Prokop: Das Ziel muss ein »Europa der Bürger« sein
St. Pölten (nlk) - Die "Zukunft der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im erweiterten
Europa" stand am Montag (03. 05.) im Mittelpunkt einer Pressekonferenz in Wien,
zu der Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop in ihrer Funktion als Präsidentin der Versammlung der
Regionen Europas (VRE) gemeinsam mit Vertretern regionaler Arbeitsgemeinschaften geladen hatte.
Dabei wurde die anlässlich der am Wochenende erfolgten EU-Erweiterung von den europäischen interregionalen
Organisationen verfasste "St. Pöltner Erklärung" mit dem Titel "Die Zukunft der Europäischen
Union" vorgestellt. Die Erklärung fußt auf den Überlegungen zu einer "Europäischen
Wertegemeinschaft", zu einem Vertrag über die Verfassung für Europa, zur Kohäsions- und Regionalpolitik
sowie zur Rolle der Regionen im erweiterten Europa. Generell wird die volle Anerkennung der Regionen in Europa
als Partner in der erweiterten EU gefordert.
"Ein Europa wie wir es wollen, kann nur eine Wertegemeinschaft sein, die gemeinsame Ziele in den Bereichen
Kultur, Soziales, Wirtschaft und der politischen Gestaltung hat. Die Erhaltung der kulturellen Vielfalt der Regionen
muss zu den Zielen der EU gehören, denn Einheit gibt es nur in der Vielfalt", meinte Prokop zur "Europäischen
Wertegemeinschaft". Hinsichtlich des Vertrags über die Verfassung für Europa meinte Prokop, dass
dessen Verabschiedung neue Möglichkeiten zur Diskussion über das Wesen der EU biete. Dies gelte vor allem
für demokratiepolitische Grundprinzipien wie Klarheit bei Kompetenzverteilung und Gewaltenteilung. Transparenz,
Information sowie Vermittlung der Inhalte an die Bevölkerung seien für eine Akzeptanz des Verfassungsvertrags
unverzichtbar. Ziel müsse ein "Europa der Bürger" sein. "Wir weisen darauf hin, dass nicht
gnadenlos Inhalte und Werte einer Wettbewerbspolitik geopfert werden können", sagte Prokop. Die Kohäsions-
und Regionalpolitik müsse im erweiterten Europa ebenso neu überdacht werden. Sie dürfe sich nicht
allein auf die Förderung des Wachstums beschränken. Die Zusammenarbeit solle einfacher und bodenständiger
werden, meinte Prokop. Im Anschluss wurde auf das in Arbeit befindliche Weißbuch "Zur Rolle der Regionen
in der erweiterten EU" eingegangen, welches unter anderem die Themen Dienstleistungen, Kultur, Verkehr und
Problemzonen behandeln und voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2005 fertiggestellt sein wird.
Die VRE wurde 1985 von 47 europäischen Regionen als Plattform der Regionen, Länder, Komitate etc. gegründet.
Es handelt sich um eine politische Organisation der Regionen Europas, die auf europäischer und internationaler
Ebene als deren Interessenvertreterin fungiert. Derzeit hat die VRE 247 Mitgliedsregionen aus 26 europäischen
Ländern, es gehören ihr zwölf interregionale Organisationen wie etwa die Arbeitsgemeinschaft der
Europäischen Grenzregionen (AGEG), die Arbeitsgemeinschaft Alpen Adria (ALPEN ADRIA) oder die Arbeitsgemeinschaft
Donauländer (ARGE DONAULÄNDER) an. Vertreter der genannten Organisationen nahmen ebenfalls an der heutigen
Pressekonferenz teil.
Die Aufgabe der VRE ist die Verbreitung des Regionalismus und des Subsidaritätsprinzips. Ziel ist, den Dialog,
das Zusammenwirken und die gemeinsamen Aktionen der Regionen Europas unter Wahrung der Verträge und Verfassungen
der verschiedenen Staaten zu organisieren und zu entwickeln. An der Schaffung des "Ausschusses der Regionen"
bei der EU und der Einrichtung der "Kammer der Regionen" unter dem Dach des "Kongresses der Gemeinden
und Regionen" im Europarat hat die VRE bereits in der Vergangenheit wesentlich mitgewirkt. Die Weiterentwicklung
der jetzigen Mitwirkungsmöglichkeiten bestimmt das politische Handeln der VRE.
Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop wurde 1996 als österreichische Vertreterin in den Vorstand der
VRE gewählt. 1999 erfolgte ihre Wahl zur 1. Vizepräsidentin. Im Dezember 2000 wurde Prokop schließlich
zur 5. Präsidentin der VRE gewählt und als solche im Jahr 2002 für weitere zwei Jahre bestätigt. |