Diözesanrat: Bischof Schwarz bekräftigt Partnerschaft mit Bosnien  

erstellt am
27. 04. 04

Caritasdirektor Brkic: Bosnien ist eine Ruine
Klagenfurt (pgk/mak) - Die bevorstehende EU- Erweiterung, die „Wallfahrt der Völker“ in Mariazell am 22. Mai und die Partnerschaft der Diözese Gurk mit der Kirche in Bosnien- Herzegowina im Rahmen des Mitteleuropäischen Katholikentages standen im Mittelpunkt der heutigen vierten Plenarsitzung des Diözesanrates. Im Mittelpunkt der zahlreichen kirchlichen Begegnungsveranstaltung anlässlich der EU-Erweiterung am 1. Mai wird ein ökumenisches Friedensgebet mit Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz und dem evangelischen Superintendenten Mag. Manfred Sauer am 30. April um 21. 30 Uhr in der Stiftskirche in St. Georgen/Längsee sein. Die neuen Länder würden, so Bischof Bischof Schwarz, vor allem große geistliche Kraft in das neue Europa einbringen.

Die neuen Länder würden, so Bischof Bischof Schwarz, vor allem große geistliche Kraft in das neue Europa einbringen. Der 1. Mai sei heuer auch ein Tag des Dankes an die Kriegsgeneration, „die nach dem 2. Weltkrieg das Land wieder aufgebaut und keine neuen Krieg geführt haben“. Nicht nur die Arbeit der Hände, sondern auch das Gebet vieler Menschen habe zum Frieden beigetragen „und Mauern zum Einsturz eingebracht“. Die Menschen in Europa bräuchten „Heimat“. Darüber ohne ideologische Scheuklappen zu sprechen sei, so der Kärntner Bischof, eine der ganz großen Herausforderungen. Aufgabe der Kirche sei es, „mitzustärken, was Heimat bedeutet und dazu beizutragen, dass der Frieden gewahrt bleibt“. Voraussetzung dafür sei eine Tugend der Mitmenschlichkeit und die Bereitschaft, sich dem Guten zu verschreiben. Dies bedeute auch, so Bischof Schwarz, sensibel zu bleiben für jene Menschen, „die bei uns Heimat und Aufnahme suchen und sich, wie es bereits vielfach in den Pfarren geschehe, um Asylanten zu sorgen. Neuerlich bekräftigte Bischof Schwarz die Partnerschaft mit Bosnien-Herzegowina, die sich auf vielen Ebenen entwickeln werde und lud nochmals zu Teilnahme an der Wallfahrt nach Mariazell ein. Ziel der Partnerschaft sei es, „Bosnien-Herzegowina Hilfe zur Selbsthilfe beim Wiederaufbau zu leisten“. Erster Höhepunkt dieser Partnerschaft wird ein Zusammentreffen von Kardinal Puljic und einer Delegation von Vertretern der Erzdiözese Sarajewo mit Bischof Schwarz und dem Bischöflichen Konsistorium am Montag, dem 24. Mai, in Klagenfurt sein. Am Vorabend wird Kardinal Puljic im Klagenfurter Dom um 19 Uhr einen Gottesdienst feiern.

Für den Leiter der slowenischen Abteilung im Seelsorgeamt und Initiator der Kooperation mit Bosnien, Dr. Josef Marketz, soll durch persönliche Beziehungen und Kooperation „das Fremde ein Gesicht und einen Namen bekommen“. Es gehe, so Marketz, darum, Hofffnungen, Wünsche und Ängste der Menschen in Bosnien kennenzulernen und zu verstehen versuchen. „Mit dieser Partnerschaft sollen Weichen für die Nachhaltigkeit des Mitteleuropäischen Katholikentages gelegt werden“, so Marketz. Mag. Helmut Gfrerer, Direktor des Seelsorgeamtes, erwartet sich in der Nacharbeit des MEKT auch „Grenzfahrung, da wir die Geschichte als Last mitbringen“. Beim Aufarbeiten dieser Geschichte könnten, so Gfrerer, die Texte des Sozialwortes „Basis und Hilfe“ sein. Gesellschaftlichen Umbrüche , bedingt z. B. durch die sinkende Kinderzahl und die Arbeitslosigkeit in den Ländern des neuen Europas, würden zu Zukunftsängsten führen. Die Texte des Sozialwortes hätten, so Gfrerer, diese Herausforderungen „klar benannt und vorweggenommen“.

Der bosnische Caritasdirektor Dr. Pero Brkic aus Sarajevo bezeichnete sein Land nach dem Krieg wörtlich als „Ruine“. Es gebe keine sozialen Gesetze, sondern Diskriminierung und Isolation. Die Katholikenzahl in der Erzdiözese Sarajevo habe sich um die Hälfte auf derzeit 250 000 reduziert. Die bosnische Gesellschaft stehe vor der Aufgabe der Integration. „Vor allem brauchen wir in Bosnien Zeit. Europa soll vorangehen, aber uns Im Stich lassen“, so Brkic. Man dürfe nicht vergessen, dass Bosnien vor dem Krieg ein kommunistischer Staat mit atheistischer Doktrin gewesen sei. So habe der Staat die Caritasarbeit 50 Jahre lang verboten. Heute sei es eine der zentralen Aufgaben der Caritas, Barrieren abzubauen und Brücken zu bauen.
     
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