Landestheater-Intendantin Brigitte Fassbaender erhielt Mozart-Preis 2004  

erstellt am
10. 05. 04

Innsbruck (rms) - Eine hohe Auszeichnung erhielt am Kammersängerin Brigitte Fassbaender, Intendantin des Tiroler Landestheaters, im Rahmen eines Festaktes am Samstag (08. 05.) in den Innsbrucker Kammerspielen. Ein internationales Kuratorium hat den Wolfgang-Amadeus Mozartpreis, der von der Johann Wolfgang von Goethe-Stiftung zu Basel zur Verfügung



v.l. Vorsitzende des Stiftungsrates Univ.-Prof. Dr. Marie-Paul Stintzi, Michael Schöch, Thomas Zisterer, Brigitte Fassbaender, Bgm. Zach, Dr. Eugen Thurnher

Fotos: RMS / Andreas Ambrosi

gestellt wird, Intendantin Fassbaender für hervorragende Leistungen in der Kunst zugesprochen. Der Preis wurde von der Vorsitzenden des Stiftungsrates, Univ.-Prof. Dr. Marie-Paul Stintzi und dem Theaterhistoriker Prof. Dr. Eugen Thurnher überreicht. Ebenfalls anwesend waren HR Dr. Christoph Mader von der Kulturabteilung des Landes Tirol, Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde Zach und Kulturamtsleiterin Mag. Birgit Neu.

In ihrer Laudatio würdigte Bgm. Hilde Zach Kammersängerin Fassbaender als große Künstlerin und für ihre besondere Verbundenheit mit dem Tiroler Landestheater: „Ich beglückwünsche sie als Preisträgerin, und danke ihnen für die vielen phantastischen Rollen, in denen wir sie im Laufe ihres Lebens auf der Bühne erleben durften“. Es sei auch für Innsbruck eine hohe Auszeichnung, wenn ein so bedeutender Preis seit vielen Jahren schon in der Landeshauptstadt verliehen wird. „Ich weiß auch, dass unsere Intendantin im deutschprachigen Raum sehr gefragt ist, deshalb bin ich auch stolz, dass wir eine so tüchtige Künstlerin in Innsbruck haben“, so Zach.

Fassbaender zeigte sich von der Ehrung gerührt und bedankte sich herzlich für den Mozart-Preis: „Ich bin sehr gerne in Innsbruck und die Musik durchzog mich seit meiner Kindheit. Zur Künstlerin wird man nicht geboren, es gehört harte Arbeit und vor allem eine gewisse Begabung dazu“.

Das Preisgeld in der Höhe von 20.000 Franken stiftet Brigitte Fassbaender dem Tiroler Landestheater für den Kauf eines neuen Flügels. „Damit mich das Theater in guter Erinnerung behält“, meint sie schmunzelnd. Gleichzeitig wurden auch zwei Preisträger des Brigitte Fassbaender Förderpreises ausgezeichnet. Jeweils 2000 € bekommen Bariton Thomas Zisterer und Pianist Michael Schöch, die die Feier auch musikalisch umrahmten.

Lebenslauf von Kammersängerin Brigitte Fassbaender Sie wurde am 3. Juli 1939 in Berlin als Tochter der Schauspielerin Sabine Peters und des Baritons Willi Domgraf-Fassbaender geboren. Ihrem Vater verdankt Sie ihre Begeisterung für den Gesang und vor allem auch die hervorragende Ausbildung. Im Jahre1961 - also bereits mit 21 Jahren - debütierte sie an der Bayrischen Staatsoper und sang bald verschiedene Rollen neben Stars wie Lisa della Casa, Astrid Varnay, Dietrich Fischer-Dieskau, Hermann Prey, Fritz Wunderlich und Teresa Stratas und unter so berühmten Dirigenten wie Hans Knappertsbusch und Karl Böhm.

