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Ausstieg aus der Atomenergie? |
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erstellt am
27. 05. 04
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Molterer:
Sind für europäischen Ausstieg
Wien (övp-pk) - ÖVP-Klubobmann Mag. Wilhelm Molterer fand in der Dringlichen Debatte des
Nationalrates am Mittwoch (26. 05.) nach den Wortmeldungen der Opposition folgende Klarstellungen
notwendig:
- Die ÖVP hat in der Atomfrage eine unmissverständliche, klare und gültige Haltung: Wir sind für
den europäischen Ausstieg aus der Atomenergie.
- Wir treten klar und eindeutig für die Schließung von AKWs ein, die nicht den Standards entsprechen
und haben das auch durchgesetzt: Österreich ist es gelungen, dass bei den Erweiterungsverhandlungen erstmals
in der Geschichte der EU die Sicherheit zum Thema wurde. Auf Basis unserer Initiative kamen entsprechende Erweiterungsverträge
zustande, auf deren Einhaltung wir auf Punkt und Beistrich beharren.
- Mit dem Modell, das wir in Melk erarbeitet haben, haben wir in der EU Neuland betreten, das für andere
Länder zum Vorbild wurde.
- Es besteht kein Zweifel, dass wir in der europäischen Energiepolitik für die Umorientierung stehen
und maßgeblich dazu beitragen. Diese Grundlinie ist der Nachhaltigkeit verpflichtet, unmissverständlich
und klar.
- Auch bei Euratom haben wir eine klare Haltung: Österreich hat die Revisionskonferenz gemeinsam mit Deutschland
initiiert und wir hoffen, dass diese Konferenz auch die nötigen Erfolge bringt.
"Wir brauchen uns also nichts vorwerfen lassen und ich appelliere an alle Parteien, bei unserem Antrag
mitzustimmen, um den Weg des Vier-Parteien-Konsenses als klares Signal auch an die slowakische Regierung zu senden",
schloss Molterer.
Der Entschließungsantrag der Regierungsparteien wurde in der Folge ohne die Stimmen von SPÖ und Grünen
beschlossen.
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Cap für europaweite Volksabstimmung über Ausstieg
Wien (sk) - Wäre die Bundesregierung wirklich an einem Ausstieg aus der Atomenergie interessiert,
dann hätte sie sich in dieser Cause längst schon für die Einrichtung der europaweiten Volksabstimmung
eingesetzt, sagte der gf. SPÖ-Klubobmann Josef Cap im Rahmen einer Dringlichen Anfrage am Mittwoch (26.
05.) im Nationalrat. 'Man kann eine europaweite Volksabstimmung als eine Einrichtung einführen und
das gleich auch mit einer Abstimmung über den Austieg aus der Atomenergie verbinden', plädierte Cap,
der einen Entschließungsantrag betreffend das 'Instrument einer EU-weiten Volksabstimmung über die Abhaltung
eines europaweiten Ausstiegs aus der Atomenergie' einbrachte. Weiters kritisierte Cap, dass die ÖVP für
die Privatisierung des Wassers eintrete.
Cap erinnerte an einen Passus, wo der Sprecher von Kommisar Verheugen sagte, dass eine 'Abschaltung des AKW Mochovce
von Österreich im Zuge der Beitrittsverhandlungen mit der Slowakei übrigens auch nicht verlangt worden
ist'. Er, so Cap, frage sich angesichts der Meldungen seines Vorredners Kopf (ÖVP), was das denn 'für
ein Ausstieg aus der Atomenergie' sei, den Kopf dargestellt habe.
Die österreichische Bundesregierung habe es verabsäumt, hier auch wirklich Schritte zu setzen, kritisierte
Cap das mangelnde Engagement in den Fragen der Atomenergie. In dem Entschließungsantrag gehe es darum, sich
für die Verankerung eines Instruments einer europaweiten Volksabstimmung einzusetzen und gleichzeitig könne
es zu einer Abstimmung über den Atomausstieg kommen. Angesichts der vielen Gefahren, die mit der Kernenergie
verbunden sind, ist die Mehrheit der Mitgliedsländer der EU ohnehin schon ausgestiegen beziehungsweise auf
dem Weg dorthin, klärte Cap auf: 'Die Atomlobby versucht, über die Hintertür der Euratomverträge
die Atomenergie auszubauen und salonfähig zu machen.' Die Gelder österreichischer Steuerzahler dürfen
nicht zur Aufrüstung der Atomenergie verwendet werden, so Cap.
