Rieder: Start für Tunnelbau bei U2-Verlängerung  

erstellt am
06. 05. 04

Fertigstellung U2-Teilstück Schottenring - Stadion bis Frühjahr 2008; U-Bahnbau sichert allein heuer 5.000 Jobs
Wien (rk) - "Der Ausbau der Wiener U-Bahn bringt nicht nur eine massive Qualitätsver- besserung des öffentlichen Verkehrs, sondern ist mittlerweile auch zu einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor geworden. Rund 277 Millionen Euro investieren die Wiener Linien heuer insgesamt in die Verlängerung von U1 und U2 und sichern damit heuer 5.000 Arbeitsplätze", erklärte Wiens Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder beim Tunnelanstich für den neuen Bauabschnitt U2/2 - Taborstraße. Einer alten Bergbautradition folgend nahmen Rieder und der Geschäftsführer der Wiener Linien, Dipl. Ing. Günter Steinbauer, den Tunnelanstich gemeinsam mit Tunnelpatin Mag. Brigitte Ederer vor.

Der neue, 1.370 Meter lange Streckenabschnitt liegt zwischen Donaukanal und dem Praterstern und ist Teil des vier Kilometer langen U2-Teilstücks zwischen Schottenring und Ernst Happel - Stadion, das im Frühjahr 2008 rechtzeitig zur Fußball- Europameisterschaft in Wien mit insgesamt 5 neuen Stationen in Betrieb genommen wird. Nur ein Jahr später folgt dann die Eröffnung des zweiten Teilstücks bis nach Aspern. Die Verlängerung der Linie U2 ist mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von fast 1,2 Milliarden Euro eines der größten In-frastrukturvorhaben in Österreich.

Wirtschaft profitiert vom U-Bahn Bau, Arbeitsplätze werden gesichert
Über 600 verschiedenste Firmen von Klein- und Mittelbetrieben bis hin zu großen Baufirmen und Industriekonzernen profitierten vom Wiener U-Bahn-Bau in den letzten Jahrzehnten. Laut einer Untersuchung des Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts sichert eine Investitionssumme von 72,6 Millionen Euro die Arbeitsplätze von 1.500 Beschäftigten. Rechnet man das gesamte Investment von 1,2 Milliarden Euro in den Ausbau der Linie U2 sowie die 560 Millionen Euro, die für den Ausbau der Linie U1 zur Verfügung stehen, zusammen, so werden damit rund 34.000 Arbeitsplätze gesichert, so Rieder weiter.

Weltweites Novum: Neue Technologie zur Erdwärmenutzung
Bei der Verlängerung der U2 beweisen die Wiener Linien und die Stadt Wien einmal mehr ihre Vorreiterrolle als Umweltmusterstadt und lassen mit einem weltweiten Novum aufhören: "Als erste U-Bahn der Welt wird in der Station Taborstraße sowie bei drei weiteren Stationen in Tieflage (Schottenring, Praterstern und Messe) die natürlich vorhandene Erdwärme zum Heizen bzw. Kühlen der Station eingesetzt. Die Tunnelwände dienen dabei als Erdwärme-Kollektoren. Mit Wärmepumpen bzw. Kältemaschinen wird das Temperaturniveau in den Stationen je nach Bedarf gehoben oder gesenkt. Diese revolutionäre Technologie ist eine österreichische Neuentwicklung.

Besondere Herausforderung für die Tunnelbauer
Der Bauabschnitt U2/2 wird vorwiegend in geschlossener Bauweise nach der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode (NÖT) mit begleitender Grundwasserabsenkung durchgeführt. In offener Bauweise werden Teile der Station Taborstraße, sowie der Weichenschacht im Bereich Heinestraße hergestellt. Für die Tunnelbauer gilt dieser Streckenabschnitt als besondere Herausforderung. Das Grundwasser muss unter die Tunnelsohle abgesenkt werden, damit das Graben der Tunnelröhren im Trockenen erfolgen kann. Insgesamt werden 97 Häuser von den beiden Tunnelröhren unterfahren.

Bei der Österreichischen Tunnelbaumethode wird der Boden mit einem speziellen Tunnelbagger Schritt für Schritt abgebaut und jede Schicht sofort mit Spritzbeton, stählernen Gitterträgern und Baustahlgitter gesichert. Die Tunnelschale ist zwischen 20 und 30 Zentimeter dick. Sie wird zusätzlich mit einer 40 Zentimeter starken Innenschale aus wasserdichtem Beton ausgestattet.

