Kleiner Zaunkönig heuer ganz groß  

erstellt am
20. 04. 04

Einer der kleinsten Vögel Europas wurde zum »Vogel des Jahres 2004« gewählt
Salzburg (lk) - Einer der kleinsten Vögel Europas steht heuer ganz groß im Vordergrund: BirdLife Österreich und der Naturschutzbund Deutschland haben den Zaunkönig zum „Vogel des Jahres 2004“ gewählt. Der Zaunkönig ist ein Vogel, dessen Namen zwar viele kennen, den aber die wenigsten noch zu Gesicht bekommen haben. Kein Wunder, ist er doch ein Meister des Versteckens, der die meiste Zeit im dichten Unterholz herumhuscht und nur selten frei zu sehen ist. Dieser „bekannte Unbekannte" soll daher heuer in den Mittelpunkt des Interesses gestellt werden, so die Intention von BirdLife.

Der Zaunkönig gehört mit geschätzten 500.000 Brutpaaren zu den zehn häufigsten Vögeln Österreichs. Man muss sich also um seinen Bestand momentan keine Sorgen machen. Dennoch stellt er an seine Lebensräume Ansprüche, die es zu beachten gilt, soll er diesen privilegierten Platz in der Vogelwelt auch weiterhin behalten.

Er braucht Gehölzbestände, die in der untersten Schichte sehr dicht verwachsen sein müssen: Bach- und Flussauen, naturnahe Laub- und Mischwälder und sogar größere Gärten und Parks zählen zu seinen bevorzugten Lebensräumen. Sein Nest baut er in Nischen oder Höhlen in Wurzeltellern, an Böschungen, Baumstrünken, Reisighaufen oder in dichtem Gestrüpp nahe am Boden. Dieser sympathische Winzling steht zwar nicht auf der Roten Liste der gefährdeten Vögel, dennoch sollte man ihn mit der Erhaltung unterholzreicher, „unordentlicher" Gärten, Bachgehölze und Wälder unterstützen. Man hilft damit nicht nur dem Zaunkönig, sondern einer ganzen Reihe von weniger bekannten Tierarten, die es gerne „wild" haben.

Der Zaunkönig gehört zur gleichnamigen Familie „Zaunkönige“ (Troglotydae), die mit etwa 60 Arten weltweit verbreitet sind. Diese Art kommt von Nordamerika bis über die paläarktische Region des Erdballs vor und zählt zu den Sperlingsvögeln.

Schlechter Flieger aber guter Sänger
Beim Zaunkönig handelt es sich um einen der kleinsten Vögel Europas mit einem Gewicht von etwa zehn Gramm. Er hat eine annähernd rundliche Gestalt, ist an der Oberseite braun, Flügel, Schwanz und Flanken sind schwach quergebändert. Das kurze Schwänzchen wird oft hochgestellt. Männchen und Weibchen sind gleich gefärbt, an der Unterseite etwas heller. Auffällig ist sein lauter schmetternder Gesang, in den lange Strophen und Triller eingebaut sind. Zaunkönige sind schlechte Flieger, sie besitzen nur kurze Flügel; bevorzugt bewegen sie sich als „Schlüpfer“ in deckungsreichen Flächen. Eine ausgeprägte Strauchschicht, Wurzelanwürfe, Bruchholz oder Asthaufen, sind wichtige Strukturen in ihrem Lebensraum. Dementsprechend besiedelt er vor allem strukturreiche Laub- und Mischwälder; einförmige Forste werden gemieden. Er bewohnt auch Gärten und Parks, wenn sie verwilderte, deckungsreiche Ecken aufweisen.

Zaunkönignester sind seitlich offene, dickwandige Kugelnester aus Moos, Ästen, Nadeln und Federn, die im Dickicht von Wäldern bei einem entsprechenden Angebot von Schlupfwinkeln, im Wurzelwerk, Felsnischen und gerne auch im Uferbereich von Gewässern versteckt werden. Das Zaunkönigmännchen legt in seinem Revier bis zu zehn „Spielnester“ an, von denen nur eines dann vom Weibchen angenommen wird. Die Vögel haben bis zu zwei Jahresbruten. Legebeginn ist April bis Anfang Mai; es werden fünf bis sieben kleine, weiße, rötlich bis schwarz gesprenkelte Eier ins Nest gelegt, wobei nur das Weibchen brütet. Nach etwa 14 bis 17 Tagen schlüpfen die Jungen und werden dann noch ca. 15 bis 18 Tage von beiden Eltern gefüttert. Danach bleiben die Jungen noch einige Zeit im Familienverband beisammen.

Zaunkönige ernähren sich hauptsächlich von Spinnen, Weberknechten, und kleinen Insekten sowie deren Eiern. Ihre Beute suchen sie vor allem in Bodennähe, im Wurzelwerk und im Reisig. Ihr kleiner spitzer Schnabel erlaubt es ihnen, Futter auch in kleinsten Ritzen und Fugen zu suchen.

Zaunkönige sind Teilzieher, das heißt, ein Teil der Tiere überwintert, der andere Teil zieht bis Nordspanien, Südfrankreich und Norditalien. Die bei uns überwinternden Vögel suchen auch während der kalten Jahreszeit Insekten, was naturgemäß einigermaßen schwierig ist. Bevorzugt halten sie sich dann in Gewässernähe in Tieflagen auf.
     
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