Österreich bei Lebenserwartung an 4. Stelle in der EU  

erstellt am
02. 06. 04

Standortbestimmung deds österreichischen Gesundheitwesens
Wien (pk) - "Österreich liegt bei der Lebenserwartung in der EU hinter Schweden, Italien, Frankreich gemeinsam mit Spanien an vierter Stelle", lautet das positive Resümee des Gesundheitsberichtes 2003. Der 192 Seiten starke Bericht, der vor kurzem dem Parlament zugeleitet wurde, enthält eine überblicksmäßige Darstellung des österreichischen Gesundheitswesen und umfasst die Jahre 1999-2001. Er nimmt aber auch, basierend auf den Regierungserklärungen von 2000 und 2003, Bezug auf aktuelle gesundheitspolitische Perspektiven. Neben detaillierten Angaben über den Gesundheitszustand der Bevölkerung informiert er u.a. über die Gesundheitsausgaben, die rechtlichen Grundlagen, die einzelnen Versorgungsbereiche sowie die Ausbildung in den Gesundheitsberufen.

Gesundheitszustand: weiterer Anstieg der Lebenserwartung
Im Berichtszeitraum 1999 bis 2001 stieg die Lebenserwartung für Männer von 74,9 auf 75,5 Jahre und für Frauen von 80,6 auf 81,2 Jahre. Die Anzahl der frei von körperlich oder geistigen Beeinträchtigungen erwartbaren Jahre hat sich bei Männern auf 69,2 und bei Frauen auf 73,3 Jahre erhöht. Gestiegen ist gleichzeitig aber auch der Zeitraum, von dem zu erwarten ist, dass er mit funktionellen Einbußen von körperlichen und geistigen Fähigkeiten verbracht wird. Im Vergleich mit den anderen EU-Ländern lag Österreich im Jahr 2000 an vierter Stelle hinsichtlich der Lebenserwartung.

Die Säuglingssterblichkeit bei Mädchen sank im Berichtszeitraum auf den tiefsten Wert seit 1982 (3,7 im ersten Lebensjahr verstorbene Kinder pro 1.000 Lebendgeborene), die der Knaben stieg jedoch (von 4,4 im Jahr 1999 auf 6,0 im Jahr 2001). Im Vergleich mit anderen EU-Ländern lag Österreich 2000 im Mittelfeld.

Herz-/Kreislauferkrankungen sind häufigste Todesursache
Die häufigsten Todesursachen, und zwar über alle Altersgruppen hinweg, stellten mit rund 52 % Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems dar, gefolgt von Krebserkrankungen. In beiden Fällen vergrößert sich dabei der Anteil mit zunehmenden Alter. Der Anteil verstorbener Männer je 100.000 Einwohner überstieg in allen Altersgruppen jenen der Frauen.

Eine starke Zunahme (über 10 %) gab es im Berichtszeitraum, was die Zahl der stationären Aufnahmen betrifft. Zu den häufigsten Einweisungsgründen in den stationären Bereich zählten Krankheiten des Kreislaufsystems und Krebserkrankungen. Den größten Teil der Zunahmen machten Krebserkrankungen sowie orthopädische Krankheiten aus. Rund 4,1 % der Wohnbevölkerung bezogen im Jahr 2000 Pflegegeld, waren demnach offiziell als pflegebedürftig eingestuft. Gegenüber 1997 bedeutete dies einen Zuwachs um rund sechs Prozent. Der Anteil der Frauen betrug mehr als zwei Drittel.

7,9 Prozent des BIP werden für die Gesundheit aufgewendet
Nach der jüngsten, von der Statistik Austria im April 2003 durchgeführten Berechnung beliefen sich die Gesundheitsausgaben auf rund 17,1 Mrd. €; der Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt damit 7,9 %. Im EU-Vergleich lag Österreich im Jahr 2000 (jenes Jahre, für welches für alle EU-Länder Daten verfügbar sind) beim Vergleich des Anteils der Gesundheitsausgaben am BIP unter dem EU-Durchschnitt von 8 %. Wenn man einen längeren Zeitraum (1997 bis 2002) betrachtet, dann ist ein Anstieg der Gesundheitsausgaben um etwas mehr als 20 % feststellbar.

