Baden / Wien (simperl) - Eine im Rahmen des von der Österreichischen Nationalbank geförderten
Forschungsprojekts "Ethik, Konsum und die Wirtschaft" von IMAS International in Österreich durchgeführte
Repräsentativbefragung ergab, dass die Bevölkerung mit dem Verhalten von Unternehmen gegenüber der
Gesellschaft äußerst unzufrieden ist.
An der Spitze der Forderungen an Unternehmen stehen unter anderem die offene und ehrliche Information über
ihr Verhalten gegenüber Kunden, Mitarbeitern bzw. der Öffentlichkeit im Allgemeinen. Doch gerade in diesem
Zusammenhang klaffen Wunsch und Wirklichkeit besonders weit auseinander. Ähnlich verhält es sich bezüglich
der Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen, des Zahlens fairer Löhne und der Rücksichtnahme
auf Problemgruppen wie Behinderte, alleinerziehende Mütter, ältere Arbeitnehmer usw.
Details der Befragung
Die im ersten Drittel dieses Jahres durchgeführte Repräsentativbefragung zeigt auf, dass nur 29 Prozent
der Österreicher mit dem Verhalten von Unternehmen gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Bürgern zufrieden
sind. Nur vier Prozent vergaben die Note 1, sind also sehr zufrieden. Die absolute Mehrheit ist hingegen wenig
bis gar nicht mit dem heutigen Verhalten der Unternehmen gegenüber der Gesellschaft einverstanden, was zu
einer durchschnittlichen Note von 3,0 führte, die als durchaus schlecht gewertet werden muss.
Eine ähnliche Untersuchung wurde übrigens auch im Jahr 2002 von IMAS International sowohl in Österreich
als auch in Deutschland durchgeführt: Damals wurde das Verhalten der Unternehmen in Österreich mit der
Durchschnittsnote 2,8, in Deutschland mit 3,0 bewertet. Die Österreicher haben also den Pessimismus der Deutschen
gegenüber dem Verhalten von Unternehmen mittlerweile eingeholt.
Die Erhebung von 2004 zeigt aber auch auf, dass unter Beweis gestellte soziale Kompetenz durchaus einen Wettbewerbsvorteil
gegenüber den Mitbewerbern bedeuten könnte. Wenn auch Preis und Qualität eines Angebots bei der
Kaufentscheidung im Vordergrund stehen, so gelten mittlerweile Marke und ethisches bzw. sozial verantwortungsbewusstes
Verhalten eines Unternehmens als gleichwertige Entscheidungshilfen. 48 Prozent der Österreicher würden
jedenfalls verstärkt Angebote von jenen Unternehmen in ihre Kaufentscheidung einbeziehen, von denen glaubhafte
Informationen über ein positives Unternehmensverhalten vorliegen.
Das Bedürfnis nach Informationen über Unternehmen ist überaus hoch: 90 Prozent der Österreicher
wünschen sich offene und ehrliche diesbezügliche Informationen. Und 69 Prozent würden gerne wissen,
welche Unternehmen sich verantwortungsbewusst gegenüber der Gesellschaft verhalten. Die Frage ist nur: Woher
ist die glaubwürdige Information über das Unternehmensverhalten zu bekommen? Stammen solche Informationen
nämlich vom Unternehmen selbst, werden sie als kaum glaubwürdig empfunden (Durchschnittsnote 3,1). Dies
lässt den Schluss zu, dass eine Überprüfung und Zertifizierung von Unternehmen im Hinblick auf ihre
ethische bzw. soziale Verantwortung - mittlerweile als Corporate Social Responsibility (CSR) bezeichnet - durch
unabhängige und ebenfalls entsprechend geprüfte Organisationen wohl die Zukunft sein wird. |