Wien (rk) - Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny überreichte am Mittwoch (05. 05.)
im Wiener Rathaus drei Persönlichkeiten des Wiener Musiklebens hohe Auszeichnungen: Rudolf "Teddy"
Ehrenreich und Erwin Halletz erhielten die "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien"; in Vertretung des
Bundeskanzlers überreichte Mailath-Pokorny das Bundes-Ehrenzeichen an Univ.-Prof. Michael Frischenschlager.
"Die heutigen Ehrengäste repräsentieren die große Spannbreite im Bereich der Musik - von der
klassischen Musik über Unterhaltungs- und Filmmusik bis hin zum Jazz", so Mailath- Pokorny. Die Wiener
Stadtregierung sei sich der Verantwortung für die Musikwelthauptstadt Wien bewusst, etwa durch die Unterstützung
der Gründung der vier neuen Säle im Musikverein, der Neu-Ordnung der Wiener Musiktheater und des Klangforum
Wiens, eines der wichtigsten Ensembles für zeitgenössische Musik.
Professor Franz Strohmer vom Wiener Volksbildungswerk bezeichnete Frischenschlager in seiner Laudatio als "wichtigsten
Kulturvermittler des Landes". Der bekannte Geiger, Kammermusiker, Musikpädagoge und Dirigent setze sich
mit "liebevoller Strenge und Verständnis" besonders für junge Nachwuchskünstler ein.
Die Laudatio auf Teddy Ehrenreich haben sich Axel Melhardt vom Jazzland und Heinz Czadek, Univ.-Prof. für
Jazztheorie und Jazzkomposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst, "geteilt":
Teddy Ehrenreich zeichne sein Idealismus aus, er verschrieb sich dem Jazz, weil er diese Musik liebt und nicht,
weil er davon leben will, so Axel Melhardt. Heinz Czadek, der seit 42 Jahren Mitglied in der Teddy-Ehrenreich-Bigband
ist, hob die Verdienste Teddy Ehrenreichs für den Jazz hervor und schloss seine Laudatio mit: "Teddy
Ehrenreich war nie ein Mann, der sich ins Rampenlicht gestellt hat; aber die Anerkennung jener, die sich im Jazz
wirklich auskennen, ist ihm sicher".
Erwin Halletz war nicht nur freischaffender Komponist, Texter und Arrangeur sondern auch erfolgreicher Sänger,
Dirigent und Bar- Musiker. Er schrieb die Filmmusik zu 120 Filmen und arbeitete mit den Größen der Schlager-
und Unterhaltungswelt zusammen, allen voran Peter Alexander, Curd Jürgens, Zarah Leander und Marika Rökk,
führte Dr. Helmut Steinmetz, Direktor der Austro Mechana in seiner Lobrede aus.
Biographie Rudolf Ehrenreich
Teddy Ehrenreich war bis zu seinem im Jahre 2001 erlittenen Schlaganfall einer der führenden Jazzklarinettisten
Österreichs und er hat nach diesem Schicksalsschlag durch beharrliches diszipliniertes Üben einen Großteil
seiner technischen Brillanz wiedererlangt. Die Wiener Jazzszene verdankt diesem großartigen Musiker wesentliche
Impulse.
Rudolf "Teddy" Ehrenreich wurde 1936 in Wien geboren. Schon in der Mittelschule begann er sich für
den Jazz zu interessieren und leitete seit den frühen Fünfzigerjahren Bands, mit denen er in den damaligen
Lokalen wie "Adebar" und "Tabarin" auftrat. In der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre
war er als Bandleader vor allem in Deutschland tätig. Nach seiner Rückkehr zu Beginn der Sechzigerjahre
gründete er 1962 seine Big Band, die er bis zum heutigen Tage leitet.
Seit dem Ende der Sechzigerjahre war er im ORF tätig; zuerst als Klarinettist und Saxophonist im Orchester
Karel Krautgartner, später auch als Leiter eigener Formationen, u. a. mit Viktor Plasil. Seine Big Band war
und ist eine Talenteschmiede, aus der viele der heute führenden Musiker wie etwa Bumi Fian, Martin Fuss und
Christian Radovan hervorgingen. Speziell in der Zeit, wo es noch keine Ausbildungsstätten für Jazz in
Österreich gab, war die Band von Teddy Ehrenreich eine der ganz wenigen Möglichkeiten für talentierte
Nachwuchsmusiker, Erfahrungen zu sammeln und sich auf den Beruf vorzubereiten. Später war seine Big Band eine
ideale Ergänzung für die Studierenden der Jazzabteilung des Konservatoriums der Stadt Wien, in der sie
hochklassigen Big Band Jazz unter professionellen Bedingungen spielen konnten. Diese Funktion als Mentor junger
Talente erfüllt er auch heute noch in vorbildlicher Weise.
