Bevölkerung fordert mehr soziale Verantwortung der Wirtschaft  

erstellt am
28. 05. 04

Baden / Wien (simperl) - Eine im Rahmen des von der Österreichischen Nationalbank geförderten Forschungsprojekts "Ethik, Konsum und die Wirtschaft" von IMAS International in Österreich durchgeführte Repräsentativbefragung ergab, dass die Bevölkerung mit dem Verhalten von Unternehmen gegenüber der Gesellschaft äußerst unzufrieden ist.

An der Spitze der Forderungen an Unternehmen stehen unter anderem die offene und ehrliche Information über ihr Verhalten gegenüber Kunden, Mitarbeitern bzw. der Öffentlichkeit im Allgemeinen. Doch gerade in diesem Zusammenhang klaffen Wunsch und Wirklichkeit besonders weit auseinander. Ähnlich verhält es sich bezüglich der Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen, des Zahlens fairer Löhne und der Rücksichtnahme auf Problemgruppen wie Behinderte, alleinerziehende Mütter, ältere Arbeitnehmer usw.

Details der Befragung
Die im ersten Drittel dieses Jahres durchgeführte Repräsentativbefragung zeigt auf, dass nur 29 Prozent der Österreicher mit dem Verhalten von Unternehmen gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Bürgern zufrieden sind. Nur vier Prozent vergaben die Note 1, sind also sehr zufrieden. Die absolute Mehrheit ist hingegen wenig bis gar nicht mit dem heutigen Verhalten der Unternehmen gegenüber der Gesellschaft einverstanden, was zu einer durchschnittlichen Note von 3,0 führte, die als durchaus schlecht gewertet werden muss.

Eine ähnliche Untersuchung wurde übrigens auch im Jahr 2002 von IMAS International sowohl in Österreich als auch in Deutschland durchgeführt: Damals wurde das Verhalten der Unternehmen in Österreich mit der Durchschnittsnote 2,8, in Deutschland mit 3,0 bewertet. Die Österreicher haben also den Pessimismus der Deutschen gegenüber dem Verhalten von Unternehmen mittlerweile eingeholt.

Die Erhebung von 2004 zeigt aber auch auf, dass unter Beweis gestellte soziale Kompetenz durchaus einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Mitbewerbern bedeuten könnte. Wenn auch Preis und Qualität eines Angebots bei der Kaufentscheidung im Vordergrund stehen, so gelten mittlerweile Marke und ethisches bzw. sozial verantwortungsbewusstes Verhalten eines Unternehmens als gleichwertige Entscheidungshilfen. 48 Prozent der Österreicher würden jedenfalls verstärkt Angebote von jenen Unternehmen in ihre Kaufentscheidung einbeziehen, von denen glaubhafte Informationen über ein positives Unternehmensverhalten vorliegen.

Das Bedürfnis nach Informationen über Unternehmen ist überaus hoch: 90 Prozent der Österreicher wünschen sich offene und ehrliche diesbezügliche Informationen. Und 69 Prozent würden gerne wissen, welche Unternehmen sich verantwortungsbewusst gegenüber der Gesellschaft verhalten. Die Frage ist nur: Woher ist die glaubwürdige Information über das Unternehmensverhalten zu bekommen? Stammen solche Informationen nämlich vom Unternehmen selbst, werden sie als kaum glaubwürdig empfunden (Durchschnittsnote 3,1). Dies lässt den Schluss zu, dass eine Überprüfung und Zertifizierung von Unternehmen im Hinblick auf ihre ethische bzw. soziale Verantwortung - mittlerweile als Corporate Social Responsibility (CSR) bezeichnet - durch unabhängige und ebenfalls entsprechend geprüfte Organisationen wohl die Zukunft sein wird.
     
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