Kanzler möchte Anliegen in Österreichischer und EU-Verfassung
Wien (bpd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) bezeichnet das neue Tierschutzgesetz im Parlament
als "herausragendes Beispiel" auf internationaler Ebene. Österreich nehme auf EU-Ebene eine "sinnvolle
Vorreiterrolle ein". "Wir haben unser Wort in der Bundesregierung gehalten", verwies er am Donnerstag
(27. 05.) auf sein Versprechen vor der letzten Nationalrats- Wahl. Schüssel betonte
aber auch, dass man auch an die 140.000 betroffenen Betriebe denken müsse. Der Kanzler kündigte an, das
Thema Tierschutz auch auf EU-Ebene vorbringen zu wollen.
Das neue Gesetz gebe sowohl den Produzenten als auch den Konsumenten ein "gutes Gefühl", sagte Schüssel.
Der Tierschutz werde auf das "international höchste Niveau" gehoben. Ein "großes Dankeschön"
gehe an alle Fraktionen und die eingebundenen Experten, dass eine parteiübergreifende Lösung gefunden
werden konnte. Den Vorwurf, die Ausarbeitung habe zu lange gedauert, wies Schüssel zurück. Man habe einen
"sehr vernünftigen Zeitweg" gewählt.
Aber auch auf die Bauern ging Schüssel in seiner Rede ein: Sie seien international einem "beinharten
Wettbewerb" ausgesetzt und durch das neue Tierschutzgesetz "mit Mehrkosten" konfrontiert. Sie seien
davon abhängig, dass sich die Konsumenten für artgerecht erzeugte Produkte am Markt entscheiden. "Das
ist der entscheidende Punkt", rief der Kanzler zum Kauf derartiger Lebensmittel auf. Auf der anderen Seite
würden die Bauern aber auch von einheitlichen Produktionsbedingungen und gleichen Wettbewerbsstandards profitieren,
so Schüssel.
Ein "Quantensprung" ist das Gesetz für Schüssel auch "mentalitätsmäßig".
Die Tiere würden nicht mehr als "Sache" sonder als "Mitgeschöpf" wahrgenommen. Schließlich
versprach er, sich dafür einzusetzen, die Anliegen des Tierschutzgesetzes in die österreichische und
die künftige EU-Verfassung aufzunehmen. Der amtierende EU-Ratspräsident und irische Regierungschef Bertie
Ahern sei letzte Woche bei seinem Besuch in Wien "ganz weg" gewesen, als er, Schüssel, von dem Kompromiss
berichtet habe. Gleiches gelte für EU-Kommissions-Präsident Roma Prodi. "Das wird ein europäisches
Thema sein", kündigte Schüssel an. |