Innsbruck (rms) - Eine hohe Auszeichnung erhielt am Kammersängerin Brigitte Fassbaender, Intendantin
des Tiroler Landestheaters, im Rahmen eines Festaktes am Samstag (08. 05.) in den Innsbrucker
Kammerspielen. Ein internationales Kuratorium hat den Wolfgang-Amadeus Mozartpreis, der von der Johann Wolfgang
von Goethe-Stiftung zu Basel zur Verfügung
v.l. Vorsitzende des Stiftungsrates Univ.-Prof. Dr. Marie-Paul Stintzi, Michael Schöch, Thomas Zisterer, Brigitte
Fassbaender, Bgm. Zach, Dr. Eugen Thurnher
Fotos: RMS / Andreas Ambrosi |
gestellt wird, Intendantin Fassbaender für hervorragende Leistungen in der Kunst zugesprochen. Der Preis wurde
von der Vorsitzenden des Stiftungsrates, Univ.-Prof. Dr. Marie-Paul Stintzi und dem Theaterhistoriker Prof. Dr.
Eugen Thurnher überreicht. Ebenfalls anwesend waren HR Dr. Christoph Mader von der Kulturabteilung des Landes
Tirol, Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde Zach und Kulturamtsleiterin Mag. Birgit Neu.
In ihrer Laudatio würdigte Bgm. Hilde Zach Kammersängerin Fassbaender als große Künstlerin
und für ihre besondere Verbundenheit mit dem Tiroler Landestheater: „Ich beglückwünsche sie als
Preisträgerin, und danke ihnen für die vielen phantastischen Rollen, in denen wir sie im Laufe ihres
Lebens auf der Bühne erleben durften“. Es sei auch für Innsbruck eine hohe Auszeichnung, wenn ein so
bedeutender Preis seit vielen Jahren schon in der Landeshauptstadt verliehen wird. „Ich weiß auch, dass unsere
Intendantin im deutschprachigen Raum sehr gefragt ist, deshalb bin ich auch stolz, dass wir eine so tüchtige
Künstlerin in Innsbruck haben“, so Zach.
Fassbaender zeigte sich von der Ehrung gerührt und bedankte sich herzlich für den Mozart-Preis: „Ich
bin sehr gerne in Innsbruck und die Musik durchzog mich seit meiner Kindheit. Zur Künstlerin wird man nicht
geboren, es gehört harte Arbeit und vor allem eine gewisse Begabung dazu“.
Das Preisgeld in der Höhe von 20.000 Franken stiftet Brigitte Fassbaender dem Tiroler Landestheater für
den Kauf eines neuen Flügels. „Damit mich das Theater in guter Erinnerung behält“, meint sie schmunzelnd.
Gleichzeitig wurden auch zwei Preisträger des Brigitte Fassbaender Förderpreises ausgezeichnet. Jeweils
2000 € bekommen Bariton Thomas Zisterer und Pianist Michael Schöch, die die Feier auch musikalisch umrahmten.
Lebenslauf von Kammersängerin Brigitte Fassbaender Sie wurde am 3. Juli 1939 in Berlin als Tochter der Schauspielerin
Sabine Peters und des Baritons Willi Domgraf-Fassbaender geboren. Ihrem Vater verdankt Sie ihre Begeisterung für
den Gesang und vor allem auch die hervorragende Ausbildung. Im Jahre1961 - also bereits mit 21 Jahren - debütierte
sie an der Bayrischen Staatsoper und sang bald verschiedene Rollen neben Stars wie Lisa della Casa, Astrid Varnay,
Dietrich Fischer-Dieskau, Hermann Prey, Fritz Wunderlich und Teresa Stratas und unter so berühmten Dirigenten
wie Hans Knappertsbusch und Karl Böhm.