Auch beim Umbau der Station Schottenring werden die Tunnelbauer ihre Innovationskraft beweisen. Bei dieser direkt unter dem Donaukanal liegenden Station ist geplant, vor den Bauarbeiten das Erdreich unter dem Flussbett zu vereisen. So können dann die Grabungsarbeiten im Trockenen auf standfestem Bodenmaterial erfolgen.

Zum Streckenverlauf des aktuellen Bauabschnitts U2/2 Taborstraße
Der Bauabschnitt U2/2 beginnt nach der unter dem Donaukanal liegenden Station Schottenring. Seine beiden unterirdischen Streckenröhren verlaufen in einem Achsabstand von rund 30 Meter und nahezu geradlinig in Richtung Station Taborstraße, die zwischen der Kreuzung Taborstraße/Obere Augartenstraße und der Novaragasse in einer Tiefe von 18,5 Meter liegt. Nach der Station Taborstraße führen die beiden unterirdischen Streckenröhren bis zur Heinestraße, in der ein Weichenschacht zur Herstellung einer doppelten Gleisverbindung in offener Bauweise errichtet wird. Hier ist auch ein Notausstieg vorgesehen. Danach führen die Tunnel bis zur U1-Station Praterstern.

Bei Bauvorhaben in dieser Größenordnung lassen sich Belastungen für die Anrainer nie komplett verhindern. Die Wiener Linien setzen aber zahlreiche Maßnahmen auch in Zusammenarbeit mit den örtlichen Bürgerinitiativen, um die Belastungen möglichst gering zu halten. So wurde ein eigenes Verkehrskonzept entwickelt, damit die Lastkraftwagen, die das Aushubmaterial wegbringen, so rasch wie möglich das Baustellengebiet wieder verlassen können. Vereinbart wurde außerdem, dass die Arbeiten ausschließlich tagsüber zwischen 7.00 und 19.00 Uhr laufen. Um die Staubelastung und die Verschmutzung der Straßen gering zu halten, wurde eine LKW-Reifenwaschanlage errichtet. Intensive Schallschutzmaßnahmen sorgen dafür, dass der Baulärm möglichst gering bleibt.

Eckdaten zur Verlängerung der Linie U2
Die U2 ist derzeit 3,5 Kilometer lang und führt vom Karlsplatz bis Schottentor. Mit der Verlängerung bis nach Aspern kommen weitere 9 Kilometer dazu. Die neue U2 wird dann nach ihrer Fertigstellung eine Länge von 12,547 Kilometer aufweisen mit insgesamt 17 Stationen. Sie verbindet acht Bezirke (1., 2., 4., 6., 7., 8., 9., und 22.) und bietet Umsteigemöglichkeiten zu drei anderen U-Bahn-Linien (U1, U3 und U4) sowie zwei Schnellbahnanschlüsse (Praterstern und Stadlau).

Eine weitere Weltneuheit aus betriebstechnischer Sicht stellt die Station Stadion dar. Sie ist als dreigleisige Hochstation mit zwei symmetrischen Mittelbahnsteigen und Abgängen an beiden Enden sowie - für Großveranstaltungen - mit je vier zusätzlichen Abgängen geplant. Durch das Zusatzgleis wird es möglich, problemlos Verstärkerzüge einzusetzen und den Tausenden Stadionbesuchern das Aus- und Einsteigen so leicht wie möglich zu machen.

Die geplanten Eröffnungstermine: Das U2 Teilstück (Kosten: 700.00 Millionen Euro) vom Schottenring über Taborstraße, Praterstern, Messe, Trabrennstraße bis zum Stadion wird im Mai 2008 eröffnet. Im Jahr 2009 wird dann auch auf dem zweiten Teilstück bis Aspern (Stationen: Donaustadtbrücke, Seestern, Stadlau, Hardeggasse, Donauspital, Aspernstraße) der Betrieb aufgenommen. Die Kosten für dieses Teilstück betragen 500.000 Millionen Euro. In Summe werden in den Ausbau der U2 1,2 Milliarden Euro investiert.
     
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