Internationale Klimatagung in Wien propagiert klima:bewusstes Handeln
Wien (bmlfuw) - „Die Folgen des globalen Klimawandels sind schon jetzt spürbar. Allein in den
letzten 100 Jahren ist in Österreich die Durchschnittstemperatur um 1,8 Grad Celsius gestiegen. In Rekordtempo
verschwindende Gletscher, extreme Niederschläge, Hochwasser und immer länger werdende Dürreperioden
erfordern eine nachhaltige Klimaschutzpolitik auf allen Ebenen – national, EU-weit und international. Von enormer
Bedeutung ist aber auch der Beitrag jedes Einzelnen. Jeder von uns ist aufgefordert, klima:aktiv zu werden“, so
Umweltminister Josef Pröll bei der Pressekonferenz zur Internationalen Klimatagung 2004 von Lebensministerium
und Umweltdachverband in der Österreichischen Nationalbibliothek. Umweltminister Josef Pröll, der Präsident
des Umweltdachverbandes Dr. Gerhard Heilingbrunner, der Vertreter der EU-Kommission Dr. Artur Runge-Metzger, sowie
Dr. Werner Beutelmeyer vom Linzer "market Institut" waren sich dabei einig, dass Wirtschaft, Politik,
Verwaltung, NGOs, Bildung und Wissenschaft mehr für das Klimabewusstsein der Bevölkerung tun müssen.
Aus einer aktuellen Studie, die das "market-Institut" im Auftrag des Lebensministeriums durchgeführt
hat, geht hervor, dass Herr und Frau Österreicher sich über den Klimaschutz nicht ausreichend informiert
fühlen. Andererseits werden aber ganz klar Haushalt und Verkehr als Problembereiche erkannt, in denen persönliches
Engagement notwendig wäre. Allgemein sehen die Österreicherinnen und Österreicher den größten
Handlungsbedarf bei Politik und Industrie. "Anders als beim generellen Umweltschutz ist das Informationsniveau
beim Klimaschutz noch gering. Klimaschutz ist ein Thema, das in erster Linie noch als Problem der Industrie gesehen
wird und dort, wo das Bewusstsein des individuellen Handelns bei den Bürgern schon am meisten ausgeprägt
ist, kommen sie in einen Interessenkonflikt - nämlich beim Auto", so Dr. Werner Beutelmeyer vom Linzer
Market Institut. Tatsache ist aber: "2002 haben die Treibhausgasemissionen aus dem Verkehr erstmals jene der
Industrie übertroffen", hielt Umweltminister Josef Pröll fest.
Österreichs Haushalte sind für rund ein Drittel des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Heizung, Warmwasser
und Elektrogeräte sind die größten Energiefresser und damit CO2-Produzenten. Ein wichtiger Ansatzpunkt
zur Erreichung der Klimaschutzziele liegt also im Bereich Wohnen und Haushalt. Für den Schutz des Klimas
sind nicht nur Gesetze und Verordnungen nötig, sondern "klima:aktives" Verhalten. Jede und jeder
Einzelne kann und muss einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, im täglichen Leben, beim Einkaufen, beim Autofahren,
beim Heizen, bei der Urlaubsplanung oder beim Wohnbau.
Mit der Klimastrategie zum Kyoto-Ziel
Die Österreichische Klimastrategie ist die gemeinsame Basis von Bund und Ländern für effizienten
Klimaschutz. Sie sieht Maßnahmen in den Bereichen Energieerzeugung, Raumwärme, Industrie, Verkehr sowie
Land-, Forst- und Abfallwirtschaft vor, die dafür sorgen, dass Österreich das Kyoto-Ziel von 13% weniger
Treibhausgasemissionen bis zum Zeitraum 2008 - 2012 erreicht.
Zur Umsetzung der Österreichischen Klimastrategie ist bereits eine Reihe von Initiativen gesetzt worden. Die
österreichische Umweltförderung legt einen klaren Schwerpunkt auf den Klimaschutz. 2004 stehen 30 Millionen,
2005 60 Millionen und ab 2006 jährlich 90 Millionen Euro zusätzlich für klimarelevante Maßnahmen
zur Verfügung. Die Deponieverordnung, mit der eine maßgebliche Reduktion der Methanemissionen aus der
Abfallwirtschaft erzielt wird, ist seit Beginn des Jahres in Kraft. Ebenfalls seit Beginn des heurigen Jahres gilt
das Road-Pricing für LKW. Auch die Anhebung der Energieabgaben und die Einführung der Kohleabgabe seit
1. Jänner 2004 werden zu mehr Energieeffizienz führen.
"Das Ökostromgesetz und die Einspeiseregelungen für Strom aus erneuerbaren Energien sind ein weiterer
wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Ökostrom ist eine Erfolgsgeschichte", betonte Pröll.
Bereits Ende 2003 lag der Ökostromanteil bei 1,6 Prozent der gesamten Energieabgabe. 2004 wird der Anteil
2,4 bis 2,8 Prozent betragen, damit liegt Österreich genau im Plan. Ziel ist 2008 4 Prozent Strom aus Biomasse,
Wind und Sonnenenergie zu erzeugen. Damit können wir einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung des EU-Zielen
leisten, im Jahr 2010 78 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien zu realisieren. Zum Vergleich, schon heute können
wir mit Ökostrom und Kleinwasserkraft mehr als einen halben Reaktorblock in Temelin ersetzen, 2008 können
wir bereits einen Reaktorblock ersetzen. "An diesen Zielen muss daher unbedingt festgehalten werden",
so Pröll mit Nachdruck.
