Der Konkurrenz aus dem Norden blickt man durchaus gelassen ins Auge. Für heimische Bierspezialitäten
könnten sich jetzt sogar neue Absatzchancen ergeben
St. Pölten (nöwpd) - Nach dem EU-Beitritt und dem Wegfall der Zollschranken steht den großen
tschechischen Bierproduzenten der österreichische Markt nun offen. Wie eine Umfrage des NÖ Wirtschaftspressedienstes
unter kleinen Brauereien in NÖ ergeben hat, blickt man der Konkurrenz aus dem Norden jedoch durchaus gelassen
ins Auge. Im Gegenteil: Für heimische Bierspezialitäten würden sich jetzt neue Absatzchancen ergeben,
heißt es.
"Das böhmische Bier wird die Szene sicher bereichern. Aber Mitbewerb beflügelt. Wenn man sich davor
fürchtet, hat man in dem Geschäft ohnehin nichts verloren", meint Frank Schmitt, Chef der Brauerei
Piesting. Das erfolgreiche Unternehmen konnte seinen Jahresausstoß in den vergangenen zehn Jahren von ursprünglich
2.000 auf nunmehr 14.000 Hektoliter versiebenfachen.
Auch bei "Brettners Bräuerl" in Schottwien, mit einer jährlichen Produktionsmenge von nur 24
Hektolitern nach eigenen Angaben die kleinste Brauerei Niederösterreichs, kennt man keine Angst vor einer
möglichen tschechischen Bierschwemme. "Klar: Sobald neue Marken erhältlich sind, werden die Leute
diese einmal ausprobieren wollen. Aber auf unseren Absatz wird sich das bestimmt nicht auswirken", erklärt
Brauerei-Geschäftsführerin Christine Doppelreiter-Brettner. Die regionalen Bierspezialitäten vom
Semmering sind mittlerweile auch an ausgewählten Plätzen in Wien erhältlich.
Im Waldviertel liegen der Schremser Brauerei jene von Budweis und Iglau geographisch sehr nahe. Brauereibesitzer
Karl Trojan, der mit seinem Betrieb einen Jahresausstoß von 31.000 Hektolitern erzielt, nennt die Marktöffnung
daher "spannend und eine Herausforderung". Er bläst zur Offensive: "Die Tschechen trinken im
Schnitt 160 Liter Bier pro Kopf und Jahr. Das ist Weltrekord. In einem Land, wo so viel Gerstensaft konsumiert
wird, sollte auch noch Platz für österreichische Bierspezialitäten sein". |