MMKK Klagenfurt »Ein Fest für die Augen«  

erstellt am
17. 05. 04

LH Haider eröffnete Großausstellung „Eremiten – Kosmopoliten. Moderne Malerei in Kärnten 1900 – 1955“ in Klagenfurt
Klagenfurt (lk) - Großer Andrang herrschte am Samstag (16. 05.) bei der feierlichen Eröffnung der Großausstellung „Eremiten – Kosmopoliten. Moderne Malerei in Kärnten 1900 – 1955“ im Burghof des Museums Moderner Kunst Kärntens (MMKK) in Klagenfurt. Alle wichtigen Repräsentanten aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft und Politik waren gekommen, um an diesem historischen Tag für Kärnten dabei zu sein. Unter den Anwesenden waren unter anderem alle Mitglieder der Kärntner Landesregierung, der Diözesanbischof von Graz-Seckau, Egon Kapellari, Klagenfurter Stadtpolitiker und viele Künstlerfamilien sowie Leihgeber. Landeshauptmann und Kulturreferent Jörg Haider betonte, dass der lange Weg zu dieser Großausstellung zu einem großartigen Ergebnis geführt habe und der heutige Tag ein Ehrentag für Kärnten sei.

Haider erinnerte in seiner Festansprache an seine erste öffentliche Erklärung im Landtag, nach seiner Wahl zum Landeshauptmann im Jahr 1989. „Ziel der Kulturpolitik des Landes muss es sein, den Künstlern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Gesamtausstellung zu widmen“, so der Landeshauptmann damals. Heute, nach einem langen Weg, könne man ein Gesamtkunstwerk eröffnen, das für Tausende Besucher an vier Standorten die einzigartigen Werke der Künstler der Klassischen Moderne zugänglich mache.

Ganz besonders beachtenswert sei auch der Katalog zu dieser Ausstellung, welcher die erste wissenschaftliche Dokumentation zum Thema der Modernen Malerei und ihren Künstlern in Kärnten, darstelle. „Ein künftiges Standardwerk und optimale Grundlage für weitere Forschungsarbeiten“, so der Kulturreferent.

In seiner Rede gedachte der Landeshauptmann auch Michael Guttenbrunners. Der bekannte Schriftsteller ist vor wenigen Tagen im 85. Lebensjahr verstorben. Als kritischer Begleiter vieler Künstler der Modernen Malerei habe Guttenbrunner immer für diese Ausstellung gekämpft. „Noch vor wenigen Monaten habe ich einen Brief von ihm erhalten, in dem er schrieb, ich solle nicht erlahmen, diese Ausstellung zusammen zu bringen“, erinnerte Haider. Nun sei der Wunsch, leider erst nach seinem Tod in Erfüllung gegangen, aber die Ausstellung solle posthum Guttenbrunner gewidmet sein, so der Landeshauptmann.

Alles habe in einer kleinen Gemeinde in Kärnten begonnen, leitete Haider einen Abriss über die Geschichte der Modernen Malerei Österreichs ein. Sebastian Isepp und Franz Wiegele seien von Nötsch in die boomende Hauptstadt Wien gezogen, um dort Kunst zu studieren.

Zu den beiden seien Anton Kolig, Herbert Boeckl und Arnold Clementschitsch gestoßen, die gemeinsam, unterstützt von Carl Moll, die „Neue Kunstgruppe“ als Ausgangspunkt der Modernen Malerei gründeten. „Alle Künstler haben in ihrer gesamten Schaffensperiode das Land nie aus den Augen verloren“, berichtete Haider, der Kärnten als „künstlerischen Verschiebebahnhof bezeichnete, „wo mehr angekommen als weggegangen seien“.

Dass Kärnten zum Begegnungsort für viele international beachtete Künstler wurde, liege auch am Land. „Unser Bundesland ist ein mystischer Ort, eine Kraftquelle für schöpferisches Handeln“, so der Kulturreferent. Das Land habe über seine Schönheit, die einzigartige Landschaft und die besonderen Lichtverhältnisse immer schon eine große Anziehungskraft für kreative Menschen gehabt.

