Wien (bpd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel präsentierte am Montag
(17. 05.) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vizekanzler Hubert Gorbach und dem
Regierungs- beauftragten für Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung, Egon Blum, ein erstes Zwischenergebnis
über die Lehrlingsoffensive der Bundesregierung.
Schüssel: "Die Frage der Ausbildung von Jugendlichen ist die Schlüsselfrage für die Erhaltung
des Wohlstandes künftiger Generationen. Die österreichische Wirtschaft braucht qualifizierte Facharbeiter,
die in der Lage sind, höchstwertige Produkte für den internationalen Markt herzustellen. Österreich
ist ein Hochtechnologieland und das ist unsere einzige Chance im internationalen Wettbewerb. Das duale Ausbildungssystem
ist dafür die optimale Basis."
In diesem Zusammenhang wies der Bundeskanzler auf die anstehenden Herausforderungen für die Lehrlingsausbildung
hin. So nahm die Zahl der angebotenen Lehrstellen seit 1980 bei einer steigenden Zahl von lehrstellensuchenden
Jugendlichen um rund 39% ab. Schüssel: "Vor diesem Hintergrund hat sich die Bundesregierung dieses Themas
angenommen und mit Egon Blum einen Gesamtbeauftragten der Bundesregierung für Fragen der Jugendbeschäftigung
ernannt. Zusätzlich hat die Bundesregierung eine Reihe von konkreten Maßnehmen zur Förderung der
Jugendbeschäftigung gesetzt." Dazu gehören die Einführung der Lehrlingsausbildungsprämie
von 1.000 € pro Jahr und Lehrling, die Schaffung eines zusätzlichen Lehrlingsauffangnetz und das vom Arbeitsmarktservice
finanzierte "JOBS FOR YOU(TH) '04" Programm. Schüssel: "Diese drei Maßnahmen, die wir
gemeinsam in den letzten Jahren gesetzt haben, bewähren sich. Österreich hat mit 7,3% die niedrigste
Jugendarbeitslosigkeitsrate in der EU. Sie beträgt dort rund 18%."
Vizekanzler Gorbach wies auf den starken Ausbau des berufsbildenden mittleren und höheren Schulangebotes hin.
Betrug die Anzahl der Schüler in berufsbildenden Schulen im Jahr 1999 117.000, so sind es heute rund 130.000.
Das entspricht einer Steigerung von 11%. Auch bilden die Österreichischen Bundesbahnen heuer wieder mit 360
Lehrlingen deutlich mehr Jugendliche aus, als es der Nachfrage des Unternehmens entsprechen würde. Neu geschaffen
wurde auch eine Reihe moderner Lehrberufe. Gorbach: "Die österreichische Lehrlingsausbildung ist damit
zu einem internationalen Vorzeigemodell geworden. Österreich ist bei allen Berufsweltmeisterschaften stets
im Spitzenfeld."
Egon Blum: "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir in den nächsten Jahren 5.000 Jugendliche in
den Arbeitsmarkt integrieren müssen. Daher haben wir in unserer Strategie für die Sicherung der Jugendbeschäftigung
unseren zeitlichen Horizont inzwischen von zwei bis drei auf zehn bis 14 Jahre verlängert. Als personelle
Verstärkung wurden österreichweit bis jetzt bereits 15 Lehrstellenberater eingesetzt, die gezielt jene
Unternehmen beraten und motivieren sollen, die bisher nicht oder wenig ausgebildet haben. Wir sehen es aber nicht
als Problem sondern als Herausforderung. Wir sehen es als eine win- win Situation an. Wir wollen jetzt die Facharbeiter
ausbilden, die in wenigen Jahren bereits am Arbeitsmarkt nachgefragt und benötigt werden." Ein besonderes
Anliegen der Bundesregierung ist die Förderung von Jugendlichen mit Lernschwächen. Die lehrausbildenden
Betriebe erhalten dafür zusätzliche Unterstützung durch überbetriebliche Einrichtungen. Die
Kapazitäten werden in den nächsten Jahren ausgeweitet. Diese Jugendliche sollen verstärkt für
"Praktikerberufe" vor allem in den Bereichen Metall, Holz, Natur und Umwelt und Sozialberufen gewonnen
werden. Die dafür neuen Berufsbilder werden gegenwärtig mit Experten und der Wirtschaftskammer erarbeitet,
so Blum. Blum: "Unser Modell ist darauf ausgerichtet, Jugendliche umfassend zu betreuen und zwar intensiver,
als es die Unternehmen heute auf Grund des Wettbewerb- und Kostendrucks machen können. Die überbetrieblichen
Ausbildungseinrichtungen stellen dieses Auffangnetz dar. Jugendliche, die in einem Betrieb nicht mehr gehalten
werden können, werden in diese Einrichtungen übernommen." |