Direktinvestitionen im Jahr 2003  

erstellt am
27. 04. 04

Internationalisierung der österreichischen Wirtschaft hält an
Wien (oenb) - Mit 6,3 Mrd Euro an aktiven Direktinvestitionen wird der bisherige Höchstwert aus 2000 leicht übertroffen. Ausländische Direktinvestoren halten Österreich die Treue: Einbruch 2002 war ein Ausreißer, keine Trendwende.

Umfangreiche Direktinvestitionen im vierten Quartal 2003 hatten zur Folge, dass die Direktinvestitionen österreichischer Investoren im Ausland im abgelaufenen Jahr ein Rekordniveau erreichten. Mit einem Volumen von 6,3 Mrd Euro an neu investiertem Kapital wurde der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 2000 knapp übertroffen. Bruttoinvestitionen von 6.270 Mio Euro an Eigenkapital standen Desinvestitionen von 1.650 Mio Euro gegenüber. Angesichts moderater Gewinnausschüttungen blieben auch die reinvestierten Gewinne mit 1.130 Mio Euro hoch. Konzerninterne Kreditbeziehungen trugen 520 Mio Euro bei.

Besonders hoch war das Ausmaß an Direktinvestitionen in den zehn Beitrittsländern mit 3 Mrd Euro. Das Interesse konzentrierte sich dabei auf Ungarn und Polen, wo mit Investitionen von jeweils rund 1 Mrd Euro Rekordsummen investiert wurden, sowie auf Malta. Dagegen gab es in der Tschechischen Republik, einem bevorzugten Ziel der letzten Jahre, per saldo keine neuen Investitionen. Etwas nachgelassen hat im abgelaufenen Jahr das Neu-Engagement österreichischer Investoren in SüdostEuroopa. Größere Investitionen gab es nur in Kroatien (370 Mio Euro), während aus Bulgarien sogar Kapital abgezogen worden ist. Relativ hoch waren dafür die Investitionen in der EU, vor allem in Deutschland (790 Mio Euro) und in Dänemark (590 Mio Euro). Außerhalb Euroopas haben Investoren deutlich weniger als 10%, nämlich nur 470 Mio Euro in Firmenbeteiligungen veranlagt, so etwa in den USA, in Australien, in Asien und in der Karibik.

Mehr als ein Viertel der Direktinvestitionen war 2003 auf das verstärkte Engagement österreichischer Banken zurückzuführen. Daneben treten zunehmend Holdinggesellschaften in Erscheinung, teilweise auch in der Art, dass ausländische Investoren über ihre österreichischen Brückenköpfe Mittel in Drittländern investieren, was zu Direktinvestitionen in beiden Richtungen führt. Insgesamt haben mehr als 230 Firmen ihre Direktinvestitionen in 60 verschiedenen Ländern durch Kapitalzufuhr von mindestens 1 Million Euro ausgeweitet, darunter Investoren aus den Branchen Handel, Erdöl/Chemie, Baustoffe, Telekommunikation und Versicherungen.

Die passiven Direktinvestitionen erreichten mit 6,1 Mrd Euro das dritthöchste Jahresergebnis. Damit bestätigt sich die Vermutung, dass der tiefe Einbruch des Jahres 2002 nur einen Ausreißer in Folge einzelner Desinvestitionen war und keineswegs als Indiz für eine schwindende Attraktivität des Standorts Österreich interpretiert werden muss. Die jüngst beschlossene Senkung der Körperschaftssteuer und die neuen Vorschriften zur Gruppenbesteuerung dürften dazu beitragen, die Position Österreichs weiter zu festigen. Einem Eigenkapitalzustrom von 4.420 Mio. Euro standen 2003 Desinvestitionen von 690 Mio Euro gegenüber. Ungewöhnlich hoch war im abgelaufenen Jahr das Ausmaß des Liegenschaftserwerbs durch Ausländer, der einen Umfang von 850 Mio Euro erreichte. Die vorläufige Schätzung der reinvestierten Gewinne beträgt 2.320 Mio Euro, die konzerninternen Kreditbewegungen waren nahezu ausgeglichen.

Die Regionalstruktur der Direktinvestitionszuflüsse entspricht dem langjährigen Muster: Die wichtigsten Investoren, mit einem gemeinsamen Anteil von über 85 Prozent, waren Deutschland (2,6 Mrd Euro), das fast immer den ersten Platz einnimmt, die Niederlande (1,3 Mrd Euro) als Sitzland zahlreicher Holdinggesellschaften, die USA (820 Mio Euro) als weltweit führender Investor und die Schweiz (540 Mio Euro). Mit sehr geringen Beträgen (28 Mio Euro) haben aber beispielsweise auch die Beitrittsländer in Österreich investiert.

Größte Investition des Jahres 2003 war die Übernahme der Brau AG durch die niederländische Heineken-Gruppe, ein Vorgang der sich bis in das Jahr 2004 erstreckt. Daneben konzentrieren sich die Engagements sehr stark auf den Dienstleistungsbereich, etwa den Finanzsektor, den IT-Bereich, auf Verlage und diverse unternehmensnahe Dienstleistungen.
     
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