Verkehrstelematik in Österreich; 35% weniger Unfälle  

erstellt am
14. 05. 04

Verkehrsbeeinflussungsanlage Tirol vor Fertigstellung
Wien (asfinag) - Bis 2008 wird das Verkehrsmanagement- und Informationssystem der ASFINAG an den am stärksten frequentierten Abschnitten des hochrangigen österreichischen Straßennetzes errichtet. Verkehrsströme werden dabei gemessen, gesteuert und geregelt. Die erste von ca. 800 Informationsbrücken der Verkehrsbeeinflussungsanlage wurde am 12. Mai 2004 auf der A 12 Inntal Autobahn bei Vomp errichtet. Das kündigten heute Infrastrukturminister Vizekanzler Hubert Gorbach in einem gemeinsamen Pressegespräch mit ASFINAG-Vorstandsvorsitzenden Walter Hecke an.

Der Verkehr wird weiter wachsen. Ihn zu behindern sei weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll, weil durch stehenden Verkehr hoher Schaden für Wirtschaft und Umwelt entstehe. Gorbach: "Der Stellenwert einer intelligenten und effizienten Verkehrslenkung wird zunehmen, denn der Straßenverkehr wird bis 2015 insgesamt um 40 Prozent - entsprechend einer jährlichen Rate von drei Prozent - und im hochrangigen Netz um 30 Prozent wachsen." Hecke: "VBAs werden überall dort eingerichtet, wo die Leistungsfähigkeit der Straße nicht mehr ausreicht, um einen flüssigen und sicheren Verkehrsablauf zu gewährleisten. Für die übrigen Streckenabschnitte ist eine flächendeckende Verkehrsdatenerfassung vorgesehen".

Höhere Verkehrssicherheit durch Telematik-Anwendungen
Durch Verkehrsbeeinflussungsanlagen (VBA) könne die Kapazität der Straßen um zehn bis 15 Prozent erhöht werden. Das bedeutet weniger Stau, sowie Zeit- und Geldersparnis. Besonders wichtig sei der Nutzen von Verkehrstelematik für die Verkehrssicherheit: "Durch Verkehrsbeeinflussungsanlagen an Autobahnen können die Verkehrsunfälle insgesamt um bis zu 35 Prozent, Unfälle mit Personenschaden bis zu 31 Prozent und Unfälle mit Schwerverletzte sogar um 30 Prozent gesenkt werden. Das bringt uns dem Ziel näher, die Zahl der Verkehrstoten im gesamten österreichischen Straßennetz bis 2010 zu halbieren", so Gorbach.

Verkehrsbeeinflussungsanlagen (VBA-Informationsbrücken) bestehen aus mehreren Komponenten: Die Anlage erfasst über Sensoren Messdaten wie etwa die Anzahl der Autos, Wetterverhältnisse oder Emissionswerte und sendet sie gemeinsam mit Videodaten an die Verkehrsmanagement- und Informationszentrale in Wien-Inzersdorf weiter. Dort werden die Informationen verarbeitet und als Steuerbefehle - zum Beispiel zur Anzeige einer Geschwindigkeitsbeschränkung von 80 km/h auf dem Überkopfbalken - an die VBA zurück gesendet.

Die Durchflussgeschwindigkeit kann abhängig von der Wetterlage, der Verkehrsdichte oder - für Tirol besonders wichtig - von den Emissionen flexibel eingestellt werden. Bei einem Unfall werden die Fahrzeuge ohne Zeitverzögerung auf eine freie Spur oder auf Ausweichrouten geleitet. An Auffahrten ist eine Zuflusssteuerung möglich.

Premiere im Großraum Innsbruck - Probebetrieb Anfang 2005
Verkehrstelematik als Kombination von Informations-, Kommunikations- und Automatisierungstechnologien ermögliche Verkehr mit System. "Wir legen über das 'harte' Straßennetz - die Hardware - ein 'weiches' Informationsnetz als Software", hob Hecke hervor. "Der Aufbau der VBA Tirol mit einem Aufwand von 27,5 Mio. EUR ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg der ASFINAG zu einem Kommunikationsunternehmen".

Hierfür sind auf 74 km der Inntal Autobahn A12 zwischen Vomp bis Zirl sowie auf 70 km der Brenner Autobahn A13 zwischen Innsbruck und der Staatsgrenze zu Italien insgesamt 83 Informationsportale, 101 Messquerschnitte und fünf Informationstafeln vorgesehen. Auf diesen Abschnitten hat ein leistungsfähiges Verkehrmanagement auch wegen des hohen Anteils an internationalem Verkehr Priorität. Der Probebetrieb startet Anfang 2005. Am 12. Mai 2004 wurde auf der A 12 Inntal Autobahn die erste Inforamtionsbrücke bei Vomp errichtet.

"Bis Ende 2006 wollen wir die flächendeckende Verkehrsdatenerfasssung umgesetzt haben, die die Grundlage für zukünftige Echtzeit Verkehrsinformations-Dienstleistungen bildet. Bis Ende 2008 wird der großteil des Autobahn und Schnellstraßennetzes abhängig vom Verkehrsaufkommen und zentral gesteuert durch die Verkehrsmanagement- und Informationszentrale in Wien-Inzersdorf mit insgesamt rund 800 Informationsbrücken ausgerüstet sein - ", kündigte Hecke an. Als nächstes Vorhaben wird bereits die erste der drei Ausbaustufen der VBA Wien/NÖ im Detail geplant.

Verkehrsbeeinflussung in drei Stufen
Der VBA - Ausbau im österreichischen Autobahn- und Schnellstraßennetz wird auf der Basis von Prognosen zum DTV (durchschnittlicher täglicher Verkehr) im Jahr 2015 in die Kategorien light, medium und heavy gegliedert:

  • VBA light für Strecken mit einem DTV von weniger als 50.000 Kfz/24h wird Alternativroutensteuerung (Wechselwegweisung; WWW) und Korridormanagement bieten. Die Integration der Tunnelleittechnik in die VBA- Steuerung verbessert die Verkehrsführung in Tunnels.
  • VBA medium ist für mittel- bis hochbelastete Abschnitte (DTV 50.000 - 80.000 Kfz/24h) vorgesehen. Dort wird eine eventuelle Alternativroutensteuerung durch Streckenbeeinflussung und Knotenpunktsteuerung ergänzt, um einer erhöhten Unfallgefahr entgegen zu wirken.
  • VBA heavy auf Streckenabschnitten mit einem DTV von mehr als 80.000 Kfz/24h spielt bei der Verkehrsflusssteuerung "alle Stückeln": Ergänzend zu den "light"- und "medium"- Applikationen werden je nach Bedarf Zuflussregulierungen und Emissionssteuerungen integriert. Die hierfür erforderliche Software wird gegenwärtig entwickelt. "VBAs werden überall dort eingerichtet, wo die Leistungsfähigkeit der Straße nicht mehr ausreicht, um einen flüssigen und sicheren Verkehrsablauf zu gewährleisten. Für die übrigen Streckenabschnitte ist eine flächendeckende Verkehrsdatenerfassung vorgesehen", schloss Hecke.


"Eine intelligente Infrastruktur ist die Basis eines modernen und kundenorientierten Verkehrsangebotes. Mit der Einrichtung eines Verkehrsmanagement- und Informationssystems auf Autobahnen und Schnellstraßen leistet die ASFINAG einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der Verkehrstelematik-Offensive des BMVIT" so Gorbach.

     
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