Linz: Die »Weiße Rose«  

erstellt am
07. 05. 04

Linz (stadt) - Der Widerstandsbewegung gegen die NS-Gewaltherrschaft „Weiße Rose“ ist die bevorstehende Ausstellung des Nordicos gewidmet: Anhand von 47 Schautafeln mit Bildern und Texten wird bis 4. Juli der unerbittliche Kampf dieses Freundeskreises im 2. Stock dokumentiert. Flugblätter der „Weißen Rose“ sind bekanntlich auch in der Stadt Linz aufgetaucht.

Der Freundeskreis
Die „Weiße Rose“ entstand aus individueller Freundschaft. Christoph Probst und Alexander Schmorell waren Freunde seit ihrer gemeinsamen Schulzeit, Willi Graf und Hans Scholl lernten sie während des Medizinstudiums 1941/1942 an der Münchner Universität kennen. Dort studierte ab Mai 1942 auch Sophie Scholl. Sie besuchten die Vorlesungen von Professor Kurt Huber, mit dem zusammen sie schließlich Flugblätter gegen die NS-Gewaltherrschaft verfassten und verbreiteten.

Die Jugendlichen waren bürgerlicher Herkunft. Mit der Hitlerjugend gerieten sie früh in Konflikt und verweigerten den Beitritt. Hans Scholl und Willi Graf gehörten verbotenen Jugendgruppen an. 1938 kamen sie deshalb kurz in Gestapohaft. Als Sanitätssoldaten in Studentenkompanien waren sie auf verschiedenen Kriegsschauplätzen eingesetzt, während der Hochschulsemester studierten sie. So wuchs der Kreis zusammen und konnte den ideologischen wie sittlichen Widerspruch zum Nationalsozialismus vertiefen.

Der Widerstand
Im Juni/Juli 1942 verfassten Alexander Schmorell und Hans Scholl vier Flugblätter der „Weißen Rose“ in Auflagen von je etwa 100 Stück. Verteilt wurden diese Flugblätter an einen kleinen Kreis ausgesuchter Adressaten, meist in München und Umgebung.

Ende Juni 1942 mussten Schmorell und Scholl an die Ostfront. Nach der Heimkehr nahmen sie ihre Widerstandstätigkeit wieder auf. Im Januar 1943 entstand ihr fünftes Flugblatt „Aufruf an alle Deutschen!“. In einer Auflage von bis zu 9.000 Exemplaren hektographiert, tauchte es in mehreren Städten Süddeutschlands und Österreich auf. Im Februar 1943 beschriftete die Gruppe des Nachts Gebäude in München mit Parolen wie „Nieder mit Hitler“, „Hitler Massenmörder“ und „Freiheit“.

Noch im Februar 1943 entstand das sechste und letzte Flugblatt der „Weißen Rose“. Es richtete sich an die Münchner StudentInnen und forderte vor dem Hintergrund der Niederlage von Stalingrad zur Befreiung von der NS-Gewaltherrschaft auf. Bei der Verteilung wurden die Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 in der Münchner Universität beobachtet und verhaftet.

Die Prozesse
Im ersten Prozess gegen die Mitglieder der Widerstandsbewegung verurteilte der Volksgerichtshof unter Vorsitz des berüchtigten Roland Freisler die Geschwister Scholl und Probst am 22. Februar 1943 zum Tode. Das Urteil wurde noch am selben Tage vollstreckt. Im zweiten Prozess wurden Graf, Schmorell und Huber am 19. April 1943 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Bis Mitte Oktober 1944 fanden noch fünf weitere Prozesse statt, bei denen unter anderem gegen Leipelt ein Todesurteil verhängt wurde.

Im Spätherbst 1944 hob die Hamburger Gestapo mehrere Widerstandsgruppen aus und entdeckte dabei auch Flugblätter der „Weißen Rose“. Sieben Jugendliche dieser Gruppen wurden von der Gestapo ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Noch Mitte April 1945 verhandelte der Volksgerichtshof in Hamburg gegen Mitglieder dieser Gruppen. Ein zum Tode Verurteilter konnte sich auf dem Wege zur Hinrichtung während eines Fliegerangriffs retten.

Der Name
Der Name Weiße Rose ist willkürlich gewählt. „Ich ging von der Voraussetzung aus, dass in einer schlagkräftigen Propaganda gewissen feste Begriffe da sein müssen, die an und für sich nichts besagen, einen guten Klang haben, hinter denen aber ein Programm steht. Es kann sein, dass ich gefühlsmäßig diesen Namen gewählt habe, weil ich damals unter dem Eindruck der spanischen Romanzen von Brentano 'Rosa Blanca' gestanden habe. Zu der Weißen Rose der englischen Geschichte bestehen keine Beziehungen.“

(Hans Scholl, Gestapo-Verhörprotokoll, 20. Februar 1943)

Die Ausstellung wurde von der „Stiftung Weiße Rose“ München zusammengestellt. Der Eintritt ist frei; bei Führungen für Schulklassen wird ein Beitrag von einem Euro pro Person eingehoben. Ein 89 Seiten umfassender Katalog zur Ausstellung ist zum Preis von fünf Euro im Nordico erhältlich.
     
zurück