Arbeitsmarkt
Ende April noch immer nicht zufriedenstellend
AMS hat um 10% mehr offene Stellen als vor einem Jahr - Im EU-Vergleich
immer noch an zweitbester Stelle
Wien (bmwa) - Ende April 2004 beträgt die Zahl der unselbstständig Beschäftigten 3.165.411
(vorläufige Beschäftigtendaten des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungs- träger;
ohne geringfügige Beschäftigungsverhältnisse). Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich nach Bereinigung
des Vorjahreswertes um Beihilfenbezieher/innen ein Beschäftigungsanstieg um rund +13.875 oder +0,44% (Seit
den 70er Jahren wurden Schulungsteilnehmer/innen des AMS mit einer Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhaltes in
der Beschäftigungsstatistik erfasst, weil sie der vollen Versicherungspflicht - Arbeitslosen-, Kranken-, Unfall-
und Pensionsversicherung - unterlagen). Durch den Wegfall der Arbeitslosenversicherungspflicht mit Beginn des Jahres
2004 wird diese Personengruppe in der Hauptverbandsstatistik nun nicht mehr als beschäftigt gezählt,
wobei dieser Rückgang aber keinen Einfluss auf das tatsächliche, arbeitsplatzbezogene Beschäftigungsniveau
hat. Will man allerdings das aktuelle Beschäftigungsniveau mit dem Vorjahr vergleichen, so muss man den Vorjahreswert
um diese rund 15.000 Beihilfenbezieher/innen reduzieren).
Der Bestand an vorgemerkten arbeitslosen Personen liegt Ende April 2004 mit 240.556 um +9.439 bzw. +4,1% über
dem Wert vom April 2003. Ein Teil dieser Zunahme ist vor allem auch auf den - gegenüber dem Vorjahr - etwas
früheren Ostertermin zurückzuführen. Auf Grund des dadurch etwas früheren Saisonendes im Tourismus
liegt die branchenspezifische Arbeitslosigkeit Ende April um knapp 5.800 über dem Vorjahreswert. Nicht zuletzt
dadurch ist auch der Anstieg der beim Arbeitsmarktservice vorgemerkten Frauen höher als jener der Männer.
So hat die Frauenarbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr um +7.424 (+7,3%) auf 108.709 zugenommen, bei den
Männern ist ein Zuwachs von +2.015 (+1,6%) auf 131.847 zu verzeichnen. In drei Bundesländern ist die
Zahl der vorgemerkten Personen rückläufig. In Kärnten liegt sie um 1,4%, im Burgenland um 1,9% und
in der Steiermark bereits um 7,0% unter dem vergleichbaren Wert des Vorjahres.
Position Österreichs im internationalen Vergleich
Für den März 2004 (letzt verfügbarer Wert) weist EUROSTAT für Österreich eine
Arbeitslosenquote von 4,5% aus (die Fortschreibung durch das AMS ergibt für April ebenfalls 4,5%). Dieser
Wert liegt damit nach wie vor deutlich unter dem EU-25 Durchschnitt von 9,0% (Februar 2004; EU-15 Durchschnitt
8,0%). Lediglich Luxemburg mit 4,1% (März 2004) weist eine niedrigere Arbeitslosenquote als Österreich
auf.
Positiver Trend bei offenen Stellen und Wiedereinstellungszusagen
Der bereits im Vormonat zu beobachtende positive Trend bei der Entwicklung der offenen Stellen hat sich
bestätigt. Ende April 2004 liegt die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen mit einem
Bestand von 26.028 um +10,0% (+2.357) über dem vergleichbaren Wert des Vorjahres. Wie schon im Vormonat ist
auch die Zahl der Personen mit Wiedereinstellungszusage mit +4.668 (+13,%) auf 40.627 deutlich angestiegen.
Verweildauer
Die durchschnittliche Dauer einer Arbeitslosigkeitsepisode hat im April 2004 113 Tage betragen. Die Verweildauer
ist somit um drei Tage länger als im April 2003.
Langzeitarbeitslosigkeit
Ende April 2004 haben die über sechs Monate vorgemerkten Arbeitslosen um +11.141 bzw. +24,4% gegenüber
April 2003 auf 56.790 zugenommen. Diese Entwicklung ist unter anderem durch die länger als ein Jahr beim Arbeitsmarktservice
vorgemerkten Personen (+4.727 auf 22.034) bedingt.
