Um 560.000 Euro wurde der Fohlenhof im unteren Saalachtal saniert – »Tag
der offenen Tür« am 22. Mai
Salzburg (lk) - Oberstoissen und Unterstoissen, zwei Bauerngüter rund zehn Kilometer nördlich
von Saalfelden, befinden sich seit 1929 im Besitz des Landes Salzburg. Beide Betriebe sind verpachtet: während
in Unterstoissen ein Rinderbetrieb untergebracht ist, sind in Oberstoissen die besten Norikerjunghengste des Landes
zuhause. Seit mehr als 50 Jahren ist der Landespferdezuchtverband für den Fohlenhof und die Hengstaufzucht
verantwortlich – und das mit großem Erfolg: nahezu 90 Prozent der Norikerhengste aus Stoissen werden alljährlich
gekört, also als Zuchthengste zugelassen. Österreichweit kommen rund zwei Drittel aller Noriker-Zuchthengste
aus dem Pinzgau, ist der neuesten Ausgabe der Salzburger Landes-Zeitung „Unser Land“ zu entnehmen, die morgen Dienstag,
27. April, an alle Haushalte des Landes verteilt wird. Die Aufzucht in Stoissen hat in den vergangenen Jahren viele
Championatssieger hervorgebracht. Eine vergleichbare Station gibt es sonst nur noch in Kärnten in den Ossiacher
Tauern.
Waren es vor 75 Jahren zu Beginn der Hengstaufzucht rund 15 Junghengste und rund ein Dutzend Rinder, die auf Stoissen
gehalten wurden, so bietet Oberstoissen heute Platz für 24 Pferde und Untertoissen für ebenso viele Rinder.
Seit Bestehen der Station wurden hier schon mehr als 1.100 Norikerhengste aufgezogen. Gerade in jüngster
Zeit wurde viel umgebaut: der Laufstall für die Norikerhengste und der Rinderstall wurden renoviert, die Wohnhäuser
saniert und eine Wagenremise wurde gebaut. Mehr als 560.000 Euro waren dafür notwendig, wobei 400.000 Euro
aus dem Ressort von Agrarreferent Landesrat Sepp Eisl bezahlt und der Rest vom Landespferdezuchtverband aufgebracht
wurde. Noch geplant und in den nächsten Monaten verwirklicht wird eine „Quarantänestation“ für kranke
Pferde. Am Samstag, 22. Mai, können sich alle Züchter und Pferdefreunde bei einem „Tag der offenen Tür“
im Fohlenhof Stoissen über die Hengstaufzucht informieren.
Auswachsen unter „Spielgefährten“
Das Konzept von Stoissen klingt einfach, ist aber sehr wirkungsvoll: die Junghengste wachsen in einem Verband auf,
quasi unter „Spielgefährten“, was sich äußerst positiv auf das Verhalten der Pferde auswirkt. Werden
geschlechtsreife Junghengste einzeln gehalten, kommt es auf Grund ihres Temperamentes immer wieder zu Schwierigkeiten.
„In den sechseinhalb Jahren, die ich jetzt hier arbeite, hat es nie einen schwereren Zwischenfall oder eine Verletzung
gegeben“, berichtet Lukas Brandtner, der Mann, der die 24 Pferde betreut.
Ein Großteil der Noriker ist im Besitz des Landespferdezuchtverbandes. Die zu Stoissen gehörenden 50
Hektar Wiesen und Waldgebiete bieten das ganze Jahr über genügend Auslauf. Den Sommer verbringen die
Jährlinge auf der Alm. Mit zweieinhalb Jahren schlägt dann die Stunde der Wahrheit: die Körung im
oberösterreichischen Stadlpaura. Danach werden die für die Zucht zugelassenen Hengste verkauft.
Pferdezucht mit langer Tradition
Die Norikerzucht hat in Salzburg eine lange Tradition, die auf die Zeit der Erzbischöfe zurückgeht.
Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts gibt es Aufzeichnungen über eine planmäßige Pferdezucht im Pinzgau.
1897 wurde der Salzburger Landespferdezuchtverband gegründet. Die Förderung der Pinzgauer Pferdezucht,
insbesondere die Reinzucht des Pinzgauer Norikers, war das vorrangige Ziel. Im Jahr 1910 wurden im Pinzgau 3.380
Pferde, fast zur Gänze Pinzgauer Noriker, gezählt. Im Vergleich dazu gab es im Jahr 1997 im gesamten
Land Salzburg nur noch 1.650 registrierte Noriker. Seit 1980 geht es mit den Norikern wieder aufwärts und
der Pinzgau ist heute die tragende Säule der österreichischen Kaltblutzucht.
Einzigartig bei dieser Pferderasse sind die Farbenvielfalt sowie die Verbindung von Adel und Temperament. Rappen,
Braune, Füchse, Tiger, Schimmel und Schecken lassen Rückschlüsse auf die fünf Blutlinien zu,
die alle in der Aufzucht in Stoissen vertreten sind. Der Noriker wurde in den vergangenen Jahren als Gespannpferd
für Schlitten- und Kutschenfahrten wiederentdeckt und dient bis heute auch als Arbeitspferd bei der Holzbringung.
Viele Reiter- und Schnalzergruppen schätzen die Trittsicherheit und das ausgeglichene Temperament der Tiere.
Internationale Pferdefachmessen und Pferdewettbewerbe tragen dazu bei, dass der Noriker als wertvolles Kulturgut
erhalten bleibt. |