Grenzwerte von Luftschadstoffen werden in Innsbruck vor allem in den Wintermonaten deutlich überschritten
Innsbruck (rms) - Über 98 Grenzwertüberschreitungen der Feinstaubbelastung wurden 2003
allein an den beiden Innsbrucker Messstationen Fallmerayerstraße und Andechsstraße gemessen. Im Jahr
2002 wurde der Grenzwert an diesen Stellen rund 90 Mal überschritten. Die steigende Grenzwertüberschreitung
ist vor allem in europäischen Großstädten zu beobachten. Aus diesem Grund hat die Europäische
Kommission zur Begrenzung des gesundheitlichen Risikos durch die Exposition gegenüber Schwebstaub verbindliche
Immissionsgrenzwerte für die Feinstaubbelastung – gemessen als PM 10 - in der EU-Richtlinie 1999/30/EG festgesetzt.
In Österreich ist diese Richtlinie seit 1. Juli 2001 gültig. Das Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) sieht
für den Schadstoff PM 10 einen Grenzwert von 50 µg/m³ im Tagesmittelwert bzw. einen Jahresmittelwert
von 40 µm//m³ vor.
Im Rahmen einer Pressekonferenz am 8. Juni wurden von Umweltreferent Vizebgm. DI Eugen Sprenger sowie Mag. Christine
Schermer und Johannes Schiener vom Umweltamt die von der Stadt getroffenen Maßnahmen zur Schadstoffreduzierung,
die im „Umweltplan Innsbruck“ für den Zeitraum 2001 bis 2003 erstellt worden sind, präsentiert.
„In Innsbruck werden Luftschadstoffe bereits seit den 70er Jahren gemessen“, erklärt Vizebgm. Sprenger, „die
Grenzwerte werden vor allem aber in den Wintermonaten deutlich überschritten.“ Der Grund dafür sei vor
allem die metrologische Situation. Im Winter werde auf Grund der kälteren Jahreszeit mehr geheizt (Hausbrand),
es herrsche praktisch Windstille und es setze auf den Straßen die Streuung (Salz und Split) ein. Wobei zwischen
Hauptstraßen und Nebenstraßen unterschieden werden müsse.
Im Bericht werden die getätigten Maßnahmen in die Bereiche Energie, Luft und Verkehr eingeteilt:
Bei der Energie wurden Niedrigenergie-Standards als Mindestqualität für die Sanierung und den
Neubau städtischer Gebäude festgelegt. Die Energie Tirol wurde seitens der Innsbrucker Immobiliengesellschaft
(IIG) beauftragt ein „Energie-Controlling“ für die städtischen Gebäude zu projektieren bzw. umzusetzen.
Weiters ist festzustellen, dass die Anzahl der Gasanschlüsse in Innsbruck insgesamt kontinuierlich zunimmt.
1999 zählte man 4440 Anschlüsse, im Jahr 2003 waren es bereits 5252.
Laut Sprenger heizen vor allem noch ältere Mitbürger mit festen Brennstoffen, wie Holz oder Kohle. Denn
eine Umstellung auf Gas ist nicht ganz billig und kostet rund 10.000 €.
Die Hauptaufgabe der Projektgruppe Luft wird darin gesehen, den IST-Stand zu erheben und zu dokumentieren bzw.
aus deren Sicht mögliche Maßnahmen vorzuschlagen. Dabei konzentriert man sich auf den Aubau des Radwegenetzes
und Attraktivierung der öffentlichen Verkehrsmittel.
Ein großes Problem stellt auch der Schadstofferzeuger „Verkehr“ dar. Bedenklich ist, dass immer mehr „Diesel-PKW“
zugelassen werden. Autos ohne Rußfilter sollten deshalb nachgerüstet werden, da Rußpartikel Krebs
erzeugen. Deshalb werden strengere Abgasvorschriften bei Dieselfahrzeugen, bei den Feuerungen und Heizungen und
im Bereich Industrie und Gewerbe gefordert. Am 28. Juni werde es diesbezüglich ein Gespräch mit dem Land
geben, so Vizebürgermeister Sprenger.
Eine starke Luftverschmutzung ausgelöst durch Feinstaubbelastung spüren besonders empfindlichere Personen,
wie z.B. Asthmatiker, Kinder oder ältere Menschen.
Was ist PM 10 genau?
Unter PM 10 versteht man Staubpartikel, die einen Durchmesser von wenige Mikrometer (= 10 Tausendstel Millimeter)
aufweisen. Sie sind so klein, dass sie in der Luft schweben. Die Grenze von 10 Mikrometer wird gewählt, weil
feinere Partikel den Kehlkopf passieren und deshalb bis in die Lungen vordringen können. |