Volkshochschule und Stadtbibliothek ab Herbst 2007 unter einem Dach
Linz (stadt) - Den endgültigen Beschluss für das Großprojekt „Wissensturm“ wird der
Gemeinderat der Stadt Linz am 3. Juni 2004 fassen. Mit einem Kostenrahmen von 27,887 Millionen Euro (exklusive
Umsatzsteuer, Preisbasis: Jänner 2004) entsteht bis Herbst 2007 zwischen Kärntnerstraße und Weingartshofstraße
ein attraktives Zentrum für Wissensvermittlung und Freizeitgestaltung. Die 1954 eröffnete derzeitige
Hauptbibliothek an der Museumstraße und das seit 1974 genutzte VHS-Gebäude an der Coulinstraße
können nach Fertigstellung des Wissensturmes verkauft werden. Das Land Oberösterreich steuert zu den
Baukosten 5,8 Millionen Euro bei.
Der in Bahnhofsnähe gelegene, 63 Meter hohe, Wissensturm hat als allen Bevölkerungsgruppen offen stehende
Einrichtung kultur- und bildungspolitische Signalwirkung. Durch die Konzentration der Volkshochschule und der Stadtbibliothek
an einem Standort können die Stärken der beiden Einrichtungen optimal genutzt und neue Angebote geschaffen
werden. Der Wissensturm wird Selbstlernzentren für das lebensbegleitende Lernen bieten und ein Zentrum für
Lesen, Literatur und Mediennutzung sein. Die Leistungsvielfalt wird durch Beratungsangebote kundenorientiert vernetzt.
Vorbildcharakter hat der Wissensturm auch in Sachen Behindertenfreundlichkeit.
Umfassendes Angebot auf 16 Ebenen
Der Wissensturm wird eine Netto-Grundrissfläche von 15.000 Quadratmetern bieten. Das vom Hochbauamt
zur Baureife weiterentwickelte architektonische Grundkonzept stammt von den Linzer Architekten Dipl.-Ing. Franz
Kneidinger und Dipl.-Ing. Heinz Stögmüller. Der Linzer Gestaltungsbeirat lobte ihren Entwurf wegen der
„phantasievollen und städtebaulich sensiblen Formulierung des Baukörpers“.
Im Erdgeschoß sind neben dem Foyer Flächen für die Stadtbibliothek, einen Gastronomiebereich und
einen Veranstaltungssaal mit 196 Sitzplätzen vorgesehen. Ebenso wie in der derzeitigen Hauptbibliothek an
der Museumstraße können auch Bürgerserviceleistungen wie Wohnsitzan- und -ummeldungen, Ausstellung
von Bewohnerparkkarten, Aktivpässen und Seniorenausweisen genutzt werden.
Das erste und zweite Obergeschoß des dreigeschossigen Sockelbaues werden der Stadtbibliothek zur Verfügung
stehen. Im dritten bis fünften Obergeschoß des Turmbauwerks mit elliptischem Grundriss sind Büroräume
vorgesehen. Die darüber liegenden zehn Ebenen beherbergen die Kursräume der Volkshochschule. Die BesucherInnen
des Wissensturmes können in der Tiefgarage des benachbarten Hotels Ibis mit 190 Stellplätzen sowie in
der 50 Stellplätze bietenden Tiefgarage des Wissensturmes zum Kurzparkzonentarif parken.
Realisierung durch Errichtungsgesellschaft
Der Bau erfolgt durch die gemäß dem Gemeinderats-Grundsatzbeschluss für den Wissensturm vom 28.
Juni 2001 von der Linz AG gegründete „Stadtbibliothek ErrichtungsGmbH“. Ihre Geschäftsführer sind
der Leiter des Hochbauamtes der Stadt Linz, Dipl.-Ing. Werner Sonnleitner, und Mag. Dieter Pechak von der Linz
AG. Die Gesellschaft errichtet den Bau auf eigene Rechnung und stellt ihn der Stadt Linz auf der Basis eines Bestandrechtsvertrages
zur Verfügung.