Entwicklung in den Bundesländern
Ende April ist die Arbeitslosigkeit in der Steiermark (-7,0%/-2.341), im Burgenland (-1,9%/-123) und in
Kärnten (-1,4%/-227) rückläufig. In Niederösterreich (+2,8%/+965) steigt die Arbeitslosigkeit
im Vergleich zum Vorjahr unterdurchschnittlich. Während in Oberösterreich (+4,5%/+1.052) der Trend nur
etwas über der bundesweiten Entwicklung liegt, verzeichnen Wien (+6,9%/+5.342), Salzburg (7,6%/+960), Vorarlberg
(+14,1%/+1.184) und Tirol (+14,4%/+2.627) überdurchschnittliche Zuwächse.
Jugendliche
Der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit (+2,4% bzw. +902) ist wie bereits im Vormonat ausschließlich
auf die Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen zurückzuführen: Während Ende April bei den bis
19-jährigen Jugendlichen die Arbeitslosigkeit um -134 bzw. -1,5% auf 8.796 abgenommen hat, ist bei den 20-
bis 24-Jährigen ein Anstieg von +1.036 bzw. +3,7% auf 29.014 zu konstatieren. Im EU-Vergleich weist Österreich
mit 7,3% (März 2004) nach wie vor die niedrigste Jugendarbeitslosenquote (15 bis 24 Jahre) gefolgt von Irland
(8,2%; März 2004) den Niederlanden (8,8%; Feb. 2004) und Deutschland (9,9%; März 2004) aus. Die Jugendarbeitslosenquote
der nunmehr erweiterten Europäischen Union beträgt mit 18,0% (Feb. 2004) deutlich mehr als das Doppelte
des österreichischen Wertes.
Lehrstellenmarkt
Die Zahl der Lehrstellensuchenden liegt Ende April mit 3.519 um -29 (-0,8%) unter dem Wert des Vorjahres.
Die gemeldeten offenen Lehrstellen sind mit -513 bzw. -18,2% auf 2.300 weiterhin abnehmend. Im Auftrag des Bundesministers
für Wirtschaft und Arbeit stehen im heurigen Jahr 6.300 JASG-Lehrgangsplätze für Jugendliche, die
keinen entsprechenden Lehrplatz bzw. Arbeitsplatz finden, zur Verfügung.
Abnahme der Altersarbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit der über 49-Jährigen entwickelte sich mit einer Abnahme von -7,5% (-3.701
auf 45.890) weiterhin günstig. Wie in den Vormonaten ist dabei die Arbeitslosigkeit sowohl in der Altersgruppe
der 50- bis 54-Jährigen (-2.281 oder -9,3%) als auch bei den 55- bis 59-Jährigen (-1.991 oder -9,7%)
rückläufig. Hingegen ist bei den über 59-Jährigen ein Zuwachs von +571 bzw. +12,9% zu konstatieren.
Entwicklung nach Branchen
Die Zunahme der Arbeitslosigkeit ist über die verschiedenen Wirtschaftsbereiche breit gestreut, konzentriert
sich jedoch auf den Dienstleistungssektor. So ist im Sachgüterbereich die Zahl der vorgemerkten Personen mit
-1,8% (-762) gegenüber dem Vorjahreswert leicht rückläufig. Das Bauwesen verzeichnet ebenfalls -
nicht zuletzt auf Grund der verbesserten Witterungsverhältnisse - eine Reduktion um -1.470 bzw. -4,3%. Überdurchschnittlich
stark steigt Ende April jedoch mit +5.776 (+14,7%) die Arbeitslosigkeit im Tourismus. Die Ursache hierfür
dürfte vor allem auch auf das - durch den Ostertermin bedingte - etwas frühere Saisonende zurückzuführen
sein. Relativ deutliche Zunahmen verzeichnen zudem die sonstigen Dienstleitungen (+825; +12,4%), die unternehmensbezogenen
Dienste (+1.254; +8,6%) sowie der Einzelhandel (+1.639; +7,2%).
