Aufbruch in die Arktis  

erstellt am
26. 05. 04

Innsbrucker Forscher erstellt Tiefenkarte am Lake Hazen in Kanada
Innsbruck (universität) - Univ.-Prof. Dr. Günther Köck vom Institut für Zoologie und Limnologie und Charles Talbot aus Kanada bricht am 27. Juni zu einer zweiwöchigen Forschungsexpedition in die Arktis auf. Der Projektkoordinator des High-Arctic-Teams wird zusammen mit seinem kanadischen Forschungskollegen am weltweit größten arktischen See, Lake Hazen in Kanada, Feldmessarbeiten zur Erstellung einer Tiefenkarte durchführen sowie Sedimentproben entnehmen.

Bereits letztes Jahr war Prof. Köck am Lake Hazen stationiert. Damals untersuchte das österreichisch-kanadische High-Arctic-Expeditionsteam am Lake Hazen die Einflüsse einer Klimaerwärmung auf die Quecksilberbelastung von Seesaiblingen und Seesedimenten in arktischen Seen. Nach vorbereitenden Arbeiten beim vorjährigen Forschungsaufenthalt hat sich das Lake Hazen-Team, diesmal bestehend aus Charles Talbot aus Kanada und Günter Köck, heuer zum Ziel gesetzt, eine bathymetrische Karte, also eine “Tiefenkarte” mittels computer- und GPS-gestützter Sonargeräte zu erstellen, die als Basis für zukünftige Sedimentuntersuchungen und auch als „Klima-Archiv“ verwendet werden kann. Zusammen mit Charles Talbot wird Köck dann weiter zur Forschungsstation nach Resolute Bay fliegen um von da aus mit einer Propellermaschine schließlich zum Lake Hazen gebracht zu werden. Aufgrund der Größe und Tiefe des Sees, ca. 70 km lang, bis zu 10 km breit, ca. 280 m tief, und der extremen Wetterverhältnisse sind sowohl die Tiefenkartierung als auch die Sedimentbeprobung ein schwieriges Unterfangen, dass im Vorfeld umfassende Vorbereitungen bedurfte. Die beiden Forscher werden hier vor Ort 12 Tage im Zelt verbringen, arbeiten und leben auf engstem Raum bei Temperaturen von minus 15°C. Noch dazu stellt die sehr knapp bemessene Zeitspanne von nur 12 Tagen für die Feldarbeiten eine zusätzliche Herausforderung dar, die für die Forscher sicherlich nicht leicht zu bewältigen sein wird. Darüber hinaus müssen die Tiefenmessungen und Sedimentbeprobungen durch eine Eisdicke von ca. 2,5-3 m durchgeführt werden, da ja der See um diese Zeit noch zugefroren ist.

Lake Hazen
Lake Hazen wurde im Jahr 1882 durch die amerikanische Lady Franklin Bay Expedition unter Adolphus Greely für die Neuzeit entdeckt. Dieser See besitzt sowohl innerhalb der Wissenschaft als auch in der Öffentlichkeit aus mehreren Gründen eine Sonderstellung: Der im nördlichsten Nationalpark der Welt, in Ellesmere Island National Park Reserve, gelegene See, ist mit einer Fläche von mehr als 540 km^2 das größte Gewässer nördlich des Polarkreises. Durch Abschirmung zweier Gebirgszüge und die Reflektion des Sonnenlichts an der großen Wasserfläche und den umliegenden Gletschern stellt das Gebiet des Lake Hazen innerhalb der stark vergletscherten Umgebung eine sogenannte „thermale Oase“ dar. 70 frostfreie Tage im Sommer ermöglichen dort auch eines der reichsten Wildvorkommen (z.B. Peary-Karibu und Moschusochsen) in dieser polaren Wüste der Hocharktis. Als Basis für zukünftige Sedimentuntersuchungen ist die Erstellung einer Tiefenkarte des Lake Hazen unbedingt notwendig. Trotz der Bedeutung dieses Sees ist es bis dato aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen nicht gelungen, eine Tiefenkartierung zu erstellen.

Der Nutzen des Projektes
Die aus diesem Projekt gewonnenen Daten sollen die Basis für die Bearbeitung des Sees als wertvolles Klima-Archiv einerseits und als Objekt für klima- und schadstoffbezogene Langzeitforschung andererseits dienen. Das Projekt wird damit nicht nur wertvolle topographische Seendaten liefern, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Global Change-Forschung leisten. Darüber hinaus ist die Tiefenkartierung auch für andere Forschungsdiziplinen, wie z.B. die Geologie, von Interesse. Darüber hinaus kann mit paläolimnologischen Methoden die Entwicklung des Klimas anhand von Sedimentkernen auch über mehrere Jahrhunderte untersucht werden. Seit vielen Jahren versucht die kanadische Nationalparkverwaltung (Parks Canada) den See weitgehend vor anthropogenen Einflüssen zu schützen, Forschungsgenehmigungen werden im allgemeinen sehr restriktiv gehandhabt. Aufgrund des hohen Interesses der kanadischen Nationalparkverwaltung an der Erstellung einer solchen Tiefenkarte ist es dem High-Arctic-Team gelungen, eine Genehmigung zu erhalten und mit Günther Köck dürfen nun erstmals österreicherische Wissenschaftler an diesem See forschen.
     
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