Bezüglich des Kraftwerkes Bohunice sagte Cap Richtung Bundeskanzler Schüssel, dass es 'Klagen geben wird,
wenn dieser Teil nicht eingehalten wird'. Hier gehe es um die Interessen der Sicherheit der Österreicher und
Österreicherinnen 'nicht nur in der Grenzregion', sondern im Falle eines Unfalles würde eine 'großflächige
Katastrophe' ausgelöst werden. Cap: 'Das wird die SPÖ nicht zulassen.'
In der Frage des Wasser sagte Cap, dass es im Europaparlament am 11. März 2004 eine Abstimmung darüber
gegeben habe, ob das Wasser den Regeln des Binnenmarktes unterworfen werden sollte oder nicht. 'Die ÖVP-Abgeordneten
waren dafür, dass das Wasser diesen Regelungen unterliegt', ärgerte sich Cap und fügte bei, dass
die ÖVP in Wahrheit für die Privatisierung 'unseres' Wassers eintrete. Das war ein ganz wichtiges Signal,
betonte Cap und sagte, dass das Wasser eine 'ernste Sache' sei und hier viel mehr Engagement für die Österreicher
und Österreicherinnen notwendig wäre. |
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Scheibner: »Reaktion der Bundesregierung war richtig«
Wien (fpd) - "Ich bin froh, daß im Parlament über die Atomproblematik
diskutiert wird, allerdings halte ich den Adressaten momentan noch für verfehlt, denn zum jetzigen Zeitpunkt
der österreichischen Bundesregierung Versäumnisse vorzuwerfen, halte ich für verfrüht",
meinte FPÖ-Klubobmann Herbert Scheibner am Mittwoch (26. 05.) im Zuge der Dringlichen
Anfrage.
Die Reaktion, die die österreichische Bundesregierung gesetzt habe, sei genau richtig gewesen. "Man hat
nicht überzogen und einen Wirtschaftsminister, der seine eigenen Interessen der Slowakei sieht, nicht aufgewertet,
aber die Regierung hat sehr deutlich gemacht, daß, wenn diese Aussage nicht nur eine Einzelmeinung ist, man
eine sehr klare und deutliche Handlung der Regierung setzen wird. Handlungen bis hin auch zu Maßnahmen auf
der Ebene der Europäischen Union. Einfach klar machen, daß wir uns so was nicht gefallen lassen würden",
betonte Scheibner.
Wenn nun die SPÖ der Regierung Versäumnisse vorwerfe, sei es interessant, wie die SPÖ das damals
gemacht habe. Unter einem Bundeskanzler Klima habe es 1999 schon Zugeständnisse gegenüber der EU und
der Slowakei gegeben was die Sicherheitsstandards anlange. So sei damals eine österreichische Botschafterin
in der Slowakei aufgetreten und gemeint, daß diese Antiatomwortmeldungen Österreichs ohnehin nicht ernst
gemeint seien. Klima habe dann im Wahlkampf noch mit dem Veto gedroht, wenn nicht Ausstiegsszenarien in Tschechien
und der Slowakei unternommen würden. "Wenn man jetzt blauäugig sagt, die halten sich nicht daran,
was sie vor dem EU-Beitritt versprochen haben, dann frage ich mich schon, wo waren SPÖ und Grüne, als
es darum gegangen ist, das härteste Mittel in die Verhandlungen mit einzubringen. Damals hätten Sie ein
klares Junktim setzen können", so Scheibner.
"Unterstützen Sie die Arbeit der Bundesregierung zum richtigen Zeitpunkt, jetzt zu warnen, aber wenn
es keine Einzelmeinung eines tschechischen Ministers ist, daß wir dann alle Möglichkeiten auf der EU-Ebene
ausschöpfen werden, daß die Versprechungen Tschechiens vor dem Beitritt, auch nach der Erweiterung zu
gelten haben", schloß Scheibner. |
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Dringlicher Antrag der Grünen an BK Schüssel
Wien (grüne) - Dringlicher Antrag der Abgeordneten Glawischnig, Lichtenberger, Van der Bellen
Freundinnen und Freunde an den Bundeskanzler betreffend Schweigen und Untätigkeit zu den Ausbau- plänen
der slowakischen Regierung bezüglich Mochovce, der Lebenszeitverlängerung von Bohunice V1 sowie dem Europäischen
Atomausstieg
Der slowakische Wirtschaftsminister Pavol Rusko am 24.5.:
„Wir wollen nicht Stromimporteur werden und von jemandem abhängig sein. Das AKW Mochovce wird auf jeden Fall
fertig gebaut“, so der Wirtschaftsminister
(APA 23.5.)