Lebensministerium hat eigenes Aktionsprogramm klima:aktiv gestartet
klima:aktiv wurde vom Lebensministerium gestartet, um die Bevölkerung und die Wirtschaft über
gesetzliche Regulative hinaus für aktiven Klimaschutz zu gewinnen. Es ist auf der einen Seite Informationsplattform
für die Bevölkerung, um diese über die Möglichkeiten zu informieren, zum Klimaschutz beizutragen.
Es ist darüber hinaus eine Kommunikationsplattform, die relevante Wirtschaftszweige und wesentliche Akteure
zur aktiven Mitgestaltung beim Klimaschutz einlädt.
Auf der anderen Seite ist klima:aktiv ein Aktionsprogramm des Lebensministerium, das mit Hilfe maßgeschneiderter
Teilprogramme für unterschiedlichste Branchen klimafreundlichen Technologien und Dienstleistungen zum Durchbruch
verhelfen und deren Marktanteile vergrößert. Es wendet sich an Maurer, Zimmerer, Installateure, Rauchfangkehrer,
Klein- und Mittelbetriebe, Wohnbaugenossenschaften bis hin zu Architekten. Für Ausbildung, Qualitätssicherung
und die Forcierung klimafreundlicher Technologien und Dienstleistungen stehen bis 2012 jährlich drei Millionen
Euro zur Verfügung.
Die ersten klima:aktiv-Programme laufen bereits erfolgreich: Das Teilprogramm Ecofacility unterstützt die
thermisch-energetische Modernisierung und Optimierung von privaten Dienstleistungsgebäuden. e5 ist das umfassende
Klimaschutzprogramm für energieeffiziente Gemeinden. klima:aktiv will das e5-Konzept auf ganz Österreich
ausweiten. Die nächsten Zertifizierungen von Gemeinden finden bereits Ende Mai/Anfang Juni statt. Noch 2004
startet klima:aktiv Programme in den Bereichen Solarwärme, energieeffiziente Betriebe, betriebliches Mobilitätsmanagement,
Biogas, Qualitätsmanagement von Heizwerken und Energieholz. klima:aktiv ist damit ein klares Signal für
die konsequente Umsetzung der Österreichischen Klimastrategie.
Klimaschutz mit Hausverstand
Österreich betreibt Klimaschutz mit Hausverstand. Das bedeutet auch die Verknüpfung marktwirtschaftlicher
Instrumente mit den Zielen des Umwelt- und Klimaschutzes. Mit dem Emissionszertifikategesetz wurde eine ökologische
und wirtschaftsverträgliche Lösung vorgelegt, die gleichzeitig dem Ziel der Entkoppelung des CO2-Ausstoßes
vom Wirtschaftswachstum Rechnung trägt. Die Mechanismen der Marktwirtschaft können so für den Klimaschutz
intelligent eingesetzt werden.
Der am Dienstag vom Wirtschaftsminister im Ministerrat vorgelegte Energiebericht der Bundesregierung 2003 geht
davon aus, dass das "Kyoto-Szenario" gegenüber dem Status quo rund 700 Millionen Euro Wirtschaftsimpulse
bringt. Die konsequente Umsetzung der Klimastrategie senkt auch die Kosten für den Energieverbrauch durch
Einsparungseffekte. Die Arbeitsplatzeffekte werden darüber hinaus positiv bewertet. Im "Kyoto-Szenario"
entstehen bis zu 25.000 neue Jobs.
Gleiches gilt für die geltende Ökostromregelung. Mit Erreichen des 4 Prozent-Zieles können rund
3.000 Arbeitsplätze gesichert und neu geschaffen werden. Die Kosten dafür sind vergleichsweise gering,
der Anteil der Ökostromkosten an den Gesamtstromkosten beläuft sich auf 1,2 Prozent. "Wenn wir über
den Klimaschutz reden, dann reden wir über positive Impulse für den Wirtschaftsstandort Österreich
und über heimische Arbeitsplätze. Klimaschutz schafft Arbeitsplätze", ist Pröll überzeugt.
"Ich würde mir von der Wirtschaft wünschen, dass sie ihre Willensbekundungen, die sich in ihren
Hochglanzbroschüren finden, in die Tat umsetzen. Denn wir alle müssen in Zukunft in Sachen Klimaschutz
weit mehr unternehmen als bisher, wollen wir unsere globale Verantwortung im Klimaschutz wirklich ernst nehmen",
assistierte Präsident Gerhard Heilingbrunner, der ein 10-Punkte Forderungsprogramm des Umweltdachverbandes
für einen nachhaltigen Klimaschutz in Österreich vorstellte.
Dass Klimaschutz neue Marktchancen eröffnet zeigen auch Österreichs innovative Unternehmen in der Praxis.
Österreichisches Know-how bei Umwelttechnologien ist international anerkannt. Insbesondere beim Bau von Biomasseheizwerken
und Biomassekleinanlagen, thermischen Solaranlagen und Kleinwasserkraftwerken, in der Abwasserbehandlung und Abfallentsorgung
haben österreichische Unternehmen die Nase vorn.
Mit den ÖBB klimafreundlich zu klima:bewusst - klima:aktiv
Die ÖBB unterstützen als klima:aktiv-Partner des Lebensministeriums die Klimatagung 2004. Die
Rückfahrt von der Tagung zum jeweiligen Abfahrtsbahnhof innerhalb Österreichs ist kostenlos. Damit engagieren
sich die ÖBB, die schon im März 2004 den Kyoto-Express als Klimabotschafter auf die Schienen gestellt
haben, erneut im Klimaschutz, betonte Pröll abschließend. |