Linz (stadt) - Mit einer kleinen, aber umso exklusiveren Ausstellung wird die Reihe der kulturgeschichtlich-archäologischen
Expositionen vom 20. April bis 4. Juli im Nordico fortgesetzt: „Vom Griffel zum Kultobjekt“ lautet der Titel der
Präsentation von rund 100 ausgewählten Fundstücken und Objekten, die sich mit einem seit urdenklichen
Zeiten exisitierenden Thema „Schrift und Schreibgeräte“ beschäftigen. Die meisten Schriftdokumente aus
dem ersten bis dritten Jahrhundert nach Christus werden dem interessierten Publikum erstmals gezeigt.
Vom Stilus zum Tablet PC
Durch die Zusammenarbeit mit der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Wien können
erlesenste Schreibgeräte der altägyptischen, griechisch-römischen, koptischen und islamischen Kultur
gezeigt werden. Der zeitliche Rahmen wird vom zweiten Jahrtausend vor Christus bis zur Gegenwart gespannt: von
einer der frühesten Formen des Schreibgeräts, den Stilus, bis zum elektronischen Griffel, ein Tablet
PC, das von der Firma Microsoft Wien gespendet wurde. Zusätzlich werden einige Schriftstücke, so genannte
Papyri zu sehen sein, die den oft mühsamen Prozess des Übens und Niederschreibens von Schülern damaliger
Zeiten vor Augen führen.
Sammlerstücke
Dass mit Schreibutensilien auch Leidenschaft und Sammeleifer verbunden sind, zeigt ein anderer Ausstellungsbereich.
Hier geht es um kostbare Ausführungen von Schreibgeräten, deren Wandel zu Kultobjekten sich ab dem vorigen
Jahrhundert abgezeichnet hat. Damit avancierten etwa Füllfedern zu hochgeschätzten Wert- und Sammelgegenständen.
Einen Einblick in die Welt des Sammlers gibt Professor Dr. Reinhold Knoll, Wien, der Besitzer einer wertvollen
Füllfederkollektion, aus der einige Exemplare zu bewundern sind.
Die Ausstellung erfährt noch eine höchst originelle und aufschlußreiche Ergänzung. Zeitgenössische
österreichische AutorInnen stellten Schriftproben und Schreibgeräte zur Verfügung. Damit soll dokumentiert
werden, dass die Schreibkultur heute genauso wie vor nahezu 5000 Jahren aktuell ist.
Funde aus Linz
Als weitere Belege für die Verwendung der Schrift werden Funde aus dem römerzeitlichen Linz, dem antiken
Lentia, präsentiert. Es sind dies Keramik- und Ziegelfragmente, auf denen sich Reste von Mitteilungen und
Notizen erhalten haben. Bei Ausgrabungen gefundene Griffel (Stili) aus Bronze oder Eisen erinnern daran, dass Wichtiges
„zu Wachs“ gebracht worden war. Die zum Griffel gehörenden Wachstafeln sind nicht erhalten, moderne Kopien
vermitteln jedoch eine Vorstellung ihrer Beschaffenheit.
Die Schau ist eine sinnvolle Ergänzung zur gleichzeitig laufenden Ausstellung „Hügelland – Donauband“,
die im ersten Stock des Nordicos Einblick in die archäologische Forschung in und um Linz gewährt. |