Tags darauf reagierte Wirtschaftsminister Rusko auf die Kritik von österreichischen Politikern.
„Die Slowakei ist interessiert an guten Beziehungen zu Österreich, die Grundsätze der Energiepolitik
lässt sie sich aber von österreichischen Politikern nicht diktieren.“
(APA 24.5.)
Rusko betonte außerdem „Die Slowakei müsse sich die Position des Strom-Exporteurs erhalten und das sei
nach der Abschaltung der zwei Reaktoren im AKW V-1 in Bohunice im Jahr 2006 und 2008 nur durch die Fertigstellung
der zwei Blöcke des AKW Mochovce möglich“.
Gleich am nächsten Tag ging Rusko noch einen Schritt weiter. Er erklärte „die Schließung der beiden
Reaktoren in Jaslovske Bohunice wolle er nochmals überdenken“. Darauf werden wir nochmals zurückkommen
und neu verhandeln müssen“, so der Wirtschaftsminister.
(APA 25.5.)
Julius Brocka, Vizevorsitzender der Christdemokraten (KDH): „Die Slowakei brauche weitere Atomkraftwerke, man müsse
aber mit Reaktionen aus Österreich rechnen“.
(APA 25.5.)
Landwirtschaftsminister Pröll warnt vor „voreiligen Reaktionen“. Für ihn handle es sich bei der Ankündigung
von Wirtschaftsminister Pavol Rusko „vorerst um die Einzelmeinung eines Ministers“. Als ersten Schritt kündigte
Pröll ein Gespräch mit dem slowakischen Umweltminister Laszlo Miklos an. Pröll betonte: „Wir werden
in einen intensiven Kommunikationsprozess eintreten, der Standpunkt der Regierung sei aber bekannt: Wir warnen
die Slowakei, mit nicht nachhaltiger Technologie vorsichtig umzugehen“. (APA 24. 5.)
Vizekanzler Gorbach: „Ich halte es energiepolitisch für eine völlige Fehlentscheidung, das AKW Mochocvce
weiter auszubauen. Ich werde in der österreichischen Bundesregierung alles unternehmen, um Atomkraft und damit
den Ausbau von Atomkraft zu verhindern.“ (APA 24.5.)
Benita Ferrero-Waldner sieht die Aussagen des slowakischen Wirtschaftsminister Pavol Rusko als "Einzelmeinung,
wonach das AKW Mochovce fertig gestellt werden müsse. Der slowakische Außenminister Eduard Kukan habe
ihr auf Anfrage am Rande der Verfassungsverhandlungen am Montag in Brüssel versichert, dass dies eine "absolute
Einzelmeinung eines Ministers und keineswegs die Meinung der slowakischen Regierung sei.„
(APA 24.5.)
.
Man müsse den Aussagen Ruskos "klar entgegentreten", betonte Ferrero-Waldner. "Wir alle treten
ein für ein atomfreies Mitteleuropa und das weiß natürlich die Slowakei und die Regierung sehr
gut. Wir werden uns auf jeden Fall weiter dafür einsetzen."
(APA 24.5.)
Verletzung der EU-Beitrittsverträge – keine Neuverhandlung der Stillegungsverpflichtung von Bohunice!
Bohunice V-1 ist eines der gefährlichsten AKW der Welt überhaupt. Der sowjetische Reaktortyp der ersten
Generation ist meilenweit von international üblichen Sicherheitsstandards entfernt. Die größten
Sicherheitsprobleme sind das mangelhafte Notkühlsystem, die Versprödung des Reaktordruckbehälters
und das Fehlen von Leck-Detektionssystemen. Am schwerwiegendsten ist jedoch die fehlende Stahl-Beton-Schutzhülle
("Containment"), die bei jedem westlichen AKW üblich ist. Folgerichtig hat daher die Europäische
Union festgestellt, dass Bohunice nicht auf das erforderliche Sicherheitsniveau gebracht werden kann und daher
so rasch als möglich stillzulegen ist. Im Dezember 1998 beschloss der Rat der EU-Außenminister, dass
ein EU-Beitritt der Slowakei an die Bedingung geknüpft wird, Bohunice zu schließen. 1998 wurde der erste
Reaktor von Mochovce, trotz internationaler Proteste in Betrieb genommen. Im Gegenzug sollten die beiden V-1-Hochrisikoreaktoren
von Bohunice im Jahr 2000 außer Betrieb gehen. Entgegen wiederholten vorherigen Versprechungen, Bohunice
bis 2000 stillzulegen, fasste die slowakische Regierung am 21. April 1999 den Beschluss, Bohunice weiterzubetreiben.
