige Obstbaumbestände sichern
Eisenstadt (blms) - Auch wenn die Kirschbaumbestände in der Kirschblütenregion wie auch ihre direkte wirtschaftliche Bedeutung in den letzten Jahrzehnten zum Teil drastisch zurück- gegangen sind, sprechen heute wichtige Gründe dafür, diese traditionelle Bewirtschaftungsform zu erhalten. Das im Vorjahr gestartete ÖPUL-Förderprojekt ,Kirschblütenregion hat deshalb die Erhaltung des wertvollen Altbestandes an Hochstammbäumen zum Ziel. Zusammen mit der Förderung von Streuobstnachpflanzungen soll das typische Landschaftsbild am Westufer des Neusiedler Sees, das auch zum UNESCO- Weltkulturerbe erklärt wurde, dauerhaft abgesichert werden, erklärte Landesrat Paul Rittsteuer am Mittwoch (21. 04.) in Purbach gegenüber Medienvertretern.

Der Kirschenanbau in der heutigen Kirschblütenregion, die die Seewestufergemeinden Donnerskirchen, Purbach, Breitenbrunn, Winden und Jois umfasst, lässt sich einige Jahrhunderte zurückverfolgen. Ab dem 18. Jahrhundert wurde hier mit der Begründung der heute so typischen Mischkulturen mit Kirschbeständen auf Wein- und Ackerflächen begonnen. Seine wirtschaftliche Blüte erlebte der Kirschenanbau in der Zwischen- und Nachkriegszeit mit 10.000 bis 15.000 Bäumen pro Gemeinde. So waren burgenländische Kirschen eine begehrte Ware auf den Wiener Märkten und gleichzeitig ein wichtiges Einkommensstandbein der vielen kleinen bäuerlichen Betriebe. Die Hauptgründe für den Rückgang des Kirschen- und des Streuobstbaues generell ab den 1960er Jahren waren die Verteuerung der menschlichen Arbeitskraft, eine verstärkte Konkurrenz durch Importware, die fortschreitende Mechanisierung der Landwirtschaft sowie Siedlungserweiterungen. Heute beträgt der Gesamtbestand an Obstbäumen in der Kirschblütenregion Schätzungen zufolge nur noch 12.000 Bäume.

Der erste Schritt zur Erhaltung dieser wertvollen Landschaftselemente wurde mit der Erstellung einer über das Ziel 1-Programm finanzierten Studie des aus den fünf Gemeinden bestehenden Regionalverbandes gemacht. Darin wird u. a. die Bedeutung der alten Hochstammbestände für die Erhaltung der Sorten- und Genvielfalt, für den Naturschutz und die Biodiversität z. B. Schutz gefährdeter Brutvogelarten und für die Erhaltung des typischen Landschaftsbildes als wichtige Grundlage für den Tourismus dargestellt. Weiters wird im Rahmen der Studie ein umfassendes ÖPUL-Projekt für ein genau abgegrenztes Projektgebiet entwickelt und definiert, dessen Umsetzung zur Absicherung des Altbaumbestandes in der Kirschblütenregion beitragen soll.

Dieses ÖPUL-Projekt wurde im Vorjahr gestartet und umfasst eine Projektfläche inklusive Siedlungsgebiete und Verkehrsflächen usw. von fast 5.000 ha in den Gemeinden Donnerskirchen, Purbach, Breitenbrunn, Winden, Jois und Neusiedl am See. Teilnahmewilligen Betrieben stehen eine Reihe von Maßnahmenpaketen zur Erhaltung der Obstbestände zur Auswahl, die je nach Umfang der geforderten Voraussetzungen (z. B. Mindestbaumbestände) und Schutzmaßnahmen unterschiedlich hoch von 72 bis zu 690 Euro pro ha abgegolten werden können.

Die Mindestteilnahmedauer beträgt fünf Jahre. Bis dato wurden von 123 Landwirten bereits über 70 ha Obstbestände in dieses Projekt eingebracht, wofür die Betriebe jährliche Förderungen im Gesamtausmaß von 12.500 Euro lukrieren. Ziel ist es, letztendlich bis zu 6.000 Altbäume bzw. 50 % des Bestandes in die Maßnahmenflächen zu bekommen.

Rittsteuer: „Wir wollen mit diesem Angebot auch eine Perspektive für das Nachpflanzen von autochthonen Obstsorten schaffen und so eine dauerhafte Absicherung des einzigartigen Landschaftsbildes in der Kirschblütenregion erreichen. Das ebenfalls im Vorjahr in Zusammenarbeit mit ausgewählten Baumschulen gestartete burgenlandweite Streuobstbaum-Nachpflanzprojekt stellt deshalb eine ideale Ergänzung dar. Dabei werden die Anschaffungskosten für großkronige Mittel- und Hochstammbäume lokaltypischer Obstsorten inklusive Stützpflock und Schutzgitter zu 70 % gefördert. Ziel ist es, bis 2005 mindestens 36.000 Obstbaumnachpflanzungen zu erreichen, wofür insgesamt 606.000 Euro von Land, Bund und EU bereitgestellt werden.“
     
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