Keine Angst vor Zinserhöhungen!  

erstellt am
25. 05. 04

Aktienmärkte leiden derzeit unter möglicher Leitzinserhöhung in den USA - Erstes Jahr nach Zinserhöhungen bringt durchschnittlich 10% Kurszuwachs
Wien (ba-ca) - In den letzten Tagen und Wochen hat sich das Klima an den internationalen Börsen teilweise stark eingetrübt. Schuld daran waren hauptsächlich der hohe Ölpreis und Ängste vor einer möglichen Zinserhöhung in den USA. Etliche Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die US-Notenbank FED bei ihrer Sitzung am 30. Juni die Zinsen auf 1,25 Prozent anheben wird und so ein Ende des seit über einem Jahr anhaltenden Bullenmarktes an den Aktienbörsen einläuten könnte.

"Habt keine Angst vor Zinserhöhungen!", ruft Günther Schmitt, Analyst der Asset Management Gesellschaft der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) den Anlegern zu, denn "in der laufenden Diskussion gehen die gegenteiligen Argumente völlig unter, wonach Zinserhöhungen den Aktienmärkten nicht automatisch schaden". Schließlich bedeuten Zinserhöhungen, dass sich die Wirtschaft auf einem Pfad der Erholung befindet, die Gewinne der Unternehmen im Steigen begriffen sind und die Konjunktur deshalb nicht mehr durch billiges Geld unterstützt werden muss.

Schmitt: "Seit 1975 gab es fünf Zyklen einer Zinsanhebung - in keinem einzigen Fall fielen die Börsen mit Beginn der Zinsanhebungen, um dann über einen längeren Zeitraum schwächer zu tendieren." Eine Untersuchung der Leuthold Group zeigt sogar, dass der S&P 500 seit 1946 im ersten Jahr nach einer Zinserhöhung im Durchschnitt eine Kurssteigerung von 9,9 Prozent erfahren hat. Darüber hinaus stiegen die Kurse der Aktien bis zu dem Zeitpunkt, an dem die FED zum dritten Mal die Zinsen anhob, und fielen dann in den nachfolgenden zwölf Monaten um durchschnittlich 2,7 Prozent.

Allerdings stellte Leuthold auch fest, dass der S&P 500 in den ersten drei Monaten nach der ersten Zinserhöhung generell leicht schwächer tendierte, bevor er in den neun Monaten danach zu einer Aufholjagd ansetzte.

Geringer verschuldete Sektoren profitieren im Umfeld steigender Zinsen Im heurigen Jahr haben Sektoren wie Pharma, Öl oder der defensive Konsum zyklische Branchen wie Technologie, Autos oder Industrie klar outperformt. Diese Entwicklung ist auf die zunehmende Risikoaversion der Investoren zurückzuführen. "Somit ist unsere bisherige Empfehlung, von zyklischen auf defensive Sektoren umzuschichten, voll aufgegangen", sagt Schmitt.

"Dieser Empfehlung bleiben wir weiterhin treu", so Schmitt weiter. Denn gerade in Zeiten, in denen die Kosten der Unternehmensfinanzierung im Steigen begriffen sein könnten, werden Firmen mit soliden Gewinnen und einer geringeren Verschuldungsstruktur (- wie in den Bereichen Pharma, Öl der Fall) von den Anlegern bevorzugt. Zudem gehen die Prognosen zum Gewinnwachstum im S&P 500 davon aus, dass sich das Gewinnwachstum nach 27,1 Prozent im ersten Quartal auf 17,8 Prozent im zweiten und auf 12,5 Prozent im dritten Quartal abschwächen wird. Umso mehr werden Unternehmen nachgefragt werden, die stabile Gewinne vorzuweisen haben.

"Wir erwarten trotz möglicher Zinsanhebung in den USA für das Gesamtjahr steigende Aktienkurse", so der Analyst. Die momentane Unsicherheit an den Börsen halten wir für übertrieben, da sich in der Vergangenheit gezeigt hat, dass Zinsanhebungen im Regelfall erst ein Jahr später für Kurseinbußen an den Börsen gesorgt haben. Prinzipiell ist zu sagen, dass die Gewinnentwicklung der Unternehmen im ersten Quartal sehr gut war - die Erwartungshaltung der Investoren waren unter Umständen zu hoch. Aufgrund der höheren Risikoaversion der Anleger setzen wir aber vorerst weiter auf defensive Sektoren wie Pharma, Nahrungsmittel oder Energie, bis sich das Umfeld für zyklische Sektoren wieder verbessert.
     
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