Das Finanzvermögen der privaten Haushalte erreichte zum Ende 2003 303,9 Mrd Euro.
Wien (oenb) - Trotz steigender Aktienkurse und sinkender Sparzinsen veranlagten die Österreicher
im Jahr 2003 8 Mrd Euro von insgesamt 14 Mrd Euro in liquide Finanzmittel. Mit rund 4,3 Mrd Euro war die Neuverschuldung
der privaten Haushalte trotz niedriger Zinssätze eher gedämpft. Zum Jahresultimo 2003 betrug die Verschuldung
der Haushalte 91,7 Mrd Euro. Bei steigenden Bruttoanlageinvestitionen hatten die Unternehmen mit 18,2 Mrd Euro
einen gegenüber 2002 um 83% höheren Finanzierungsbedarf. Eigenkapitalfinanzierungen und Wertpapieremissionen
in Höhe von 6,8 Mrd Euro bzw. 4,2 Mrd Euro waren im Jahr 2003 besonders stark ausgeprägt.
Der finanzielle Vermögensaufbau (Geldvermögensbildung) der privaten Haushalte1 setzte sich im vierten
Quartal 2003 mit 3,6 Mrd Euro auf hohem Niveau fort. Für das Gesamtjahr 2003 erreichten die Finanzveranlagungen
nach ersten Berechnungen der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung der OeNB im Jahr 2003 einen Transaktionswert
von 14 Mrd Euro und waren damit um rund 12% höher als die Veranlagungen im Jahr 2002. Der Marktwert der finanziellen
Vermögenswerte der privaten Haushalte erreichte zum Jahresultimo 2003 303,9 Mrd Euro (2002: 287,6 Mrd Euro).
Die Höhe des in Finanzanlagen investierten Vermögens der privaten Haushalte im Jahr 2003 ist vor dem
Hintergrund weiterhin relativ verhaltener Einkommens- und Konsumzuwächse zu sehen. Sowohl das verfügbare
Einkommen als auch die Ausgaben für den privaten Konsum dürften im Jahr 2003 in der Größenordnung
von rund 3% nominell gewachsen sein.
Trotz steigender Aktienkurse und rückläufiger Zinsen auf Spareinlagen hielten die privaten Anleger im
Jahr 2003 an ihrer Strategie der Anlage in liquide Finanzmittel fest. Die Erhöhung der Einlagen und des gehaltenen
Bargelds hatte in jedem Quartal des Jahres 2003 einen Anteil von mehr als 50% der Geldvermögensbildung. Die
Zuwächse bei Bargeld und Einlagen machten im Gesamtjahr 8,0 Mrd Euro aus. Davon entfielen allerdings rund
2,4 Mrd Euro auf Zinsgutschriften für Spareinlagen. Der Bestand an Spareinlagen wuchs im Jahr 2003 um rund
3,5% und erreichte zum Jahresultimo einen Wert von 131,4 Mrd Euro.
Die privaten Haushalte kauften erst gegen Jahresende wieder verstärkt Anleihen, Aktien und Investmentzertifikate.
Im vierten Quartal erwarben sie um 1,4 Mrd Euro Wertpapiere und Anteilsrechte, im Gesamtjahr 2003 betrugen die
Zuwächse 2,7 Mrd Euro (2002: 2,3 Mrd Euro). Die Österreicher bevorzugten bei der Veranlagung in Anleihen
insbesondere Wohnbauanleihen inländischer Banken, die steuerlich begünstigt sind. Die Investmentzertifikate
im Besitz von privaten Haushalten verzeichneten ebenfalls wieder Zuwächse. Im Jahr 2003 kauften Privatpersonen
um rund 830 Mio Euro Investmentzertifikate. Während ausländische Papiere verkauft wurden, erhöhten
private Anleger ihren Bestand an inländischen Zertifikaten um rund 1,1 Mrd Euro. Es wurden Rentenfonds und
Geldmarkt- bzw. geldmarktähnliche Fonds von den privaten Haushalten bevorzugt. Damit hatten die Österreicher
zum Jahresultimo mit 28,5 Mrd Euro rund 37% der von inländischen Kapitalanlagegesellschaften angebotenen Publikumfonds
in ihrem Besitz.
Wie schon in den vergangenen Jahren festzustellen war, erhöhten sich auch 2003 die Ansprüche der privaten
Haushalte gegenüber Versicherungsunternehmungen und Pensionskassen. Neben der verstärkten privaten Pensionsvorsorge
war die im Jahr 2003 neu angebotene „Zukunftsvorsorge“ ein zusätzlicher Impuls. Im Jahr 2003 stiegen die gesamten
Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionskassen um 3,1 Mrd Euro und damit in der Größenordnung
von 2002. In der wichtigsten Kategorie, den Lebensversicherungen, wurden im Jahr 2003 Zuwächse in Höhe
von 2,2 Mrd Euro verzeichnet.
Bei gesunkenen Zinsen im Jahr 2003 erreichten die Kreditaufnahmen der privaten Haushalte wie im Jahr 2002 auch
2003 rund 4,3 Mrd Euro. Zum Jahresultimo 2003 betrug die Verschuldung 91,7 Mrd Euro. Die Wohnbaukredite (von Banken
und öffentlichen Stellen) waren mit einem Zuwachs von 4,5 Mrd Euro die treibende Kraft bei der Ausweitung
der Verschuldung der privaten Haushalte. Die kapitalgewichteten Zinssätze im Neugeschäft für inländische
Wohnbaukredite in Euro der Banken sanken von 4,96 im Jänner 2003 auf 4,27 im Dezember 2003.