Im Beitrittsvertrag zwischen der Slowakei und den EU wurde dann in einem Protokoll die Schließungsverpflichtung
der Reaktoren der ersten Generation verbindlich festgeschrieben. Bohunice Block 1 muss spätestens 2006, Block
2 2008 stillgelegt werden. BK Schüssel nahm damals die Verlängerung der Schließungsfrist bis 2006/2008
kritiklos zur Kenntnis, obwohl mit dieser Entscheidung auch beträchtliche Risken für die österreichische
Bevölkerung verbunden sind. Allerdings wurde nicht nur die Schließungsverpflichtung im Protokoll zur
Beitrittsakte der Slowakei verankert, sondern auch eine Zahlungsverpflichtung der EU. Auf Initiative der Europäischen
Kommission hat die EBRD einen Fond zur Unterstützung der vorzeitigen Schließung der beide Blöcke
von Bohunice eingerichtet. Bis 2006 stehen der Slowakei 90 Mio. € zur Verfügung, nach 2006 noch zusätzliche
Finanzmittel.
Das Infragestellen der verbindlichen Schließungsdaten stellt daher eine Verletzung der Beitrittsverträge
dar und kann von Österreich nicht akzeptiert werden. Österreich muss ein klares Nein gegen die Neuverhandlung
der Stillegungsverpflichtung von Bohunice aussprechen.
Verdoppelung des Atomrisikos von Mochovce?
Das Atomkraftwerk Mochovce befindet sich in der slowakischen Republik, nordöstlich von Bratislava, nur etwa
150 km von Wien entfernt. Mit dem Bau der 4 Reaktorblöcke war zwischen 1980 und 1985 in Mochovce begonnen
worden. 1991 wurden die Bauarbeiten aus Geldmangel unterbrochen. Block 1 wurde im Oktober 1998, Block 2 im Dezember
1999 in Betrieb genommen. Fertigstellung und Inbetriebnahme von Block 3 und 4 wurden verschoben.
Ein Reaktor gleichen Typs sollte auch in Greifswald/BRD als Block-5 in Betrieb gehen. GRS (Gesellschaft für
Reaktorsicherheit/BRD) und IPSN (Institut de Protection et de Sureté Nucléaire/Frankreich) haben
eine Sicherheitsbeurteilung für dieses AKW durchgeführt und eine Reihe von Ertüchtigungsmaßnahmen
vorgeschlagen. Angesichts der zu erwartenden Kosten für die Nachrüstung auf westlichen Standard hat man
in Deutschland auf den Fertigbau des AKW in Greifswald verzichtet. Bei der sicherheitstechnischen Verbesserung
in Mochovce wurden bei weitem nicht alle Maßnahmen, die für Greifswald vorgeschlagen wurden, ausgeführt.
Die zwei Blöcke des AKW Mochovce weisen gravierende Sicherheitsmängel auf. Ein Unfall mit schwerwiegenden
Folgen auf den Großraum Wien ist für die nächsten Jahre nicht auszuschließen. Hauptmängel
des AKW sind einerseits die fehlende Schutzhülle, die im Falle eines schweren Unfalles einen massiven Ausstritt
von radioaktiven Materialien zurückhalten sollte, und andererseits die unzureichende Sicherheit des so genannten
Reaktordruckbehälters. Auch eine ausreichende Sicherheit gegen Erdbeben oder Flugzeugabstürze ist nicht
gegeben. In Mochovce wurde erstmals ein sowjetischer Reaktor mit westlicher Sicherheitstechnologie ausgerüstet.
Die Mischung von west- und osteuropäischer Reaktortechnologie ist ein Experiment, das noch nie erprobt wurde.
Kommt es in Mochovce aus den oben angeführten Gründen zu einem schweren Unfall, so kann bei entsprechender
Wetterlage die österreichische Bundeshauptstadt Wien und die gesamte Ostregion von radioaktivem Niederschlag
betroffen sein, der eine dramatische Gefährdung von Gesundheit und Eigentum zur Folge hat. Das zeigen entsprechende
Rechenmodelle.
Mochovce liegt außerdem in einem Gebiet, in dem schwere Erdbeben nicht ausgeschlossen werden können,
deshalb ist es besonders bedenklich, dass das AKW nicht ausreichend gegen Erdbeben gesichert ist. In benachbarten
Regionen sind Beben bis Stärke 7 MSK aufgetreten. Die Bebenherde liegen relativ nahe der Oberfläche und
die zerstörerische Wirkung solcher Beben kann groß sein. Die Bebenherde lagen in 40 bis 80 km Entfernung
zum AKW Mochovce.