Legendär sind seine Auftritte mit führenden Musikern der Big- Band-Ära im "Jazzland".
So begleitete er mit seiner Band u. a. folgende Solisten: aus dem Umfeld Count Basie Eddie "Lockjaw"
Davis, Harry Edison, Joe Newman und Harold Jones, und aus dem Kreis der Musiker um Woddy Herman Pete und Conte
Candoli. Seine Fachkompetenz im Bereich des klassischen Big Band Jazz ist beeindruckend und fand bei allen Gaststars
höchste Anerkennung.
Biographie Erwin Halletz
Erwin Halletz zählt zu den wichtigsten Unterhaltungsmusikern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
für Wien. Erwin Halletz wurde 1923 in Wien geboren, er erheilt bereits ab seinem 6. Lebensjahr Violinunterricht,
seinen ersten Auftritt absolvierte er mit 12 Jahren.
Ab 1946 war er als Bigband-Arrangeur, Saxophonist und Sänger tätig. Ab 1950 leitete Halletz das "Wiener
Tanzorchester", mit welchem er ausgedehnte Auslands-Tourneen unternahm, und begann, Filmmusik und Schlager
zu schreiben.
Bis zum heutigen Tag komponierte er an die 120 Filmmusiken, u. a. mit Regisseuren wie G.W. Pabst und Robert Siodmak.
Er nahm als Arrangeur, Dirigent und Komponist Dutzende Platten auf, u. a. mit Peter Alexander und Zarah Leander.
Er komponierte drei Theaterstücke mit Musik für Marika Rökk sowie das "Teenager- Ballett"
für die Volksoper nach einer Idee von Professor Marcel Prawy. Ab 1979 war er als Musikchef beim "Eistheater
Berlin" tätig, wo er auch für die Arrangements verantwortlich war.
1961 ging Hallet für ein Gastspiel nach Monaco, wo er Arrangeur und Dirigent beim "Monte Carlo Light
Symphony Orchestra" tätig war. Dieses "Gastspiel" sollte schließlich 41 Jahre andauern,
doch die Bindung an Wien - beruflich wie privat - wurde nie unterbrochen (Deutschmeister, Philharnomia-Schrammeln,
Sängerknaben, Gardemusik). Seit 2002 lebt Erwin Halletz wieder ständig in Wien; seine Arbeitsfreude ist
auch mit 80 Jahren ungebrochen.
Biographie em. o. Univ.-Prof. DDr.h.c. Michael Frischenschlager
Michael Frischenschlager wurde 1935 in Salzburg geboren. Er studierte Violine, Musikpädagogik, Musikwissenschaft
und Dirigieren an den Hochschulen und Universitäten Salzburg, Köln, Wien und Rom. Frischenschlager kann
auf eine vieljährige erfolgreiche Konzerttätigkeit in den meisten Ländern Europas, Nordamerikas
und Asiens verweisen.
1971 erfolgte seine Berufung an die Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, 1984 wurde
er Leiter der Streicherabteilung, 1989 Stellvertreter des Rektors und schließlich von 1992 bis 1996 Rektor.
Neben der intensiven Lehrtätigkeit in Wien, aus seinem Unterricht gingen erfolgreiche Musiker hervor, ist
er ein international gefragter Vortragender für Gastkurse, Vorträge, Seminare sowie als Juror bei bedeutenden
internationalen Violin- und Kammermusikwettbewerben.
Seit 1989 fungiert er als Präsident des Internationalen "Fritz-Kreisler"-Wettbewerbs" in Wien.
Frischenschlager gründete 1990 die Internationale Sommerakademie Prag - Wien - Budapest, deren Leiter er seither
ist. Mit der Sommerakademie hat Frischenschlager einen Treffpunkt für junge MusikerInnen geschaffen. |