FWF im Spannungsfeld der Umgestaltung der österreichischen Forschungsförderungsszene   

erstellt am
03. 06. 04

Bedeutung und Konsequenzen der internationalen Evaluierung
Wien (fwf) - Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (02. 06.) präsentierten Professor Wick in seiner Funktion als Präsident des FWF gemeinsam mit Erik Arnold, Technopolis U.K., und Andreas Schibany, Joanneum Research, als Repräsentanten des Evaluierungs-Konsortiums Ergebnisse der internationalen Analyse des Wissenschaftsfonds. Neben den Ausführungen der beiden Evaluierungsexperten zielte Professor Wick vor allem darauf ab, die ersten Umsetzungsschritte des FWF als Konsequenz der Evaluierungsergebnisse zu beschreiben.

Rückenwind für den FWF - das Kerngeschäft wird exzellent erledigt Lob und Anerkennung von überaus kompetenter Seite ist ein wertvolles Gut. Der FWF wird für die Erfüllung seines gegenwärtigen Kerngeschäfts sehr gelobt. Die Wichtigkeit der fünf Eckpfeiler des Selbstverständnisses des FWF: Autonomie, Gleichbehandlung aller Wissenschaftsgebiete, Bottom-up-Forschung, International Peer-Review und Projektqualität als einziges Auswahlkriterium wurden im Rahmen der Evaluierung anerkannt und bestätigt. Die Wirkungsanalyse - so betont Andreas Schibany - belegt die Wichtigkeit der Arbeit des FWF und zeigt eindrucksvoll, dass der wissenschaftliche Output und der erreichte Impact beachtlich sind. Die Fortsetzung des Kerngeschäfts steht für die internationalen Evaluatoren außer Streit. Gleichzeitig ist der Wissenschaftsfonds gut beraten, die geäußerten Kritikpunkte und die Fülle an Anregungen ebenfalls sehr ernst zu nehmen.

Neue Aufgaben, neue Mittel Im Zuge der internationalen Evaluierung wurde unter anderem folgende Schlussfolgerung gezogen: Die Dotierung des FWF hält gegenwärtig bei weitem nicht internationalen Vergleichen stand und soll deshalb nachhaltig erhöht werden. Dem Präsidenten des FWF war und ist aber dabei immer eines wichtig: Zuerst ist man gefordert zu erklären, wofür man ein Mehr an Mitteln einsetzen möchte; dann erst soll genannt werden, in welchen Dimensionen sich der Mehrbedarf bewegt. Wenn Themen wie "zusätzliche Dotierung von Overheadkosten und Mittel zur Verbesserung der Forschungsinfrastruktur an Universitäten" von unabhängiger Seite zur Umsetzung empfohlen werden, dann freut das doppelt. Die Leitung des FWF liegt damit ganz auf Linie des Evaluierungskonsortiums.

Neue Herausforderungen in autonomen Strukturen Der wohl umfassendste Kritikpunkt der Evaluatoren betrifft den Umstand, dass der Wissenschaftsfonds sich neuen Herausforderungen in nur unzureichendem Maße gestellt und in diesem Sinne strukturkonservativ agiert hat. So sei bislang das Potenzial, sich in strategische Fragestellungen der Forschungsförderung einzubringen, nicht eingesetzt worden. Der Ansatz, sich ausschließlich auf die Bottom-up-Forschungsförderung zu konzentrieren, gilt den Ergebnissen der internationalen Evaluierung folgend nicht mehr als zeitgemäß. Sich hier neu zu positionieren wird als zentrale Herausforderung des Wissenschaftsfonds gesehen. Der FWF ist bereit, von der exzellenten Grundlagenforschung ausgehend die Förderungslücke zu verkleinern bzw. ganz zu schließen.

Die am 24. Mai 2004 erfolgte Ausschreibung des "Translational-Research-Programms des FWF" - der Übersetzung von reiner Grundlagenforschung in anwendungsnahes Wissen - ist ein erster konkreter Schritt, der beweist, wie ernst die Ergebnisse der internationalen Evaluierung genommen werden. Gegenwärtig wird auch die interne Organisationsstruktur des FWF umgestaltet, um die strategische Komponente der Forschungsförderung, die Programmentwicklung und die Internationalisierung des Wissenschaftsfonds weiter zu stärken. So soll sichergestellt werden, dass sich der Wissenschaftsfonds in Österreich, aber auch im entstehenden europäischen Forschungsraum aktiv in gewohnter Qualität einbringen kann.

Begrüßt wird vom FWF auch die Abwicklung von strategischen Forschungsprogrammen, wie sie von den Evaluatoren angeregt und empfohlen wird. Voraussetzung dafür ist aber, dass der Wissenschaftsfonds frühzeitig in den Strategieprozess, d. h. in die Themenauswahl eingebunden wird. Der Präsident des FWF, Professor Wick ist voller Zuversicht, dass der FWF auch in diesem Zusammenhang sehr schnell eine wichtige Rolle als umfassender und zuverlässiger Partner der österreichischen Forschungspolitik einnehmen kann. In Anspielung an eine Darstellung des Evaluierungsteams merkt Professor Wick an: "Wir erweitern unser Portfolio. Neben der Antwort auf den Forscherdrang (Science push) tritt die vermehrte Berücksichtigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse (Demand pull)."

Das FTFG vor der parlamentarischen Behandlung Auch das FTFG, wie es vom Ministerrat beschlossen wurde, sieht Bestimmungen vor, die als Konsequenz der Ergebnisse der internationalen Evaluierung zu verstehen sind. Die Verschlankung der Führungs- und Steuerungsstrukturen (Stichwort: Governance) des Wissenschaftsfonds sind dazu zu zählen. Nicht zufrieden ist der FWF mit geplanten Regelungen hinsichtlich des Aufsichtsrates. Die Erstellung eines Wahlvorschlages für den FWF-Präsidenten durch den Aufsichtsrat und nicht - wie bisher vorgesehen - durch die Delegiertenversammlung ist ein schwerer Eingriff in die Autonomie des Fonds. Verschärft wird dieser Eingriff durch die Regelung, dass sich die Bundesregierung jederzeit eine Mehrheit im Aufsichtsrat verschaffen kann. Wick abschließend: "Der politische Durchgriff wäre damit perfekt."
     
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