Warum am ersten Mai der Tag der Arbeit gefeiert wird  

erstellt am
27. 04. 04

Kampf- und Feiertag der Arbeiterschaft – 1890 erstmals in der Landeshauptstadt Salzburg
Salzburg (lk) - Mit den traditionellen Maibräuchen hat der Erste Mai gar nichts gemein. Die „Unruhnacht“ auf den 1. Mai, in der unter anderem geheime Liebschaften offenbart, Gerümpel herumgetragen und morgens die Maibäume aufgestellt werden, verlieh dem ersten Tag im Monat Mai zwar traditionell eine besondere Funktion. Diese mit dem neuen Kampf- und Feiertag der Arbeiterschaft zu verbinden, war jedoch nie geplant.

Vielmehr entstand der „Erste Mai“ in den USA. Dort begann am 1. Mai 1884 im Kampf um die Arbeitszeitverkürzung ein mehrtätiger Generalstreik. Der Grund für die Terminwahl lag darin, dass der 1. Mai in den USA traditionell ein „moving day“ war, an dem alte Verträge ausliefen und die Arbeiter sich neue Dienstgeber suchten. Durch den Generalstreik sollte erreicht werden, dass die verkürzte tägliche Arbeitszeit in den neuen Verträgen verankert werde.

Zwei Jahre später (1886) kam es wieder zu Generalstreiks und zu heftigen Auseinander- setzungen mit der Polizei. Im Dezember 1888 beschlossen Gewerkschaftsdelegierte in St. Louis, am 1. Mai 1890 neuerlich Streiks und Kundgebungen durchzuführen, um ihren Forderungen nach dem 8-Stunden-Tag Ausdruck zu verleihen. Damit schlug die Geburtsstunde des „Ersten Mai“ als internationalem Kampf- und Feiertag der Arbeiterbewegung.

1. Mai in Salzburg
In der Stadt Salzburg wurde 1890 die erste Maikundgebung abgehalten. Die Hauptforderung der rund 400 Teilnehmer war der 8-Stunden-Tag. Das „Lied der Arbeit“ schloss die Kundgebung. Der Erste Mai setzte sich zunächst nur in den wenigen sozialdemokratischen „Inseln“ im durchwegs christlichkonservativ oder deutschnational geprägten Land Salzburg durch, neben der Stadt Salzburg vor allem in der Industriestadt Hallein und im Eisenbahnermarkt Bischofshofen. Doch langsam drang der Erste Mai auch in die ländlichen Gebiete ein. Schon 1910 feierten sieben Sozialdemokraten im Lungauer Ramingstein den Ersten Mai.

Zentrum der Maifeiern war bis 1914 vor allem die Stadt Salzburg. In sternförmigen Demonstrationszügen kamen die Arbeiter aus den Vororten in das Stadtzentrum, wo Kundgebungen und Feiern abgehalten wurden. Wie in anderen österreichischen Städten auch vereinte das Programm des „Salzburger Ersten Mai“ Elemente volksnaher Unterhaltung und anspruchsvolle „bürgerliche“ Kultur. Im Jahr 1905 nahmen in Salzburg 3.500 Menschen an den Feiern zum 1. Mai teil.

(Auszug aus der CD-ROM „Bräuche im Salzburger Land – Vom Frühling bis zum Herbst“, Ewald Hiebl: Der 1. Mai – ein proletarischer Brauch?)

Mehr über Bräuche und Politik am Ersten Mai erfährt man auf der vom Referat für Volkskultur und dem Salzburger Landesinstitut für Volkskunde herausgegebenen CD-ROM-Serie „Bräuche im Salzburger Land“ http://www.brauch.at
     
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