Sie ersang sich dort im Laufe der Jahre alle bedeutenden Partien ihres Faches Mezzosopran und gastierte an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt, wie bereits 1967 an der Mailänder Scala, 1970 in San Francisco und 1972 bei den Salzburger Festspielen. Es gibt über 100 Schallplatteneinspielungen. Ihre Plattenproduktion betreffen neben der Oper vor allem Oratorien und Lieder, wobei insbesondere neben ihrem Gestaltungsreichtum auch ihre Wortdeutlichkeit gerühmt wird.

Mit Beginn des Jahres 1995 beendete Brigitte Fassbaender ihre Gesangskarriere und widmete sich sodann ausschließlich der Regiearbeit, der sie sich seit 1990 immer mehr zugewandt hatte. So inszenierte sie in Innsbruck im Jahre 1992 - also noch unter Intendant Helmut Wlasak - die schwierige Oper „Lulu“ von Alban Berg und wurde so dem Tiroler Theaterpublikum bekannt. Premiere war am 29. Februar 1992. Von 1995 bis 1997 war Brigitte Fassbaender Operndirektorin am Staatstheater Braunschweig.

Nach einem Hearing im April 1998 wurde Frau Brigitte Fassbaender vom Theaterausschuss der Tiroler Landesregierung und dem Stadtsenat der Landeshauptstadt Innsbruck als Intendantin vorgeschlagen und sodann nach entsprechenden Beschlüssen in den Gremien mit Wirkung vom 1. September 1999 zur Intendantin des Tiroler Landestheaters für fünf Jahre bestimmt. Brigitte Fassbaender leitet nun das Tiroler Landestheater seit fünf Spielzeiten mit viel Sachkenntnis, Umsicht und vor allem mit großer Hingabe und Theaterbegeisterung. Durch niveauvolle Opernproduktionen, bei denen sie zum Teil selbst Regie führte, hat sie den Musentempel am Rennweg weit über Tirol hinaus bekannt gemacht.

Sie hatte für ihre (erste) Intendanz vor allem das Werk William Shakespeares zu einem Schwerpunkt gemacht, das nicht nur im Schauspiel, sondern auch in den Bearbeitungen seiner Stücke als Grundlagen zu Opern wie auch zu Musicals. Auffallend ist ihr weit gespannter Spielplan der von Händel („Partenope“) über selten gespielte Opern in konzertanten Aufführungen (wie Vincenzo Bellini, „I Capuleti e i Montecchi“, Giocchino Rossini, „Otello“, Antonio Salieri, „Falstaff“) zu ganz modernen Stücken (wie Manfred Trojahn „Was ihr wollt und Paul Hindemith, „Neues vom Tage“ und Aribert Reimann, „Lear“) reicht.

Ein Herzensanliegen ist ihr auch das Tanztheater sowie die Bespielung von Orten außerhalb Innsbrucks, vor allem in Südtirol. Das Mobile Jugendtheater wie das Mobile Kindertheater haben große Beachtung gefunden. Uraufführungen gab es sowohl im Schauspiel (wie z. B. Egon Prandtl, „Villingers Kinder“ oder das von Felix Mittlerer übersetzte Stück von Sean 0´Casey „Das Ende vom Anfang“) aber auch in der Oper (wie von Martin Wolfrum, „Vor dem Sturm“ oder die Oper des Südtirolers Eduard Demenz „Häftling von Man“).

Erwähnenswert ist, dass sie auch Tirolern im Bereich der Regiearbeit und des Bühnenbildes Gelegenheit gibt, sich zu profilieren. Fassbaenders Verdienst ist es auch, immer wieder große Talente zu entdecken, für die Innsbruck dann das Sprungbrett für ihre Karriere bedeutet. Es ist auch dem Engagement und dem Durchsetzungsvermögen von Frau Fassbaender zu verdanken, dass der Probebühnenneubau und die gleichzeitige Sanierung des Theaters realisiert werden konnten. Die Opern von Wien und München ernannten sie zu Kammersängerin. Auch hohe Auszeichnungen - wie zuletzt der Tiroler Adlerorden - wurden ihr zuteil.
     
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