OeNB und FMA publizieren neue Leitfadenreihe zum Kreditrisiko  

erstellt am
10. 05. 04

Aufsicht stellt internationale Best-Practice-Ansätze vor
Wien (oenb) - Vor dem Hintergrund der rasanten Innovationen im Bankgeschäft sowie des in wenigen Wochen finalisierten neuen Baseler Eigenkapitalakkords legen Oesterreichische Nationalbank (OeNB) und Finanzmarktaufsicht (FMA) eine neue, gemeinsame Leitfadenreihe zum Themenkomplex „Kreditrisiko“ vor. Zweck der Leitfadenreihe sei es, so Direktor Josef Christl, Mitglied des Direktoriums der Oesterreichischen Nationalbank, und FMA-Vorstand Andreas Grünbichler, „im Dialog mit den Beaufsichtigten zur Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses zwischen Aufsicht und Banken in Bezug auf die anstehenden Veränderungen im Bankgeschäft beizutragen“.

Mit dem neuen Akkord werde eine neue Form der Finanzmarktregulierung eingeläutet, betont Direktor Christl: „An die Stelle strikter Gebote und Verbote, die von Seiten der Aufsicht nur mehr exekutiert werden, tritt ein flexibles Rahmenwerk, das auf die Verbesserung des bankinternen Risikomanagements fokussiert und innerhalb dessen Kreditinstitute an optimalen, bankindividuellen Lösungen arbeiten können.“ FMA-Vorstand Andreas Grünbichler unterstreicht, dass dieser neue Zugang notwendig sei, „um dem zunehmend facettenreicheren Bankgeschäft in all seinen Aspekten Rechnung zu tragen und gleichzeitig gewährleisten zu können, dass flexibel auf die Erfordernisse eines sich zunehmend rascher ändernden Marktumfeldes eingegangen werden kann“.

Die „Leitfadenreihe zum Kreditrisiko“ stellt eine Form der Antwort auf diese Herausforderungen dar. Wie schon bei der vor einigen Jahren entwickelten Leitfadenreihe zum Marktrisiko orientieren sich die Inhalte der neuen Reihe an internationalen Entwicklungen im Bankengeschäft und sollen vom Leser als Beispiele für eine mögliche „Best Practice“ aufgefasst werden, „deren Umsetzung auch unabhängig von der Existenz neuer Eigenmittelrichtlinien Sinn macht“, so Christl. Grünbichler hält fest, dass es sich dabei aber „um keine verbindliche Rechtsauslegung durch die Aufsicht handelt sondern, um eine Serviceleistung für die Banken, die einen grundlegenden Überblick zu den einzelnen Themen gibt und zeigt, was derzeit international state-of-the-art ist“.

In intensiven Diskussionen mit international führenden Praktikern des Kreditrisikomanagements, Consultant-Firmen sowie Vertretern der Unvisersitäten haben OeNB und FMA gemeinsam internationale Best Practice-Ansätze in den verschiedenen Bereichen des Kreditrisikomanagements analysiert und evaluiert. Die Ergebnisse dieser Vorbereitungsmaßnahmen der Aufsicht auf die bevorstehenden Umwälzungen im Bankgeschäft sollen mit der Leitfadenreihe auch transparent den österreichischen Finanzmarktteilnehmern dargestellt werden.

FMA und OeNB verstehen sich in diesem Zusammenhang als Partner der heimischen Kreditwirtschaft, die ihre Dienstleistungen entsprechend höchster internationaler Standards allen Marktteilnehmern mit dem Ziel der Erhaltung der Stabilität und der Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Finanzmarktes transparent zur Verfügung stellen.

In insgesamt zehn Bänden die im Laufe des heurigen Jahres zu den Themenbereichen Verbriefung, Rating und Validierung, Kreditvergabeprozess und Kreditrisikosteuerung sowie Kreditrisikomindernde Techniken publiziert werden, wird dargelegt, wie solche Systeme und Prozesse aus Sicht von Aufsicht und Nationalbank ausgestaltet sein können. Bei der Ausgestaltung dieser Prozesse wird natürlich auch auf die Komplexität der Geschäftstrukturen eines Instituts Rücksicht genommen

Christl und Grünbichler waren sich bei der Präsentation einig, dass die Umsetzungsarbeiten in diesen Bereichen in der österreichischen Finanzwirtschaft schon vor einiger Zeit begonnen haben, und die Österreichs Bankenindustrie, gerade was den Stand der Umsetzung des neuen Akkords anbelangt, auch auf internationaler Ebene keinerlei Vergleiche zu scheuen habe.

„Es ist aber davon auszugehen, dass das neue Regewerk nicht nur isoliert die Berechnung des Eigenmittelerfordernisses beeinflussen wird, sondern darüber hinaus auch als Gelegenheit zur Erneuerung von und Reflexion über bestehende Abläufe, insbesondere im Kreditbereich genutzt werden wird“, so Direktor Christl. Und FMA-Vorstand Grünbichler fügte hinzu: „Die Leitfadenreihe wurde deshalb bewusst inhaltlich breit angelegt, eine Art Ideen-Pool international erprobter, vorbildhafter Ansätze, damit der Interessierte dann die Möglichkeit hat, aus der Fülle der Anregungen, für sein Institut maßgeschneiderte Lösungen herauszufiltern.“

Liste der Publikationen:
Ende April 2004: „Best Practice im Risikomanagement von Verbriefungen“
Ende Mai 2004: „Ratingmodelle und –validierung“
Ende Juni 2004: „Institutsinterner Kreditvergabeprozess und Kreditrisikomanagement“
Sept. 2004: „Kreditrisikomindernde Techniken“ (Österreich)
Herbst 2004: „Kreditrisikomindernde Techniken“ (Tschechien, Polen, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Slowenien)

Ab April 2004: Veröffentlichung im WWW
Die einzelnen Leitfäden werden auch als PDF-Downloads auf den Web-Sites von OeNB (http://www.oenb.at ) und FMA (http://www.fma.gv.at) publiziert.
     
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