In der Krankenversicherung entfielen im Jahr 2001 31 % der Ausgaben auf Krankenanstalten, 26 % auf ärztliche Hilfe und 23 % auf Heilmittel, Heilbehelfe und Hilfsmittel. Auf diese drei Gruppen entfällt somit das Gros (80 %) der Ausgaben der Krankenversicherung. Im Berichtszeitraum nahmen prozentuell am stärksten die Ausgaben für "Heilmittel, Heilbehelfe und Hilfsmittel" zu; demgegenüber gingen die Ausgaben für das Krankengeld absolut zurück.

Starker Anstieg bei berufstätigen Ärzten in den letzten 10 Jahren
Die Gesamtanzahl der berufstätigen Ärzte in Österreich ist zwischen 1991 und 2001 von rund 26.800 um 5.500 (also um 32 %) auf 35.300 angestiegen. Die Zahl der niedergelassenen Mediziner hat sich in diesem Zeitraum um rund ein Drittel erhöht, jene der angestellten Ärzte (ohne Turnusärzte) hingegen ist um zwei Drittel gestiegen. Die 35.300 Ärzte teilen sich in folgende Gruppen auf: 11.100 Allgemeinmediziner, 5.600 Turnusärzte und 18.600 Fachärzte.

Die nichtärztlichen Gesundheitsberufe umfassen die Gesundheits- und Krankenpflegeberufe, die medizinisch-technischen Dienste, die Hebammen, die diplomierten KardiotechnikerInnen sowie die Sanitätshilfsdienste. Der in diesen Berufen von den Krankenhäusern gemeldete Personalstand betrug 2001 insgesamt 74.461 Personen, der Frauenanteil betrug 84 Prozent.

Die in den Krankenhäusern dokumentierten Beschäftigtenzahlen der nichtärztlichen Berufe sind im Zeitraum 1990 bis 2001 um insgesamt 33 Prozent gestiegen. Der bis Mitte der 1990er-Jahre zu verzeichnende deutliche Zuwachs mit jährlichen Steigerungsraten zwischen fünf und acht Prozent ist in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre abgeflacht.

Die Personalentwicklung stellt sich in den einzelnen Gesundheitsdiensten unterschiedlich dar. In der Gesundheits- und Krankenpflege stieg die Anzahl der Beschäftigten von 30.842 im Jahre 1990 auf 57.138 im Jahr 2001. Diese beträchtliche Steigerung (rund 85 Prozent) ist vorwiegend auf die Berufsgruppe der Pflegehelferinnen und -helfer zurückzuführen, die 1991 geschaffen wurde und nunmehr zur Gesundheits- und Krankenpflege zu zählen ist. Diese Entwicklungen spiegeln den Trend zu einer höheren Qualifizierung in der Pflege wider.

Deutliche Personalaufstockungen sind auch in den medizinisch-technischen Diensten erkennbar. Am stärksten erhöhte sich dabei der Personalstand im Ergotherapeutischen Dienst mit 128 Prozent, gefolgt vom Logopädisch-phoniatrisch-audiologischen Dienst mit 112 Prozent. Die Anzahl der Hebammen in Krankenanstalten stieg im Zeitraum 1990 bis 2001 von 865 auf 1.385. Hebammen können außer in Krankenhäusern auch freipraktizierend tätig sein. Im Jahr 2001 waren insgesamt 1.579 Hebammen tätig.

Die Einschränkungen der Berichterstattung auf die Entwicklung in Krankenhäusern mit bettenführenden Abteilungen ist dadurch begründet, dass nun für diesen Bereich aufgrund einer verpflichtenden Dokumentation verlässliche Statistiken vorliegen. Das Gesundheitsressort beauftragte daher im April 2002 das ÖBIG mit einer Studie zur Berichterstattung über die nichtärztlichen Gesundheitsberufe, in deren Zuge der Beschäftigtenstand in den einzelnen Berufsgruppen in den derzeit nicht routinemäßig erfassten Arbeitsfeldern (das sind insbesondere Alten- und Pflegeheime, Kureinrichtungen, Arztordinationen, mobile Dienste) erhoben wird. Angestrebt wird ein standardisiertes Melde- und Berichtwesen für alle relevanten beruflichen Arbeitsfelder dieser Berufsgruppen, um zukünftig umfassende Information zur Entwicklung der Beschäftigtenzahlen zu erhalten.

