Nationalratspräsident Khol bei der Landesversammlung der SVP
Bozen / Wien (pk) - Auch mit der unmittelbar bevorstehenden Erweiterung der EU und mit der
neuen EU-Verfassung bleibe Südtirol eine "europapolitische Priorität für Österreich",
erklärte Nationalratspräsident Andreas Khol am Montag (19. 04.) bei der Landesversammlung
der Südtiroler Volkspartei in Meran. Khol nimmt an der Versammlung in seinen Funktionen als Nationalratspräsident
und als Obmann des Südtirol-Unterausschusses des Nationalrats teil.
Österreich werde nicht zulassen, dass unter dem Deckmantel von EU-rechtlichen Argumenten die Südtirolautonomie
"ausgehebelt wird", unterstrich Khol in seiner Grußadresse an die Delegierten. Dies gelte auch
für die Frage der Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung, die laut Khol ein "Eckstein der Autonomie
und eine Voraussetzung dafür ist, dass die Südtiroler Herren im eigenen Haus bleiben". An der Substanz
dürfe nicht gerüttelt werden. Österreich habe sich, in ständigem Kontakt mit den Südtirolern,
auf europäischer Ebene intensiv um eine Entschärfung und Lösung dieser Angelegenheit bemüht
und werde dies, falls nötig, auch weiter tun, betonte Khol und hielt fest: "Die Südtirolautonomie
hat für ganz Europa Vorbildcharakter.
Khol erläuterte außerdem, dass im so genannten Österreich-Konvent derzeit über eine neue österreichische
Bundesverfassung beraten wird. In diesem Zusammenhang will der Nationalratspräsident gemeinsam mit dem Konvent-Vertreter
des Landes Tirol, Landtagspräsident Helmut Mader, eine geeignete Form suchen, die Rolle Österreichs für
Südtirol in der Verfassung zu verankern.
Österreich möchte sich nicht in die inneren Angelegenheiten Italiens einmischen, es stehe ihm auch kein
Urteil über das in Verhandlung stehende Verfassungsgesetz über die Föderalisierung Italiens zu,
führte der Nationalratspräsident weiter aus. Man werde aber die Diskussion über jene Bestimmungen,
die die Südtirolautonomie berühren, genau verfolgen und gegebenenfalls aktiv werden. "Wir teilen
die Besorgnis Südtirols über die Ergebnisse der 1. Lesung des Verfassungsgesetzes im italienischen Senat",
machte Khol deutlich. Der vorliegende Text widerspreche teilweise den in der Streitbeilegungserklärung von
1992 festgelegten Vereinbarungen. Österreich würde aber nur dann aktiv werden, wenn es von Südtiroler
Seite darum ersucht werde, sagte Khol.
Khol ging in seiner Grußadresse auch auf die Chancen ein, die für Österreich und für Südtirol
mit der Erweiterung der EU verbunden seien. Es entstehe eine neue wirtschaftliche und politische Wachstumszone.
"So wie wir heute die Brennergrenze nicht mehr spüren, so werden die Grenzen zu unseren östlichen
Nachbarn zunehmend unspürbar", stellte Khol fest.
Bei der Landesversammlung der SVP wird auch ein neuer Parteiobmann gewählt. Präsident Khol sprach dem
scheidenden Obmann Siegfried Brugger den Dank der Republik aus. Aus österreichischer Sicht sei der gesicherte
Fortbestand einer starken und geeinten Sammelpartei, die auch gegenüber Rom die Angelegenheiten der Minderheit
mit Stärke und Glaubwürdigkeit vertreten kann, auch in Zukunft von herausragender Bedeutung, betonte
Präsident Khol. |