Moderater Wirtschaftsaufschwung im ersten Halbjahr 2004 bei weiterhin hoher Unsicherheit
Wien (oenb) - Die OeNB bleibt bei ihrer vorsichtig optimistischen Einschätzung, dass sich das
Wachstum der österreichischen Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2004 beschleunigt, so Direktor Univ.-Doz.
Dr. Josef Christl. Das Wachstum wird jedoch im Vergleich zu früheren Aufschwungphasen moderat ausfallen. Der
OeNB-Konjunkturindikator prognostiziert für das erste und zweite Quartal 2004 ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts
in Österreich von jeweils 0,4% (saisonbereinigt, im Vergleich zum Vorquartal). Das erwartete Wachstum liegt
damit zwar noch unter dem langjährigen Durchschnitt, aber deutlich über dem Durchschnitt der vergangen
drei Jahre. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal liegen die Steigerungsraten für Österreich
bei 0,6 bzw. 1,0%.
Kurzfristprognose für das reale Bruttoinlandsprodukt für Österreich für das das erste
und zweite Quartal 2004 (saisonbereinigt)
Noch fehlen eine Reihe von „hard facts“, die einen Aufschwung belegen. Wichtige Faktoren sprechen jedoch für
eine Aufhellung des Konjunkturklimas im ersten Halbjahr 2004. So haben sich zahlreiche internationale und nationale
Vertrauensindikatoren, wie der ifo-index für Deutschland oder der von der OECD für Österreich erhobene
Composite Leading Indicator, im Verlauf des Jahres 2003 zum Teil kräftig verbessert. Die Aktienkursindizes,
insbesondere der ATX, verzeichnen seit dem zweiten Quartal 2003 wieder deutliche Kursgewinne. Auch das Wachstum
der Kredite war in der zweiten Jahreshälfte 2003 und zu Beginn des laufenden Jahres wieder positiv. Wie die
aktuellste Umfrage der OeNB über das Kreditgeschäft zeigt, erwarteten die österreichischen Banken
für das erste Halbjahr 2003 eine weitere leichte Belebung der Kreditnachfrage seitens der Unternehmen und
Haushalte. Schließlich weisen die bis Februar 2004 vorliegenden Umsatzzahlen auf ein Rekordergebnis im Tourismusbereich
für die abgelaufene Wintersaison 2003/2004 hin.
Die Exporte werden - trotz der starken Aufwertung des Euro in der Vergangenheit und der Wachstumsschwäche
der beiden wichtigsten Handelspartner, Deutschland und Italien - im Einklang mit der erwarteten internationalen
Erholung eine wichtige Rolle im Aufschwung spielen. Die historisch günstigen Finanzierungsbedingungen und
der hohe Bedarf an Ersatzinvestitionen wirken belebend auf die Investitionstätigkeit der Unternehmen. Zusätzlich
setzt der öffentliche Sektor mit der Investitionszuwachsprämie und höheren Infrastrukturausgaben
wichtige Impulse. Das spiegelt sich bereits in den stark gestiegenen Produktionswerten im Bauwesen, insbesondere
im Bereich Tiefbau, im Jahr 2003 sowie in der Aufwärtsentwicklung der Auftragseingänge im Bauwesen laut
Statistik Austria seit Jahresmitte 2003 wider.
Ein Sorgenkind bleibt der heimische Arbeitsmarkt. Für das erste Halbjahr 2004 ist noch keine Trendwende bei
der Arbeitslosigkeit zu erwarten. Die Aktivbeschäftigung steigt hingegen wie bereits im 2. Halbjahr 2003 weiterhin
leicht an. Umso bedeutender sind in dieser Situation die niedrigen Inflationsraten, die die Kaufkraft der privaten
Haushalte stärken und damit wesentlich zu einer Stabilisierung des privaten Konsums beitragen
Die nächste Veröffentlichung des OeNB-Konjunkturindikators ist für Juli 2004 vorgesehen. |