Marika Rökk ist tot  

erstellt am
18. 05. 04

Wien / Baden (seniorkom) - Marika Rökk starb, wie ihre Tochter bekanntgab, am Sonntag (16. 05.) im 91. Lebensjahr überraschend an einem Herzversagen in Baden bei Wien, wo sie zuletzt zurückgezogen gelebt hatte. Die Schauspielerin und Sängerin war in den vierziger- und fünfziger Jahren als Star unzähliger Operetten- und Musikfilme berühmt.


In memoriam Marika Rökk ändert der ORF sein Programm und zeigt in den nächsten Tagen drei Highlights mit dem am 16. Mai verstorbenen Star zahlreicher Operetten- und Musikfilme. "Bühne frei für Marika" Im Bild: Marika Rökk, Johannes Heesters (mi.).

SENDUNG: ORF2, SO, 23.05.2004, 14:10 UHR.

Foto: ORF/Fotografie

Marie Karoline Rökk wurde am 3. November 1913 als Tochter ungarischer Eltern in Kairo geboren und wuchs in Budapest auf. Nach der Übersiedlung der Familie nach Paris erhielt sie eine solide Tanzausbildung und reiste bereits im Alter von 13 Jahren als Revuestar durch Europa und Amerika. Ihre Filmkarriere begann sie 1930 in England. Ernst Marischka holte die temperamentvolle Ungarin für die Zirkusrevue "Stern der Manege" nach Wien, wo sie von einem Talentesucher der Ufa entdeckt wurde. Sie wurde neben Johannes Heesters und Zahra Leander zu einem führenden Star des nationalsozialistischen Deutschland. In den 50er Jahren konnte Rökk ihre Filmkarriere fortsetzen, unter anderem in zahlreichen amerikanisch beeinflussten Musikfilmen.


Eine strahlende blonde Schönheit, ein Temperamentbündel auf zwei wohlgeformten Tänzerinnenbeinen, eine glockenhelle Stimme und der charmante ungarische Akzent: So kennt und liebt ihr Publikum „die Rökk”.

Sie entsprach eben mit jedem Zoll ihrer Erscheinung dem Idealbild eines Stars Marke Hollywood, auch wenn sie dort nie gefilmt hat. Eine Art von Künstlerpersönlichkeit, wie es sie in dieser Qualität und Unverwechselbarkeit heute nicht mehr gibt. Kein Wunder, dass ihre zu Statisten degradierten Kolleginnen und Kollegen ein wenig unter dieser Bühnenpräsenz zu leiden hatten, aber gegen Naturgewalten ist es schwer, anzukommen.

Daran änderte sich auch nichts, als Marika Rökk noch als Mittsechzigerin perfekte Figur auf der Musicalbühne machte und so manchen Tanzpartner durch ihre rasanten Tempovorgaben außer Atem geraten ließ. So zuletzt 1978 im Musical „Die Gräfin vom Naschmarkt”, das für sie und den Spielort „Theater an der Wien” geradezu maßgeschneidert war.

Wunderkind Marika: Nicht nur den Paprika, sondern auch die Weltläufigkeit hatte sie vom Vater her im Blut.

Er war Architekt, und durch seine internationale Tätigkeit ergab sich sowohl der etwas exotische Geburtsort Kairo als auch die Übersiedlung der Familie anno 1924 nach Paris. Marikas in Budapest begonnene Tanzausbildung wurde in Paris von der russischen Tanzlehrerin Rudkowska vollendet und schon als Elfjährige wurde sie im „Moulin Rouge” als Wunderkind gefeiert. Mit zwölf tanzte „the little Queen of Pirouettes”, wie die Amerikaner sie liebevoll nannten, am Broadway und unternahm eine große Tournee durch die USA.

In Wien brillierte sie im „Renz” sogar als Kunstreiterin und zeigte halsbrecherische Kunststücke auf dem Pferderücken. Als 17-Jährige stand sie in England und in Ungarn vor Filmkameras, aber erst mit 22 bekam sie ihre erste Hauptrolle: „Leichte Kavallerie” wurde 1935 in Wien gedreht.

Die folgenden Jahre waren von einem Schicksal geprägt, das heute viele Schauspielerbiografien überschattet: NS-Reichspropagandaminister Josef Goebbels sah auch in Marika Rökk ein ideales Medium, um die „Heimatfront” während der Kriegsjahre durch angenehme Unterhaltung aus den UFA-Filmstudios bei Laune zu halten und so zur inneren Stabilisierung der Diktatur während des Kriegs beizutragen.
Musik- und Revuefilme wurden eigens auf sie zugeschnitten, Marika Rökk stieg zu einem der beliebtesten Filmstars in Hitler-Deutschland auf.

Nach dem Krieg waren sowohl die Rökk als auch ihr Regisseur-Ehemann Jacoby mit Berufsverbot belegt, das erst 1947 von einem Ehrengericht der österreichischen Schauspielervereinigung mit einer vollen Rehabilitierung aufgehoben wurde.

Den vollen Glanz ihres Startums konnte sie in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts naturgemäß nicht mehr entfalten, aber es entstanden damals Komödien wie „Nachts im Grünen Kakadu” mit Peter Alexander, die den Humor und das enorme komische Talent der Rökk voll zur Geltung brachten.

Die ungebrochene Faszination des Stars Marika Rökk wurde bei ihrem bislang letzten Fernsehauftritt im Jahr 1988 klar, wo sie als immerhin 75-Jährige das Publikum während der ARD-Live-Aufzeichnung singend und tanzend zu minutenlangen Standing Ovations hinriss.

Nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns, Fred Raul, zog sich Marika Rökk aus der Öffentlichkeit zurück – an Rollenangeboten würde es immer noch nicht mangeln. Sie lebte, betreut von einem Gärtnerehepaar, in ihrer Villa in Baden bei Wien.

Quelle: http://www.seniorkom.at
     
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