Der Finanzierungsüberschuss der privaten Haushalte belief sich im Jahr 2003 auf 9,7 Mrd Euro.
Die Unternehmen (nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften) weiteten ihre finanziellen Verpflichtungen transaktionsbedingt
im Verlauf des Jahres 2003 aus. Während die Inanspruchnahme von Finanzmitteln in den ersten drei Quartal relativ
moderat ausfiel, erhöhten sich im vierten Quartal die Verpflichtungen um 9,7 Mrd Euro besonders stark. Die
Finanzierung im Jahr 2003 erreichte einen Wert von 18,2 Mrd Euro (+83% gegenüber den Finanzierungen im Jahr
2002). Zum Jahresultimo betrug der Marktwert der Verpflichtungen 289,5 Mrd Euro (2002: 267,9 Mrd Euro).
Die gegenüber 2002 verstärkte Finanzierung dürfte im Zusammenhang mit den im Jahr 2003 ansteigenden
Bruttoanlageinvestitionen stehen.
Vom Verpflichtungsaufbau im Jahr 2003 entfiel mit 6,8 Mrd Euro mehr als ein Drittel auf die Eigenkapitalfinanzierung.
(2002: 30%). Als wichtigste Finanzierungsquelle waren mit rund 4,4 Mrd Euro Kapitalzuflüsse aus grenzüberschreitenden
Beteiligungen (Direktinvestitionen) zu verzeichnen. Die Nettoemissionen (Emissionen abzüglich Tilgungen) aus
börsennotierten Aktien waren hingegen geringer als noch im Jahr 2002. Per Saldo finanzierten sich die Unternehmen
über börsennotierte Aktien in Höhe von rund 520 Mio Euro. Die Börsenkapitalisierung der Unternehmen
betrug zum Jahresende 27,7 Mrd Euro.
Die Finanzierung über verzinsliche Wertpapiere (Anleihen) stiegen im Jahr 2003 mit einem Wert von 4,2 Mrd
Euro hingegen kräftig an. Insbesondere die Emissionen im dritten und vierten Quartal 2003 führten zu
der Belebung des inländischen Kapitalmarktes. Von den gesamten Nettoemissionen erwarben zwei Drittel ausländische
Investoren. Besonders hoch war das Interesse des Auslands an Anleihen mit größerem Umlaufvolumen, die
von staatsnahen Unternehmen platziert wurden. Bei den inländischen Investoren spielten die Banken eine dominierende
Rolle. Das zu Marktpreisen bewertete Umlaufvolumen von Unternehmensanleihen belief sich zum Jahresultimo auf 20,6
Mrd Euro.
Das wichtigste Finanzierungsmittel inländischer Unternehmen stellt nach wie vor die Kreditfinanzierung dar;
183,3 Mrd Euro (das sind 63% der gesamten Verpflichtungen) entfielen zum Jahresende 2003 auf diese Finanzierungsform.
Die inländischen Unternehmen verschuldeten sich im Jahr 2003 mit rund 5 Mrd Euro, davon entfielen 3,7 Mrd
Euro auf inländische Bankkredite. Mit einem Wert von 1,2 Mrd Euro verzeichneten die Auslandskredite Zuwächse,
die geringer ausfielen als noch in den Jahren 2001 und 2002.
Gleichzeitig erhöhten die Unternehmen ihre finanziellen Aktiva im Ausmaß von 10,2 Mrd Euro im Jahr 2003.
Die Finanzaktiva hatten zum Jahresultimo einen Wert von 125,4 Mrd Euro. Innerhalb der Veranlagungen im Jahr 2003
dominierten zwei Komponenten. Einerseits stiegen die Veranlagungen in liquide Finanzmittel in Form von Bargeld
und Einlagen um 4,0 Mrd Euro (2002: 1 Mrd Euro). Andererseits beteiligten sich inländische Unternehmen, insbesondere,
an ausländischen Unternehmen im Jahr 2003 mit einem Transaktionswert von 3,3 Mrd Euro (2002: 2,1 Mrd Euro).
Der Kapitalstock an Beteiligungen betrug zum Jahresende 2003 40,6 Mrd Euro.
Für den gesamten Unternehmenssektor entstand im Jahr 2003 netto ein Finanzierungsbedarf in Höhe von 8
Mrd Euro.
1 In der Analyse werden die privaten Organisationen ohne Erwerbszweck (z. B. Gewerkschaften, politische Parteien,
Kirchen und private Stiftungen) auf Basis einer Konvention in den EU-Staaten derzeit zu dem aggregierten Sektor
Private Haushalte einschließlich Privater Organisationen ohne Erwerbszweck gezählt. Aussagen zu Finanzdaten
der privaten Haushalte beziehen daher immer auch die Ergebnisse für die privaten Organisationen ohne Erwerbszweck
mit ein. Redaktionsschluss für alle Daten aus der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung ist der 31.März
2004. |