Burgstaller gibt Festspielredner bekannt - Zwei Arbeitsschwerpunkte: Verführung
durch die Macht und Ungarn
Salzburg (lk) - Der Festspielredner 2004 ist der international bekannte Regisseur István Szabó.
Dies gab Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller, in deren Kompetenz die Auswahl der Festredner bei den Festspielen
fällt, am Dienstag (25. 05.) bekannt. Im Werk des gebürtigen Ungarn István
Szabó ließen sich zwei Schwerpunkte ausmachen, auf die der Regisseur immer wieder rekurriere, so Burgstaller:
Die Verführung durch die Macht, und sein Heimatland Ungarn. Szabó interessiere sich in seinen Filmen
vor allem für das gesellschaftliche und politische Umfeld, in dem seine Geschichten nicht nur spielen sondern
aus dem heraus sie entstehen. Seine Erfahrungen, die er durch seine Filme vermittle, seien immer auch die einer
ganzen Generation oder einer spezifischen Gruppe von Menschen. Sein Blick auf die Welt sei die eines Kritikers,
und so zeichneten sich seine Filme durch eine sehr präzise Beobachtung der gesellschaftlichen und politischen
Realität aus, meinte Burgstaller.
István Szabó: Erfolgreich mit historisch-literarischen Stoffen
Der Ungar István Szabó war schon seit Jahrzehnten im Geschäft, und er hatte bereits
wichtige Preise gewonnen. Doch erst mit „Mephisto" gelang ihm 1981 ein Welterfolg, der ihn – vorübergehend
– zum Starregisseur machte. Schon in relativ jungen Jahren kam Szabó zum Film. Von 1956 bis 1961 studierte
er an der Akademie für Theater und Filmkunst. Schon mit seiner Abschlussarbeit, dem Kurzfilm „Konzert"
(1961), erregte er Aufsehen bei einigen Festivals.
1964 inszenierte Szabó seinen ersten Langfilm, „Zeit der Träumereien". Mit „Vater", seinem
zweiten Film, gelang ihm der erste wichtige Durchbruch. In diesem Film verliert der kleine Junge Takó kurz
nach dem Krieg seinen Vater. In seiner Erinnerung stilisiert er den Toten zum tapferen Partisanenkämpfer und
strahlenden Helden. Später stellt er dieses Bild in Frage, macht sich auf die Suche nach Antworten. Von Bekannten
erfährt Takó, dass sein Vater ein eher durchschnittlicher Mensch war, kein Held. „Vater", einer
der bedeutendsten ungarischen Filme der 60er Jahre, ist nicht allein ein Film über einen Vater-Sohn-Konflikt.
Wie auch in seinen späteren Filmen interessiert sich Szabó auch und vor allem für das gesellschaftliche
und politische Umfeld, in dem sich seine Geschichten abspielen. Dabei bedient er sich einer cleveren Symbolik.
Beim internationalen Filmfestival in Moskau gewann Szabós Erstling den Großen Preis.
1981 begann für Szabó die so überaus fruchtbare und der Karriere förderliche Zusammenarbeit
mit Klaus Maria Brandauer. Die drei Filme „Mephisto" (1981), „Oberst Redl" (1984) und „Hanussen"
(1988). Alle drei benutzen einen exzentrischen Charakter, um das historisch-gesellschaftliche Umfeld darin zu spiegeln.
Das größte Aufsehen erregte der erste der drei Filme. Es war die Verfilmung eines Schlüsselromans
von Klaus Mann, der in seinem Werk unverhohlen auf die Karriere von Gustaf Gründgens im Nazireich anspielte.
Brandauer verlieh diesem dämonischen Charakter ein unverwechselbares Gesicht. Szabó wurde 1981 in Cannes
für das beste Drehbuch ausgezeichnet, außerdem gab es einen Oscar als bester nicht-englischsprachiger
Film.
„Oberst Redl" präsentiert einen ehrgeizigen Mann aus einfachen Verhältnissen, der als Offizier zu
Macht und Ansehen kommen will. Er nutzt die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Hierarchie der königlich-kaiserlichen
Doppelmonarchie Österreich-Ungarn für seinen Aufstieg, doch am Ende wird ihm seine latente Homosexualität
zum Verhängnis.
„Hanussen" spielt in der Weimarer Republik, und zum dritten Mal mimt Brandauer einen geschickten Emporkömmling,
der sich totalitäre Machtstrukturen zunutze macht. Wie so oft bei Trilogien erwies sich auch diesmal der dritte
Teil als der schwächste. Im Vergleich zu den Vorgängern hatte Szabó nichts wesentlich Neues mehr
zu sagen, obwohl auch dieser Film nicht ohne Qualitäten ist. |