Sie ersang sich dort im Laufe der Jahre alle bedeutenden Partien ihres Faches Mezzosopran und gastierte an den
bedeutendsten Opernhäusern der Welt, wie bereits 1967 an der Mailänder Scala, 1970 in San Francisco und
1972 bei den Salzburger Festspielen. Es gibt über 100 Schallplatteneinspielungen. Ihre Plattenproduktion betreffen
neben der Oper vor allem Oratorien und Lieder, wobei insbesondere neben ihrem Gestaltungsreichtum auch ihre Wortdeutlichkeit
gerühmt wird.
Mit Beginn des Jahres 1995 beendete Brigitte Fassbaender ihre Gesangskarriere und widmete sich sodann ausschließlich
der Regiearbeit, der sie sich seit 1990 immer mehr zugewandt hatte. So inszenierte sie in Innsbruck im Jahre 1992
- also noch unter Intendant Helmut Wlasak - die schwierige Oper „Lulu“ von Alban Berg und wurde so dem Tiroler
Theaterpublikum bekannt. Premiere war am 29. Februar 1992. Von 1995 bis 1997 war Brigitte Fassbaender Operndirektorin
am Staatstheater Braunschweig.
Nach einem Hearing im April 1998 wurde Frau Brigitte Fassbaender vom Theaterausschuss der Tiroler Landesregierung
und dem Stadtsenat der Landeshauptstadt Innsbruck als Intendantin vorgeschlagen und sodann nach entsprechenden
Beschlüssen in den Gremien mit Wirkung vom 1. September 1999 zur Intendantin des Tiroler Landestheaters für
fünf Jahre bestimmt. Brigitte Fassbaender leitet nun das Tiroler Landestheater seit fünf Spielzeiten
mit viel Sachkenntnis, Umsicht und vor allem mit großer Hingabe und Theaterbegeisterung. Durch niveauvolle
Opernproduktionen, bei denen sie zum Teil selbst Regie führte, hat sie den Musentempel am Rennweg weit über
Tirol hinaus bekannt gemacht.
Sie hatte für ihre (erste) Intendanz vor allem das Werk William Shakespeares zu einem Schwerpunkt gemacht,
das nicht nur im Schauspiel, sondern auch in den Bearbeitungen seiner Stücke als Grundlagen zu Opern wie auch
zu Musicals. Auffallend ist ihr weit gespannter Spielplan der von Händel („Partenope“) über selten gespielte
Opern in konzertanten Aufführungen (wie Vincenzo Bellini, „I Capuleti e i Montecchi“, Giocchino Rossini, „Otello“,
Antonio Salieri, „Falstaff“) zu ganz modernen Stücken (wie Manfred Trojahn „Was ihr wollt und Paul Hindemith,
„Neues vom Tage“ und Aribert Reimann, „Lear“) reicht.
Ein Herzensanliegen ist ihr auch das Tanztheater sowie die Bespielung von Orten außerhalb Innsbrucks, vor
allem in Südtirol. Das Mobile Jugendtheater wie das Mobile Kindertheater haben große Beachtung gefunden.
Uraufführungen gab es sowohl im Schauspiel (wie z. B. Egon Prandtl, „Villingers Kinder“ oder das von Felix
Mittlerer übersetzte Stück von Sean 0´Casey „Das Ende vom Anfang“) aber auch in der Oper (wie von
Martin Wolfrum, „Vor dem Sturm“ oder die Oper des Südtirolers Eduard Demenz „Häftling von Man“).
Erwähnenswert ist, dass sie auch Tirolern im Bereich der Regiearbeit und des Bühnenbildes Gelegenheit
gibt, sich zu profilieren. Fassbaenders Verdienst ist es auch, immer wieder große Talente zu entdecken, für
die Innsbruck dann das Sprungbrett für ihre Karriere bedeutet. Es ist auch dem Engagement und dem Durchsetzungsvermögen
von Frau Fassbaender zu verdanken, dass der Probebühnenneubau und die gleichzeitige Sanierung des Theaters
realisiert werden konnten. Die Opern von Wien und München ernannten sie zu Kammersängerin. Auch hohe
Auszeichnungen - wie zuletzt der Tiroler Adlerorden - wurden ihr zuteil. |