Der Heilung von Wunden auf der Schliche  

erstellt am
11. 05. 04

RUB-Forscher entwickelt Wundkammersystem »BO-Chamber«
Bochum (pte) - Ein Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum RUB hat zum besseren Verständnis der Wundheilung ein neuartiges Wundkammersystem aus Titan entwickelt. Damit soll vor allem Licht in das wachsende Problem der Wundinfektionen gebracht werden. Im Wundkammersystem, der so genannten BO-Chamber, lassen sich Wunden jetzt erstmals standardisiert unter natürlichen Bedingungen untersuchen.

Wundinfektionen sind ein wachsendes Problem, da immer mehr Keime Resistenzen gegen Medikamente entwickeln und im schlimmsten Fall sogar zum Tod von immungeschwächten Patienten führen können. Um die Heilung besser verstehen und beeinflussen zu lernen, hat Lars Steinsträßer von der RUB-Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte. gemeinsam mit Michael Wehmöller ein neuartiges Wundkammersystem aus Titan entwickelt, das im Tierversuch getestet wurde. Die BO-Chamber besteht aus einem Titanring, der binnen einer Woche in eine zuvor unter Narkose passgenau präparierte Wunde in der Haut einheilt. Die Wundkammer ist mit einem Schraubverschluss luftdicht und keimfrei abgeschlossen, so dass keine unerwünschte Infektion entsteht und das Tier keinen Schmerz spürt. Durch ein verbundenes Schlauchsystem können die Forscher Wundflüssigkeit entnehmen oder Medikamente in die Wunde bringen, ohne erneut zu narkotisieren.

Fortschritte im Verständnis der Mechanismen des Immunsystems und der Wundheilung sind ohne Tierversuche undenkbar. "Nur mit standardisierten Versuchen können wir bestehende Therapieoptionen verbessern bzw. neue Therapien entwickeln, da die komplexen Zusammenhänge noch nicht ausreichend simuliert werden konnten", so Steinsträßer. Mit den bisher eingesetzten Wundkammersystemen war es nur eingeschränkt möglich, infizierte Wunden zu untersuchen, da die Untersuchungsbedingungen stark variierten", führt der Experte aus. "Dadurch, dass ein Tier problemlos mehrere Wundkammern tragen kann, sind erstmals standardisierte Vergleiche in der Wundheilungsforschung möglich, was gleichzeitig die Anzahl der benötigten Versuchstiere deutlich reduziert", erläutert Steinsträßer die Vorteile des Systems.

Eine Verletzung der Haut bekommt der Körper normalerweise gut in den Griff. Das Immunsystem beseitigt Erreger, neue Haut entsteht, die Wunde verschließt sich. Doch das funktioniert nicht immer so reibungslos, da Infektionen die Wundheilung empfindlich stören können. Das Verständnis der molekularen Abwehrmechanismen der Haut und warum eine Wunde heilt und eine andere nicht, ist trotz neu entwickelter Nachweismethoden noch unzureichend. Bei Brandwunden und chronischen Wunden etwa ist die Körperabwehr gestört und krankmachende Bakterien und Pilze können sich ungehindert in der Wunde vermehren, berichten die RUB-Forscher. An neuen Therapiealternativen zur Verbesserung der Wundheilung wird zurzeit in Bochum intensiv gearbeitet. Neben der Forschung zur Entwicklung eines optimierten Hautäquivalentes versuchen die Forscher, mittels Gentherapie die Heilung von Problemwunden zu verbessern.
     
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