"Der 1. Mai 2004 wird in die Geschichte Europas eingehen.
Heute begrüßen wir zehn neue Mitgliedstaaten und 75 Millionen Bürger als neue Mitglieder in der
Familie der EU-Staaten.
Fünf Jahrzehnte nach dem Beginn unseres großen europäischen Integrationsprojekts ist die durch
den Kalten Krieg herbeigeführte Teilung unseres Kontinents ein für alle Mal überwunden. Wir leben
jetzt in einem geeinten Europa.
Um dahin zu kommen, bedurfte es Mut, Entschlossenheit und beträchtlicher Anstrengungen der Menschen und politischen
Kräfte in den neuen Mitgliedstaaten. Von den Bürgern in den alten Mitgliedstaaten und ihrer politischen
Führung waren Visionen und Großmut gefordert.
Diese Woche habe ich die große Freude, zehn neue Kollegen in der Europäischen Kommission begrüßen
zu dürfen.
Sie und ihre Mitbürger bringen in die Union die Kultur und die Vielfalt von zehn Ländern ein, deren unterschiedliche
historische Wurzeln weit in die Jahrhunderte zurückreichen.
Von der Westküste Irlands bis zur Ostgrenze Polens, von Valletta im Süden bis zur Nordspitze Finnlands
feiern die Völker Europas die EU-Erweiterung mit einem bunten Reigen kultureller Veranstaltungen und bringen
so ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass sie nicht länger durch künstliche ideologische Grenzen
voneinander getrennt sind.
Als Präsident der Europäischen Kommission möchte ich betonen, dass die Kommission im Dienste der
Bürger Europas steht. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Europäische Union zum Wohle
ihrer Bürger tätig ist für mehr und bessere Arbeitsplätze, eine wettbewerbsstärkere Wirtschaft,
eine sauberere Umwelt, eine noch bessere Qualität unserer Lebensmittel und einen Raum der Freiheit und des
Rechts, in dem Kriminalität und Terrorismus uns nicht mehr bedrohen.
Die Erweiterung ist aber mehr als das. Der irische Premierminister und derzeitige Ratspräsident Ahern brachte
es vor kurzem in Prag auf den Punkt: „Mit der Erweiterung sollen die Schranken an den Grenzen und in unseren Köpfen
fallen."
Ich freue mich und bin stolz darauf, dass wir dieses gewaltige Unterfangen, einen einst geteilten Kontinent zu
einen, vollbracht haben; ich sehe aber auch, dass dies erst der Anfang ist.
In der neuen Europäischen Union mit 455 Millionen Bürgern muss jeder einzelne von uns nun mit Hand anlegen,
um auf den Fundamenten aufzubauen, die wir gemeinsam gelegt haben. Wir dürfen nichts als selbstverständlich
annehmen. Was wir erreicht haben, ist nicht unumkehrbar. Wir werden ständig mit Herausforderungen und Hindernissen
konfrontiert sein.
Aber in Vielfalt geeint sind wir stärker und besser gerüstet, um gemeinsame Probleme gemeinsam zu lösen.
In Vielfalt geeint können wir noch mehr für die Sicherheit und den Wohlstand aller Bürger tun.
Ich lade alle Europäerinnen und Europäer dazu ein, das Gelingen unseres einzigartigen Projekts mitzufeiern.
Willkommen im neuen Europa." |