Eine Fertigstellung der Blöcke 3 und 4 würde das Risiko in Mochovce verdoppeln und ist daher im Interesse
der Sicherheit der österreichischen Bevölkerung entschieden zu bekämpfen.
Gescheiterte Bemühungen für einen europäischen Atomausstieg
Der Euratom-Vertrag schreibt als unbefristetes EU-Primärrecht seit 1957 die Förderung der Atomenergie
fest. Eine Reform des Vertrages ist der Schlüssel für einen Europäischen Atomausstieg. Alle diesbezüglichen
Bemühungen der Bundesregierung sind gescheitert. Auf Grüne Initiative ist es im EU-Konvent gelungen,
den Euratomvertrag aus der neuen EU-Verfassung herauszulösen. Ein möglicher Ausstieg einzelner EU-Staaten
aus Euratom ohne aus der EU ausstiegen zu müssen, ist dadurch nach Ansicht fachkundiger Rechtsexperten jedenfalls
möglich geworden. Derzeit besteht die große Gefahr, dass diese Ausstiegsoption bei der bevorstehenden
EU-Regierungskonferenz am 16. und 17. Juni wieder zunichte gemacht wird. Ziel muss die Auflösung des Euratomvertrages
bleiben. Die erhaltenswerten Teile des Vertrages (z.B. Strahlenschutz und Proliferationskontrolle) sollen dabei
in die EU-Verfassung integriert und EU-Umweltrecht unterstellt, die nicht mehr zu rechtfertigenden Förderbestimmungen
für die Atomindustrie ersatzlos gestrichen werden. 50 Jahre nach Inkrafttreten, also 2007, soll der Euratom-Vertrag
beendet werden. Dazu braucht es einen einstimmigen Beschluss der EU-25 auf einer Regierungskonferenz (Stichwort:
EURATOM-Revisionskonferenz). Diese Euratom-Regierungskonferenz ist zwar erklärtes Ziel der Bundesregierung,
allerdings betreibt die Bundesregierung die Umsetzung dessen nicht mit entsprechendem Nachdruck. Es wird das übliche
diplomatische Pflichtprogramm (Briefe, Ansprechen bei Außenministerräten und EU-Regierungskonferenz)
abgespult, aber keine kraftvolle Initiative gesetzt.
Die bisherigen Bemühungen der Bundesregierung für einen europäischen Atomausstieg und eine Euratom-Reform
sind gescheitert. Das Konzept der Bundesregierung wird keinen Erfolg bringen. Die Scheinaktivitäten der Bundesregierung
dienen lediglich dazu, um die mit großer Mehrheit atomkritische österreichische Bevölkerung zu
beruhigen. Die Politik der Bundesregierung beschränkt sich auf innenpolitische Schlagzeilen und ist auf EU-Ebene
völlig mutlos.
In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten folgenden
ANTRAG:
1. Der Bundeskanzler wird dringend ersucht, unverzüglich eine offizielle Protestnote an die slowakische Regierung
zu übermitteln, in der die Ausbaupläne des AKW Mochovce (3 und 4) scharf zurückgewiesen werden.
Darüber hinaus soll in der Protestnote klargelegt werden, dass eine Lebenszeitverlängerung des Hochrisikoreaktors
Bohunice V1 über das EU-primärrechtlich vereinbarte Schließungsdatum hinaus inakzeptabel ist.
2. Der Bundeskanzler wird aufgefordert, ein klares Nein gegen die Aufnahme von Neuverhandlungen über die Stillegung
von Bohunice auszusprechen und erforderlichenfalls eine Beschwerde wegen Bruch des Beitrittsvertrages durch das
Nichteinhalten der verbindlich verankerten Schließungsdaten vorzubereiten.
3. Der Bundeskanzler wird ersucht, umgehend auf höchster Ebene Gespräche mit der slowakischen Regierung
aufzunehmen, um den AKW-Ausbau zu verhindern. Weiters sollen unverzüglich Gespräche über Intensivierung
und Ausbau der Energiepartnerschaften mit der Slowakei geführt werden, um den Atomausstieg der Slowakei voranzutreiben
und im beidseitigen Interesse einen zügigen Umstieg auf nachhaltige Energieträger einzuleiten.
In formeller Hinsicht wird die dringliche Behandlung dieses Antrages gem. § 93 Abs 2 GOG iVm §74 a Abs
2 verlangt. |
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