Wien (oenb) - Mit der Einführung des Euro wurde ein einheitlicher Währungsraum innerhalb der Europäischen
Union Realität. Seither arbeiten die im ESZB vertretenen Notenbanken und die Kommerzbanken an der Errichtung
eines einheitlichen Zahlungsverkehrsraums – der sogenannten „Single Euro Payment Area“ (SEPA). Dabei zeichnet sich
zwischen den nationalen Banken- und Finanzplätzen ein immer stärkerer Wettbewerb im Hinblick auf ihre
künftige Relevanz im Rahmen der neuen Zahlungsverkehrsarchitektur ab. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB)
hat diesen Trend bereits frühzeitig erkannt und sich entschieden zum Wohle der heimischen Volkswirtschaft
alles daran zu setzen, in Österreich einen zentralen Zahlungsverkehrsknotenpunkt zu etablieren.
Ausweitung des STEP2-Services der OeNB auf nicht-österreichische Banken
„Die OeNB hat nun durch die Ausweitung des STEP2 Services auch für nicht-österreichische Kreditinstitute
einen ersten sehr wichtigen Schritt zur Errichtung eines zentralen Zahlungs- verkehrsknotenpunktes für den
CEE-Raum gesetzt“, erklärt Vizegouverneur Dr. Wolfgang Duchatczek.
STEP2 Zugang der OeNB seit 03.11.2003 erfolgreich im Einsatz
Seit 3. November 2003 ist der OeNB Zugang zu STEP2 – einem neutralen, allen Banken zur Verfügung stehenden
System zur Abwicklung von EU-Standard-Überweisungen – erfolgreich in Betrieb. Diese Initiative der OeNB, welche
in enger Kooperation mit der APSS - einem gemeinsamen Unternehmen der österreichischen Banken und der OeNB
- realisiert wurde, hat maßgeblich dazu beigetragen, die Kosten der Banken zu minimieren und dadurch die
Preise für Überweisungen innerhalb der EU auf das von der Europäischen Kommission verordnete Niveau
abzusenken.
Zahlten Kunden früher für eine 100-EUR-Überweisung in ein anderes EU-Land – gemäß einer
Untersuchung der Europäischen Kommission – durchschnittlich mehr als 24 EUR an Spesen, so kostet die selbe
Überweisung seit dem Inkrafttreten der EU-Verordnung nur mehr die Gebühr einer Inlandstransaktion. Wovon
österreichische Kunden natürlich besonders profitieren, da die Kosten einer Inlandstransaktion – je nach
Kontovereinbarung – meist nur wenige Cent sind. Aber nicht nur bei den Gebühren, auch bei der Überweisungsdauer
gab es für den Kunden spürbare Verbesserungen. Wie ein aktueller Überweisungstest der Studiengesellschaft
für Zusammenarbeit im Zahlungsverkehr (STUZZA) belegt, dauert eine Überweisung in ein anderes EU-Land
durchschnittlich nur mehr 2,2 Tage.
Diese Fortschritte im Zahlungsverkehr sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass mehr als 85% der
heimischen Banken das STEP2-Angebot der OeNB nutzen. Durch diesen großen Zuspruch ist die OeNB heute europaweit
der zweitgrößte aller 59 direkten STEP2-Teilnehmer und nimmt damit eine Vorreiterrolle unter den europäischen
Zentralbanken ein. Derzeit werden über den STEP2 Zugang der OeNB täglich über 14.000 Transaktionen
(ca. 9.000 Stück gesendete und ca. 5.000 Stück erhaltene Transaktionen im April 2004) abgewickelt. Der
durchschnittliche Betrag einer Transaktion beträgt 1.700 EUR pro Überweisung. Durch die Schaffung dieser
zentralen Schnittstelle zu STEP2 konnte sich der Finanzplatz Österreich Parallelinvestitionen im Ausmaß
eines siebenstelligen Eurobetrages ersparen.
Ausweitung des STEP2-Service der OeNB zum frühest möglichen Zeitpunkt
Aufgrund des starken Engagements österreichischer Banken in den neuen EU-Staaten und dem von der OeNB
deklarierten Ziel zur Etablierung Österreichs als einen zentralen Zahlungsverkehrsknotenpunkt, wurde das STEP2-Service
der OeNB am 10. Mai 2004 - zum frühest möglichen Zeitpunkt – auch Banken aus den zehn neuen EU-Ländern
zugänglich gemacht.
Die ERSTE Bank war die erste heimische Bank, die alle ihre Tochterunternehmen aus den neuen EU-Ländern (Ceska
Sporitelna, Slovenska Sporitelna und ERSTE Bank Ungarn) an den STEP2 Zugang der OeNB angebunden hat. Rechtzeitig
vor dem Start am 10. Mai haben sich darüber hinaus vier Tochterunternehmen der ÖVAG (Volksbank Slowakei
(Ludová Banka), Volksbank Slowenien, Volksbank Tschechien, Volksbank Malta Limited) in den neuen EU-Ländern
für den OeNB STEP2 Zugang entschieden.
Mit dem ersten vollständig und problemlos absolvierten STEP2-Processing Cycle von Banken aus den neuen EU-Ländern
wurde die Anbindung von Auslandsbanken an den STEP2 Zugang der OeNB am 10. Mai schließlich erfolgreich eingesetzt.
Damit serviciert die OeNB in STEP2 zum heutigen Stand Teilnehmer aus:
Österreich
Deutschland
Malta
Tschechien
Slowakei
Slowenien
Ungarn.
„Damit ist die OeNB jener aller 59 direkten STEP2 Teilnehmer, der zur Zeit die meisten Teilnehmer aus den neuen
EU-Ländern angebunden hat und im EBA STEP2 System bereits als zentraler Knotenpunkt bezeichnet werden kann.“
Die gemeinsame Anstrengung der OeNB und der Kommerzbanken zur konsequenten und zeitgerechten Anbindung des heimischen
Zahlungsverkehrs an europäische Systeme garantiert dem heimischen Finanzplatz – wie EBA STEP2 beweist - die
Einsparung von Overheads, die durch die Schaffung von mehreren Systemen entstehen würden und stärkt den
österreichischen Finanzplatz im internationalen Wettbewerb.
Nächster Meilenstein
Ein nächster Meilenstein soll in diesem Zusammenhang die Errichtung eines National Automated Clearing Houses
(NACH) sein. Durch die Substitution des derzeit bestehenden Korrespondenzbankensystems durch ein NACH wären
Einsparungspotentiale von jährlich 10 Mio. Euro realisierbar. Ähnlich der Lösung bei EBA STEP2 plant
die OeNB auch bei der Errichtung des NACH eine neutrale, für alle Marktteilnehmer offene Lösung, die
einen wesentlichen Schritt der Integration des österreichischen Zahlungsverkehrs in eine „Single Euro Payment
Area“ (SEPA) darstellen wird. In diesem Zusammenhang wird in den kommenden Wochen von allen Beteiligten - der OeNB
und den Kreditinstituten - geprüft, in welcher Form das NACH errichtet werden kann. Noch im Juni soll eine
diesbezügliche Übereinkunft zwischen den Banken und der OeNB erzielt werden. |