Die Finanzierung erfolgt durch ein Kapitalmarktdarlehen mit einer Laufzeit von 20 Jahren, für das die Stadt
Linz bürgt. Vier Mitarbeiter des Hochbauamtes der Stadt Linz und zwei des Amtes für Technik werden der
Errichtungsgesellschaft für die Projektabwicklung kostenlos zur Verfügung gestellt. In die Umsetzung
maßgeblich eingebunden ist ein im Dezember 2003 konstituierter Projektbeirat unter dem Vorsitz von Bildungsreferent
Stadtrat Mag. Dr. Johann Mayr. Stellvertretender Vorsitzender des Gremiums ist Kulturreferent Vizebürgermeister
Dr. Erich Watzl.
Das jetzt umzusetzende Projekt weicht vom 2001 im Gemeinderat genehmigten Vorentwurf in funktioneller Hinsicht
ab. Durch die Einbindung der Linzer Lokalbahn in den neuen Hauptbahnhof kann ein Teil ihrer Trasse für den
Bau der Tiefgarage genutzt werden. Die Nutzfläche des Sockelbauwerkes wurde erweitert. Für die spezielle
behindertengerechte Konzeption mussten ebenso zusätzliche Aufwendungen kalkuliert werden, wie für ein
Zutrittskontrollsystem für die Seminarräume. Ein elektronisches Diebstahlsschutz- und Entlehnungsverbuchungssystem
wird den BibliotheksbenutzerInnen die eigenhändige Registrierung von Entlehnungen ermöglichen. Selbst
die automatische Erfassung ganzer Bücherstapel wird möglich sein.
Richtungsweisende behindertengerechte Gestaltung
Der Wissensturm setzt neue Maßstäbe für die behindertengerechte Gestaltung von Bauwerken. Um im
Brandfall das Eindringen von Rauchgasen und das Übergreifen der Flammen auf die Lifte zu verhindern, haben
sich die Techniker des Hochbauamtes, der Feuerwehr und des Bauamtes eine besondere Konstruktion einfallen lassen.
Vier der fünf Lifte werden als außerhalb der Gebäudehülle angedockte Panoramalifte ausgeführt.
Der fünfte Lift befindet sich in einem als Brandschutzabschnitt ausgeführten Schacht, dessen Zugänge
ebenfalls nach außen orientiert sind. Von den pro Ebene 40 Quadratmeter großen Liftzonen ist das Gebäudeinnere
über je eine brandbeständige Tür erreichbar. Durch das Einblasen von Druckluft wird im Brandfall
in den Liftzonen ein leichter Überdruck erzeugt. Er verhindert das Eindringen von Rauch aus dem Gebäudeinneren
während der Öffnungsphasen der Brandschutztüren.
Die nach Brandalarm automatisch schließenden Türen können händisch oder - etwa von RollstuhlfahrerInnen
- per Knopfdruck geöffnet werden. Die Stromversorgung der Lifte und des Brandschutzsystems, zu dem auch Sprinkleranlagen
zählen, erfolgt im Notfall über ein unterbrechungslos arbeitendes Stromaggregat. Die Sicherheitsstiegen
für mobile Personen befinden sich neben den Panoramaliften und sind ebenfalls über die druckbelüfteten
Zonen erreichbar.
Der Weg zu den Notausgängen wird Menschen mit Seh- und Hörbehinderung durch optische und akustische Alarmierungssysteme
signalisiert. So ist etwa der Einbau eines akustischen Leitsystems geplant, das Blinden durch unterschiedliche
Tonhöhen den Weg weist. Von den rund 588.000 Euro betragenden Gesamtkosten des 2002 im Gemeinderat beschlossenen
Projektes „Bildung und Behinderung“ entfällt rund die Hälfte auf die innovative Hochhauskonzeption. Die
zweite Hälfte ist für technische Einrichtungen und die behindertengerechte Bauausführung erforderlich.
Zeitplan
Nach derzeitigem Planungsstand wird das Projekt im August 2004 zur Genehmigung eingereicht. Die für
die Baugenehmigung erforderlichen Änderungen des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes sollen im September
vom Gemeinderat beschlossen werden. Im November könnten die Aushubarbeiten beginnen. Ab Frühjahr 2005
wird der Hochbau Gestalt gewinnen. Parallel zu den Rohbauarbeiten erfolgt der Fassadenbau. Zum Zeitpunkt der Dachgleiche
Ende 2005 soll die Gebäudehülle bereits geschlossen sein. Die Übersiedlung in den Neubau ist mit
September 2007 terminisiert. |