Kontinuierliche Zunahme bei den Krankenhausaufenthalten, aber Rückgang bei der Aufenthaltsdauer
Die stationäre Akutversorgung ist in hohem Maße in den so genannten "Fonds- Krankenhäusern" konzentriert. Die Anzahl der systemisierten Betten in den insgesamt 310 Krankenhäusern im Sinne des Krankenanstalten- und Kuranstaltengesetzes (KAKuG) sank von knapp 80.000 Ende 1992 auf rund 71.700 Ende 2001, jene der systemisierten (Akut-)Betten in den nunmehr rund 150 Fonds-Krankenhäusern von etwa 58.000 Ende 1992 auf rund 52.000 Ende 2001. Zwischen 1997 und 2001 wurden die systemisierten Betten insgesamt um rund 3.400 bzw. in den Fonds-Krankenhäusern um rund 2.700 Betten reduziert.

Die Zahl der stationären Aufnahmen in den Fonds-Krankenanstalten erhöhte sich im selben Zeitraum um rund 12 Prozent auf fast 2,2 Mio. im Jahr 2001 und damit deutlich stärker als im Vergleichszeitraum 1991 bis 1995 (+ 9 %). Parallel dazu sank die durchschnittliche Aufenthaltsdauer seit 1997 um fast 14 Prozent auf 6,6 Tage im Jahr 2001 und damit ähnlich stark wie im Vergleichszeitraum 1991 bis 1995 (- 13 %).

Die kontinuierliche Zunahme der Krankenhausaufenthalte in den letzten Jahren lässt sich zu einem Teil durch die steigende Zahl der Eintagspflegen (tagesklinische und halbstationäre Fälle) erklären. Der Anteil der Eintagspflegen an allen stationären Fällen ist zwischen 1995 und 2001 von rund sechs Prozent auf fast zwölf Prozent angewachsen. Auch diese Entwicklung lässt sich zum Teil auf die weitere deutliche Reduktion der durchschnittlichen Dauer eines Krankenhausaufenthalts zurückführen. Verblieb eine Patientin bzw. ein Patient Anfang der 1990er-Jahre noch rund zwölf Tage im Krankenhaus, so lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Jahr 1995 bei knapp elf Tagen und im Jahr 2001 bei nur mehr 8,4 Tagen.

Die Entwicklung der Bettenkapazitäten und der Betteninanspruchnahme im Zeitraum 1995 bis 2001 entspricht der Fortsetzung eines langjährigen Trends im Bereich der Fonds-Krankenanstalten. Mit Einführung der Leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) per 1. Jänner 1997 hat sich diese Entwicklung noch etwas beschleunigt: Der steigenden Zahl an Krankenhausaufnahmen steht eine sinkende durchschnittliche Aufenthaltsdauer gegenüber, sodass aufgrund der rückläufigen Zahl an stationären Krankenhaustagen (Belagstagen) mit immer weniger Krankenhausbetten das Auslangen gefunden werden kann.

Weitere Abschnitte Berichts widmen sich der psychosozialen Versorgung, der Gesundheitsförderung- und vorsorge, dem Transplantationswesen, der onkologischen Versorgung, der In-vitro-Fertilisation, dem Blut und den Blutprodukten, den Arzneimitteln, den Medizinprodukten und dem öffentlichen Gesundheitsdienst. Im Berichtsteil "Ausbildung und Ausbildungsreform" wird insbesondere auf die Ärztegesetz-Novelle 2001 verwiesen, die wesentliche Änderungen im Bereich der Aus- und Fortbildung brachte.

In einem weiteren Kapitel werden die für den Berichtszeitraum gesundheitspolitischen Aussagen aus den Regierungserklärungen, die gesundheitspolitischen Zielsetzungen der Europäischen Union und die von der Weltgesundheitsorganisation für die europäische Region formulierten Ziele zum Rahmenkonzept "Gesundheit für alle" zusammengefasst. Im Kapitel "Rechtliche Grundlagen" ist auch nachzulesen, welche Schwerpunkte in der Gesetzgebung gesetzt wurden. So werden u.a. die Reorganisation des österreichischen Gesundheitswesens, das Krankenanstaltenwesen, die umfangreiche Novellierung des Ärztegesetzes 1998, das Blutsicherheitsgesetz, die Regelungen bezüglich der In-vitro-Fertilisation etc. angeführt.
     
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