Wien (rk) - "Macht das bald wieder, das ist total gemütlich - und gleich um die Ecke." Das
Filmfrühstück mit der Vorpremiere von "Real women have curves" am Sonntag (25. 04.)
hat einen bleibenden Eindruck beim vorwiegend jungen Publikum hinterlassen. Drei Tage lang luden das polycollege
und die Agenda 21 Margareten ein zum Diskutieren, Informieren und Vernetzen.
Die Gute Kontroverse
Am Freitag diskutierte eine illustre Runde um Ute Bock, Karl Ferdinand Kratzl und Michael Ludwig vom Verband
Wiener Volksbildung. Es ging um die Auswirkungen der Globalisierung auf die Erwachsenenbildung. Michael Ludwig
sah bei aller Skepsis auch positive Aspekte der Globalisierung in einer verstärkten internationalen Zusammenarbeit,
etwa bei EU-Projekten.
Maria Bühler von kgs-catering sieht in der Förderung von Bildung durch die Wirtschaft eine mögliche
Alternative. Hingegen mahnte Christoph Stoik von "social attac", dass sich die Privatwirtschaft nicht
ohne ökonomischen Nutzen engagiere und daher wichtige Bereiche von deren Engagement ausgespart werden. Der
Schauspieler Karl Ferdinand Kratzl meinte, die Menschen seien medial überfordert und würden daher zunehmend
das Interesse an Weiterbildung verlieren. Kratzl hob die Wichtigkeit der Herzensbildung hervor. Die Flüchtlings-Betreuerin
Ute Bock betonte, dass soziales Engagement in den Privatbereich abgeschoben werde und der Staat sich zunehmend
zurückziehe.
Mosaiksteine für die Zukunft
Im abschließenden Zukunftsausblick hob Christoph Stoik die Bedeutung von Netzwerken hervor und fand
durchaus auch Positives an der Globalisierung. Durch das Internet sei weltweite Vernetzung erst so richtig möglich
geworden. Maria Bühler meinte, dass wenige Probleme im Bildungsbereich auf nationaler Ebene zu lösen
seien. Es müsse in größeren, internationalen Maßstäben gedacht werden. Herbert Depner
vom polycollege will dem Ausschluss ärmerer Bevölkerungsgruppen von EDV und Internet unter anderem mittels
Open Source Software begegnen.
Karl Ferdinand Kratzl meinte, dass die Menschen jetzt vor allem "Trost und Rat" bräuchten. Man könne
nicht alles Wissen aus dem Internet bekommen. Man brauche wieder Menschen zum Angreifen, und die treffe man seit
jeher am besten in der Volkshochschule.
Michael Ludwig sieht das Auseinanderdriften der Gesellschaft als große Herausforderung für die Volkshochschulen.
Es gehe darum, viele kleine Mosaiksteine für eine Gegenbewegung zum vorherrschenden Trend zu schaffen. Im
Zusammenhang mit der EU- Osterweiterung könne gerade die Volkshochschule einen wichtigen Beitrag zum gegenseitigen
Verständnis leisten und Missverständnisse ausräumen.
Der Marktplatz des Wissens
Am Samstag wurde dann der Große Saal des polycollege zum Marktplatz. EZA, Ute Bock und die Agenda
21 Margareten präsentierten sich ebenso wie das polycollege mit spannenden Schnupper-Kursen. Zwei junge Künstlerinnen
betreuten kreative Menschen, die aus Recycling-Material selbst Taschen nähten. Die HP-Medienakademie des polycollege
verteilte gratis Open Source Software auf CD und hielt die Highlights akkustisch fest. Zu hören ist das Ergebnis
am Donnerstag ab 20 Uhr auf Radio 1476, dem MW- Sender des ORF und am Freitag ab 6.30 Uhr in der Sendung "polysunrise"
auf Radio Orange 94.0. |