Innsbruck (universität) - Innsbrucker Quantenphysikern gelingt neuer Schritt in Richtung Quantencomputer:
Ein Quantenregister wird selektiv ausgelesen und das Quantenprogramm reagiert dann aktiv auf diese Messung. Darüber
berichtet das Fachmagazin „Science“ in seiner Ausgabe vom Freitag (04. 06.). Die technologische
Anwendung quantenmechanischer Eigenschaften soll die Datenverarbeitung in Zukunft wesentlich leistungsfähiger
machen, als dies derzeit mit den modernsten Supercomputern möglich ist.
Schematische Darstellung Foto: Universität Innsbruck |
Aus unserem täglichen Leben sind Computer und der Austausch von Daten in digitaler Form nicht mehr wegzudenken.
Informationen werden dazu in Form von Bits gespeichert und verarbeitet. Jedes einzelne Bit nimmt entweder den Wert
0 oder 1 an. Im Gegensatz dazu können Quantenbits, die elementaren Träger von Quanteninformation, alle
Überlagerungszustände der Quantenzustände |0> und |1> annehmen. Gemäß der Quantentheorie
geht der Zustand eines Quantenbits erst bei seiner Messung in einen der klassischen Werte 0 oder 1 über. Ein
Überlagerungszustand aus |0> + |1> wird in 50 von 100 Fällen als 0 und in den anderen 50 Fällen
als 1 ermittelt. Bei jeder einzelnen Messung ergibt sich völlig zufällig einer der beiden Werte.
Versuchsaufbau Foto: Universität Innsbruck |
Das renommierte Wissenschaftsmagazin „Science“ berichtet in der Ausgabe vom 4. Juni über neue Erkenntnisse
aus dem Institut für Experimentalphysik an der Universität Innsbruck. Die Forschungen betreffen die Verschränkung
von drei Quantenbits in einem elementaren Quantencomputer und dessen selektive Auslese durch eine Quantenmessung.
Verschränkung spielt eine zentrale Rolle bei der Steigerung der Rechenleistung in einem Quantenrechner, wohingegen
das selektive Auslesen es erlaubt, gezielt einen Teil der Quanteninformation auszulesen. Im Experiment wurden dazu
die Ionen in einer Paul-Falle gespeichert und durch eine Sequenz von Laserpulsen in einen verschränkten Zustand
gebracht. Der Gesamtzustand aller Teilchen ist dann wohlbekannt, der Zustand jedes einzelnen Teilchens aber völlig
unbekannt. Dieser Begriff der Verschränkung wurde vom österreichischen Physiker Erwin Schrödinger
bereits in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts eingeführt.
Interessanterweise gibt es zwei grundlegend verschiedene Klassen der Verschränkung – einerseits die der sogenannten
Greenberger-Horne-Zeilinger-Zustände und andererseits die der W-Zustände, mit völlig unterschiedlichen
Eigenschaften. Diese zeigen sich besonders deutlich, wenn man nur eines der Quantenbits beobachtet, d.h. seinen
Zustand zu 0 oder 1 bestimmt. Wie die Messungen aus Innsbruck nun zeigen, kann man sogar auf dieses Ergebnis reagieren
und an den restlichen Quantenbits weitere Rechenoperationen durchführen, abhängig vom Ergebnis der ersten
Messung.
Was ist der Sinn dieser Anstrengungen? Die neuen Experimente eröffnen die Möglichkeit, wichtige und weit
kompliziertere Quanten-Rechenprozesse zu verwirklichen. Dazu zählen unter anderem die Teleportation von materiellen
Quantenbits und die Fehlerkorrektur in einen Quantencomputer. Außerdem zeigen die Experimente, in welcher
nahezu idealen Weise sich einzelne, gefangene Atome für die Realisierung eines Quantencomputers eignen, um
die Informationsverarbeitung der Zukunft völlig zu verändern. Die Forschergruppe um Univ.-Prof. Rainer
Blatt in Innsbruck arbeitet auf diesem Gebiet an der Weltspitze. |