Haider berichtete weiters, dass für die Künstler aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Herbert Liaunig ein eigenes Museum in Neuhaus/Suha in Südkärnten geplant sei. „Damit gibt es dann eine komplette Präsentation des künstlerischen Schaffens in Kärnten.“ Der Landeshauptmann dankte Kuratorin Agnes Husslein-Arco und allen Mitarbeitern für ihre großartige Arbeit und betonte, dass der Erfolg dem Land und dem Verständnis für Kunst dienen solle.

Die Kuratorin Agnes Husslein-Arco verwies in ihrer Ansprache auf die große Faszination der Recherche für diese Ausstellung: „Es haben sich so viele Schicksale und verschiedenste Persönlichkeitsstrukturen vom stillen Poeten, über den melancholischen Träumer bis hin zum wilden Kämpfer offenbart.“ Ihr besonderer Dank galt Matthias Boeckl, Professor an der Universität für angewandte Kunst in Wien, der es geschafft habe mit „kuratorischem Scharfblick“ herausragende Meisterwerke zu versammeln.

Diözesanbischof Egon Kapellari meinte, dass diese Großausstellung ein „Fest für die Augen“ sei. Sein Wunsch sei es, dass Kärnten allen Künstlern immer Heimat sein solle.

Der feierliche Eröffnungsreigen geht heute um 16.00 Uhr in Nötsch im Museum des Nötscher Kreises weiter. Morgen, Sonntag, öffnet dann um 11.00 Uhr die Werner Berg-Galerie in Bleiburg ihre Pforten.

Die Ausstellung „Eremiten – Kosmopoliten. Moderne Malerei in Kärnten 1900 – 1955“ ist vom 16. Mai bis 17. Oktober an vier Standorten zu sehen. In Klagenfurt im MMKK und in der Stadtgalerie, in Bleiburg in der Werner Berg-Galerie sowie in Nötsch im Museum des Nötscher Kreises. Das Besondere ist die Vielzahl an Künstlern aus Kärnten bzw. Künstlern in Verbindung mit Kärnten und Kärntner Künstlern sowie Kärntner Kunstkritikern, welche die österreichische Malerei maßgeblich beeinflusst haben. Erstmals wird eine umfassende Dokumentation der Klassischen Moderne in Kärnten gezeigt, ermöglicht durch öffentliche und private Leihgeber. 400 Arbeiten aus ganz Europa sind ausgestellt, alle Hauptwerke und weitere Werke der Künstler wurden (bis auf lediglich zwei Absagen) zur Verfügung gestellt. Das Budget wurde mit 1,6 Mio. Euro angegeben.

Der Titel bezieht sich auf die typischen Lebensverhältnisse moderner Künstler zwischen Weltstadt und Provinz als Schaffensorten. So werden im MMKK in Klagenfurt die Werke von Künstlern im Zeitraum „Von den Anfängen bis zum Anschluss“ gezeigt. In der Stadtgalerie Klagenfurt ist die Periode „Vom Zweiten Weltkrieg bis zum Staatsvertrag“ zu sehen. Der offizielle und inoffizielle Kärntner Kunstbetrieb der NS-Zeit wird hier dokumentiert.

In der Werner Berg-Galerie in Bleiburg kommen Werner Berg, Emil Nolde und die Neuländer und ihre Beziehungen zueinander zur Darstellung. „Am Ursprung der Moderne“ nennt sich die Schau im Museum des Nötscher Kreises in Nötsch im Gailtal. Hier werden die Beziehungen der Kärntner Maler bzw. jene, die mit Kärnten in Verbindung standen und ihre künstlerischen Auseinandersetzungen mit Paris gezeigt.

Der Katalog zur Ausstellung ist an allen vier Standorten der Ausstellung sowie im MMKK-Shop in der Burggasse 8 in Klagenfurt zu kaufen und kostet in der Softversion 37 Euro, in der Hartversion 49 Euro.
     
zurück