Warum wir Bräuche brauchen  

erstellt am
11. 05. 04

Germanendeutereien versus kreative Kulturgestaltung
Salzburg (lk) - Religion, Ritus und Brauch stehen in enger Verbindung. Gruppen „brauchen Bräuche“ zur Demonstration von Zusammengehörigkeit, zur Abgrenzung und zur Orientierung. Dies gilt sowohl für das religiöse wie für das alltägliche Leben. Aufgrund der großen Bedeutung des Christentums bis in das Aufklärungszeitalter finden wir auch außerhalb des engeren liturgischen Bereichs Spuren christlicher Rituale und Weltdeutung. Wöchentlich wird auf http://www.salzburg.at, der Plattform der Europaregion, ein für die Saison typischer Brauch vorgestellt.

Statt auf Christliches wird heute bei der Deutung vieler Rituale und Bräuche auf Außerchristliches Bezug genommen. Besonders hartnäckig halten sich die überholten Traditionslinien zu den Germanen, Kelten und Illyrern. Die jüngere volkskundliche Forschung hält den möglichen Anteil von germanischen Elementen in unseren Bräuchen für gering. Eine nachhaltigere Wirkung haben hingegen die antiken Religionen und Philosophien sowie das Judentum. Christliche Religion und Kult entstanden auf dem Boden der griechischen und römischen Antike. Die Gliederung des Jahres und der christliche Festkalender gehen auf jüdische und antike Muster zurück.

Das Wissen um die Hintergründe ist bei den Ausführenden von Bräuchen vielfach verloren, doch sollten wir uns hüten, in diesen Fällen von einem „Verfall“ der einstigen Bräuche zu sprechen. Das menschliche Leben bringt es mit sich, dass auch Bräuche sich wandeln müssen. Sie passen sich zum einen den Lebensbedingungen ihrer Träger an, zum anderen werden von diesen Trägern jeweils neue Zielsetzungen dienstbar gemacht. Das kann bis hin zur kommerziellen oder demonstrativen Vorführung zu Unterhaltungszwecken gehen. Trotzdem oder gerade wegen dieser Anpassung erfüllen Bräuche ihre wichtige Funktion in der Gewährung von Verhaltenssicherheit, der Ordnung des Alltags und des Abbaus von Stress.

(Auszug aus der CD-ROM „Bräuche im Salzburger Land – Vom Frühling bis zum Herbst“, Walter Hartinger: Religion, Kultus und Brauch)

Mehr über Religion, Kultus und Brauch erfährt man auf der vom Referat für Volkskultur und dem Salzburger Landesinstitut für Volkskunde herausgegebenen CD-ROM-Serie „Bräuche im Salzburger Land“ http://www.brauch.at
     
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