Der Literat verstarb im 85. Lebensjahr - Kondolenzschreiben von LH Haider an die Witwe
Klagenfurt (lpd) - In der Nacht zum Donnerstag (13. 05.) ist Michael Guttenbrunner
in Wien verstorben. Sein Ableben kam trotz seines stattlichen Alters – er wäre im September 85 Jahre alt geworden
- überraschend und erschütterte die österreichische Kulturwelt. Kärntens Landeshauptmann und
Kulturreferent Jörg Haider sandte heute, Freitag, ein Kondolenzschreiben an die Witwe Maria Guttenbrunner,
Tochter von Carl Zuckmayer.
In dem Kondolenzschreiben erinnerte Haider an eine Aussage des Schriftstellers: „Nach dem Krieg wurde ich bei der
Kärntner Landesregierung angestellt, und zwar im Landeskulturamt, das von Johannes Lindner geleitet wurde,
der mich sehr liebreich annahm“. Der Kulturreferent verwies auch darauf, dass der Unermüdliche noch kurz vor
seinem Tod einen Beitrag unter dem Titel „Kärntner Kunst nach 1945. Erinnerungen eines Freundes“ für
den Katalog zur jetzt beginnenden Großausstellung "Eremiten-Kosmopoliten. Moderne Malerei in Kärnten
1900 - 1955“ verfasst habe.
„Michael Guttenbrunner war ein Dichter mit ausgeprägtem Grundrechtsbewusstsein“, betonte der Richter und Dichter
Janko Ferk. Menschenachtung und Menschenwürde seien für ihn keine Fremdwörter gewesen. Mit ihm sei
einer der letzten großen Herren der österreichischen Literatur gestorben. „Ihn und sein Gedicht ‚Der
Kärntner Slowene/Koroški Slovenec’ sowie vieles andere Wortmächtige werden wir nicht vergessen“, so Ferk.
Der in slowenischer und deutscher Sprache schreibende Literat Janko Ferk erhielt 2002 den alle zwei Jahre verliehenen,
hochdotierten Preis des P.E.N.-Clubs Liechtenstein, den kommenden Sonntag Michael Guttenbrunner entgegennehmen
hätte sollen. Laut Ferk werde die Verleihungsfeier in Schaan (Liechtenstein) trotzdem stattfinden: „Es werden
Gedichte und Texte von Guttenbrunner verlesen und Karl-Markus Gauß wird die Laudatio halten.“
Obwohl ein Unbequemer und Außenseiter des herkömmlichen Literaturbetriebes, wurde der am 7. September
1919 in Althofen geborene Guttenbrunner mit zahlreichen Ehrungen bedacht. So erhielt er unter anderem 1954 den
„Georg-Trakl-Preis für Lyrik und Übersetzung“, 1966 den Österreichischen Staatspreis für Literatur.
1987 war er Kulturpreisträger des Landes Kärnten und 1994 wurde ihm das Große Goldene Ehrenzeichen
verliehen. Eine sehr bedeutsame Ehrung wurde ihm heuer zuteil: Der Schriftsteller erhielt den „Theodor-Kramer-Preis
für Schreiben im Widerstand und Exil“, benannt nach jenem Lyriker, den er selbst hoch geschätzt hat und
dem er bereits 1956 mit der Veröffentlichung des Kramer-Auswahlbandes „Vom schwarzen Wein“ seine Referenz
erwiesen hatte.
Sein schriftstellerischer Nachlass geht an das Robert-Musil-Institut für Literaturforschung der Universität
Klagenfurt, dessen Ehrendoktorat er 1994 erhalten hatte. Michael Guttenbrunner war zeitlebens ein Rebell, ein „Frondeur“,
wie er sich selbst nannte, den eine „Tapferkeit vor Feind und Freund“ auszeichnete. Eine Würdigung von Universitätsprofessor
Klaus Amann, Leiter des Robert-Musil-Instituts, ist in der Mai-Ausgabe der Kärntner Kulturzeitschrift „DIE
BRUECKE“ nachzulesen.
Den allerletzten Text seiner langen Schriftstellerkarriere schrieb Guttenbrunner für „DIE BRUECKE“. Er brachte
für die VORLESE/PRVO BRANJE einen „Rückblick“ im Zusammenhang mit dem Schwerpunktthema der aktuellen
Ausgabe. |