Internationalisierung der österreichischen Wirtschaft hält an
Wien (oenb) - Mit 6,3 Mrd Euro an aktiven Direktinvestitionen wird der bisherige Höchstwert
aus 2000 leicht übertroffen. Ausländische Direktinvestoren halten Österreich die Treue: Einbruch
2002 war ein Ausreißer, keine Trendwende.
Umfangreiche Direktinvestitionen im vierten Quartal 2003 hatten zur Folge, dass die Direktinvestitionen österreichischer
Investoren im Ausland im abgelaufenen Jahr ein Rekordniveau erreichten. Mit einem Volumen von 6,3 Mrd Euro an neu
investiertem Kapital wurde der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 2000 knapp übertroffen. Bruttoinvestitionen
von 6.270 Mio Euro an Eigenkapital standen Desinvestitionen von 1.650 Mio Euro gegenüber. Angesichts moderater
Gewinnausschüttungen blieben auch die reinvestierten Gewinne mit 1.130 Mio Euro hoch. Konzerninterne Kreditbeziehungen
trugen 520 Mio Euro bei.
Besonders hoch war das Ausmaß an Direktinvestitionen in den zehn Beitrittsländern mit 3 Mrd Euro. Das
Interesse konzentrierte sich dabei auf Ungarn und Polen, wo mit Investitionen von jeweils rund 1 Mrd Euro Rekordsummen
investiert wurden, sowie auf Malta. Dagegen gab es in der Tschechischen Republik, einem bevorzugten Ziel der letzten
Jahre, per saldo keine neuen Investitionen. Etwas nachgelassen hat im abgelaufenen Jahr das Neu-Engagement österreichischer
Investoren in SüdostEuroopa. Größere Investitionen gab es nur in Kroatien (370 Mio Euro), während
aus Bulgarien sogar Kapital abgezogen worden ist. Relativ hoch waren dafür die Investitionen in der EU, vor
allem in Deutschland (790 Mio Euro) und in Dänemark (590 Mio Euro). Außerhalb Euroopas haben Investoren
deutlich weniger als 10%, nämlich nur 470 Mio Euro in Firmenbeteiligungen veranlagt, so etwa in den USA, in
Australien, in Asien und in der Karibik.
Mehr als ein Viertel der Direktinvestitionen war 2003 auf das verstärkte Engagement österreichischer
Banken zurückzuführen. Daneben treten zunehmend Holdinggesellschaften in Erscheinung, teilweise auch
in der Art, dass ausländische Investoren über ihre österreichischen Brückenköpfe Mittel
in Drittländern investieren, was zu Direktinvestitionen in beiden Richtungen führt. Insgesamt haben mehr
als 230 Firmen ihre Direktinvestitionen in 60 verschiedenen Ländern durch Kapitalzufuhr von mindestens 1 Million
Euro ausgeweitet, darunter Investoren aus den Branchen Handel, Erdöl/Chemie, Baustoffe, Telekommunikation
und Versicherungen.
Die passiven Direktinvestitionen erreichten mit 6,1 Mrd Euro das dritthöchste Jahresergebnis. Damit bestätigt
sich die Vermutung, dass der tiefe Einbruch des Jahres 2002 nur einen Ausreißer in Folge einzelner Desinvestitionen
war und keineswegs als Indiz für eine schwindende Attraktivität des Standorts Österreich interpretiert
werden muss. Die jüngst beschlossene Senkung der Körperschaftssteuer und die neuen Vorschriften zur Gruppenbesteuerung
dürften dazu beitragen, die Position Österreichs weiter zu festigen. Einem Eigenkapitalzustrom von 4.420
Mio. Euro standen 2003 Desinvestitionen von 690 Mio Euro gegenüber. Ungewöhnlich hoch war im abgelaufenen
Jahr das Ausmaß des Liegenschaftserwerbs durch Ausländer, der einen Umfang von 850 Mio Euro erreichte.
Die vorläufige Schätzung der reinvestierten Gewinne beträgt 2.320 Mio Euro, die konzerninternen
Kreditbewegungen waren nahezu ausgeglichen.
Die Regionalstruktur der Direktinvestitionszuflüsse entspricht dem langjährigen Muster: Die wichtigsten
Investoren, mit einem gemeinsamen Anteil von über 85 Prozent, waren Deutschland (2,6 Mrd Euro), das fast immer
den ersten Platz einnimmt, die Niederlande (1,3 Mrd Euro) als Sitzland zahlreicher Holdinggesellschaften, die USA
(820 Mio Euro) als weltweit führender Investor und die Schweiz (540 Mio Euro). Mit sehr geringen Beträgen
(28 Mio Euro) haben aber beispielsweise auch die Beitrittsländer in Österreich investiert.
Größte Investition des Jahres 2003 war die Übernahme der Brau AG durch die niederländische
Heineken-Gruppe, ein Vorgang der sich bis in das Jahr 2004 erstreckt. Daneben konzentrieren sich die Engagements
sehr stark auf den Dienstleistungsbereich, etwa den Finanzsektor, den IT-Bereich, auf Verlage und diverse unternehmensnahe
Dienstleistungen. |