Arbeitslosigkeit nach Ausbildungskategorien
Ende April 2004 haben in allen Ausbildungsstufen bzw. -richtungen - außer beim Meisterprüfungsabschluss
- die vorgemerkten Arbeitslosen zugenommen. Den größten absoluten Anstieg verzeichnet die Gruppe mit
lediglich Pflichtschulabschluss mit +4.038 (+4,2%) gefolgt von jener ohne Schulabschluss (+1.399; +13,9%) und mit
Lehrabschluss +878 (+1,1%). Deutlich ist auch der Anstieg bei den Universitätsabsolventen mit +847 oder +13,0%.
Anteilsmäßig entfallen damit 81% des Bestands aller Arbeitslosen auf Personen ohne abgeschlossene Schule
sowie Personen mit Pflichtschulabschluss oder Lehrabschluss.
Schulungen des Arbeitsmarktservice
Mit 43.753 liegt die Zahl der Personen in Schulungen im April 2004 unter dem Vorjahresniveau (-2,6%; -1.161).
Kräftig zunehmend sind allerdings weiterhin die Schulungsaktivitäten für Jugendliche (+18,4% bzw.
+2.751 auf 17.739) und auch für die Personengruppe der über 49-Jährigen (+25,3% bzw. +959 auf 4.751).
Die Schulungsteilnehmer/innen rekrutieren sich schwerpunktmäßig aus den Berufsgruppen Büroberufe
(8.535), Handel (6.114), Metall-/Elektroberufe (5.856) und den Hilfsberufen (4.765). Aus diesen Berufsgruppen kommen
58% aller in Schulung befindlichen Personen. |
Cap: Regierung für Rekordarbeitslosigkeit verantwortlich
SPÖ hat Dringliche an Bartenstein vorbereitet – Regierung trägt auch verfehlten
Kurs in der EU mit
Wien (sk) - Die Bundesregierung sei für die "Rekordarbeitslosigkeit und die Versäumnisse
in der Beschäftigungspolitik" verantwortlich; die SPÖ habe daher für die kommenden zwei Plenartage
eine Dringliche Anfrage mit "knallharten Fragen" an Wirtschaftsminister Bartenstein vorbereitet, informierte
der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann Josef Cap am Dienstag (04. 05.)
in einer Pressekonferenz. Cap spricht von einer "besorgniserregenden, negativen Entwicklung", die zeige,
dass die Regierung die Arbeitslosigkeit zulässt bzw. diese sogar Teil ihres wirtschaftlichen Kalküls
ist. "Der Kurs ist aber nicht nur in Österreich verfehlt, die Regierung trägt auch den verfehlten
wirtschaftspolitischen Kurs in der EU mit", so Cap, der ÖVP und FPÖ vorwirft, weder auf nationaler
noch auf europäischer Ebene Schritte für Wirtschaftswachstum und gegen Arbeitslosigkeit zu setzen.
Der gf. SPÖ-Klubobmann betonte, dass die Lissabon-Strategie in keinster Weise umgesetzt werde, für die
Ziele Vollbeschäftigung, Verteilungsgerechtigkeit und Wachstum werde nichts getan. Kommission und Rat würden
die Strategie ausblenden und genau dort würden auch österreichische Regierungsvertreter sitzen. "Die
österreichische Regierung stellt diesen Kurs nicht in Frage, sondern will sogar eine Reform des Stabilitätspaktes
verhindern", so Cap, der kritisiert, dass Österreich überhaupt keinen Beitrag dafür leiste,
dass Beschäftigungspolitik als integraler Teil der Wirtschaftspolitik betrieben wird.
Der gf. SPÖ-Klubobmann warf der Regierung auch vor, Österreich nicht genügend auf die Erweiterung
vorbereitet zu haben. In allen Bereichen - ob bei der Weiterbildung, der Stärkung der Klein- und Mittelunternehmen,
bei der Verhinderung von Schwarzarbeit, der Unterstützung der Grenzregionen oder bei der Infrastruktur - überall
würden Maßnahmen fehlen. Die SPÖ verlange von Bartenstein auch darüber Auskunft.
Insgesamt sieht Cap das Problem, dass die österreichische Regierung in der EU zu wenig gehört wird -
siehe Transit oder Temelin. "Am 13. Juni und darüber hinaus wird darum die Auseinandersetzung um eine
soziale, wirtschaftswachstumsfördernde Politik auf österreichischer und europäischer Ebene verschärft
werden", so Cap, der abschließend erklärte: "Am 13. Juni können die Wählerinnen
und Wähler der Regierung signalisieren, dass ein Kurswechsel vorgenommen werden muss." |