Wien (oenb) - Anlässlich der Eröffnung der 32. Volkswirtschaftlichen Tagung der Oesterreichischen
Nationalbank am Donnerstag (27. 05.) unterstrich Dr. Klaus Liebscher, Gouverneur der OeNB und EZB-Ratsmitglied,
die fundamentale Bedeutung der „Lissabon Agenda“ für Wachstum und Stabilität in der Europäischen
Union. Damit soll die Europäische Union bis zum Jahr 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten
wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt entwickelt werden. Eine dem Stabilitäts- und Wachstumspakt entsprechende
Fiskalpolitik und eine Geldpolitik, die ein günstiges, nicht-inflationäres ökonomisches Umfeld und
einen stabilen Euro gewährleisten, seien dabei notwendige Voraussetzungen zur Unterstützung und Verwirklichung
dieser ambitionierten Ziele, so Gouverneur Liebscher.
Aus seiner Sicht sei die Beachtung folgender Grundsätze für eine rasche und erfolgreiche Umsetzung der
Lissabon-Agenda unerlässlich:
Zeit zum Handeln: Es seien keine weiteren Reformpapiere notwendig, sondern die Implementierung bereits bestehender
Reformüberlegungen und -projekte. Setzung klarer Prioritäten: Andernfalls könnten die Politik wie
auch die Bevölkerungen der Mitgliedstaaten überfordert und letztendlich entmutigt werden. Schaffung klarer
Verantwortlichkeiten: Es genüge nicht, durch die europäischen Regierungen ständig Deklarationen
zu entwickeln mit Hinweis darauf, was die Gemeinschaft zu tun habe. Vielmehr seien konkrete und verbindliche Maßnahmen
der Mitgliedstaaten erforderlich, welche Reformschritte bis zum Jahr 2010 umgesetzt werden. Bessere Kommunikation:
Schließlich sei für die Europäische Union eine bessere Kommunikation der Lissabon-Agenda erforderlich.
Dafür seien eine breit angelegte Informations- und Kommunikationspolitik sowie die Einbindung aller gesellschaftspolitisch
relevanten Gruppierungen notwendig. „Die Regierungen müssen ihre Bevölkerungen vom enormen Potenzial
und den Möglichkeiten der strukturellen Reformen besser informieren, um sie von den Chancen, die sich daraus
ergeben, zu überzeugen“.
Gouverneur Liebscher ortet auch für Österreich - trotz zahlreich eingeleiteter und positiver Reformmaßnahmen
- weiteren Handlungsbedarf im Bereich der Strukturpolitik. „Daher halte ich es für wichtig, dass eine Wachstumsstrategie
für Österreich - wie vom Europäischen Rat empfohlen - auch von den politischen Parteien und den
Sozialpartnern getragen wird und auf einer umfassenden Information der Öffentlichkeit beruht“. |