Oberkirchenrätin Reiner: Für eine Kultur des Erinnerns – Aktion
»A Letter To The Stars«
Mauthausen (epd Ö) - Für eine „Kultur des Erinnerns“ ist Oberkirchenrätin Dr.
Hannelore Reiner eingetreten. In ihrer Predigt beim ökumenischen Gedenkgottesdienst anlässlich der Gedenkfeiern
zum 59. Befreiungstag des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen am 9. Mai sagte Reiner: „Ich zolle meinen
tiefen Respekt jenen, die über diese Zeit nicht schweigen, sondern erzählen, ihre eigene Geschichte,
ihre Leidensgeschichte, und ich bin voller Zuversicht, dass dies auch für die ehemaligen Opfer ein Stück
Heilung für die Seele bringen kann.“
Reiner erklärte in ihrer Predigt: „Alles, was verdrängt wird, kommt im unbedachten, unkontrollierten
Augenblick zurück und verfolgt uns bis in die Träume.“ Das jährliche Gedenken in Mauthausen am Sonntag
nach dem 5. Mai, dem Tag der Befreiung des KZ, trete bewusst aus diesem Schweigen heraus, suche nach einer Sprache
für das Unsagbare „und lässt uns auf diese Weise teilhaben an einer Kultur des Erinnerns“. Die Kultur
des Erinnerns sei von Israel zu lernen. Die Erinnerung an die Geschichte dieses Volkes sei Teil seiner Glaubensgeschichte
geworden, und damit auch Teil seiner Kultur. „Schuld wird nicht weniger durch Vergessen“, sagte die Oberkirchenrätin,
„Schuld kann nur bekannt und unter Gottes gnädige Vergebung gestellt werden. Das allein ist der Weg zu einer
Zukunft unter Gottes Frieden.“
„Niemals vergessen. Niemals wieder“
Die diesjährige Gedenkfeier war an die Jugend Europas gerichtet. Ihr übergaben die Überlebenden
Mauthausens ihr Vermächtnis: „Niemals vergessen. Niemals wieder.“ Zu der Feier kamen nach Schätzungen
der Behörden mehr als 11.000 Teilnehmer. Die Redner wandten sich dabei vor allem an die anwesenden Jugendlichen
aus zahlreichen Ländern sowie der Aktion „A Letter To The Stars“ - Teil zwei, der den Überlebenden des
Holocaust gewidmet ist. Dazu dokumentieren Schüler die Lebensgeschichten der noch lebenden, über die
ganze Welt verstreuten 10.000 österreichischen Opfer des Holocaust, um sie möglichst zu einem Besuch
in die alte Heimat einzuladen. Einige von ihnen traten bei der Gedenkfeier auf und schilderten die Leiden der Lagerinsassen.
Tausende Brieftauben stiegen zum Abschluss als Friedensbotschaft in den Himmel. |