Reiserechts-Symposium des Reisebüro-Fachverbandes im Haus der Wirtschaft – Rasch zunehmende
Bedeutung der Internet-Buchungen
Wien (pwk) - "Die Tourismusbranche steht vergleichsweise gut da und entwickelt sich über
dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft. Sie ist erstaunlich stabil und krisenfest", erklärte Prof. Ferry
Stocker (Fachhochschule Wiener Neustadt) in seinem Einleitungsreferat zum im Haus der Wirtschaft stattfindenden
Reiserechts-Symposium am Freitag (04. 06.) Bei der vom Obmann des Fachverbandes der
Reisebüros in der Wirtschaftskammer Österreich, Komm.Rat Edward Gordon, eröffneten Tagung diskutieren
Experten aus Österreich und Deutschland unter dem Motto "Reise ins Ungewisse" das aktuelle internationale
"Reiserecht in einem geänderten Umfeld".
Auch durch Krisen und Unglücke, wie beispielsweise nach Terroranschlägen, SARS oder Erdbeben, werde das
"Grundbedürfnis der Menschen nach Reisen" nicht reduziert. Es kommt allenfalls zu kurzfristigen
Änderungen und Umlenkungen der Reiseströme, begründete Stocker seinen optimistischen Ausblick. Während
Unsicherheiten im Reformprozess (Beispiel Deutschland) die gesamtwirtschaftliche Dynamik lähmen, sei die touristische
Nachfrage davon weniger betroffen.
"Tourismus ist eine Branche in der sich permanent viel tut". Besondere Impulse erwartet Stocker in nächster
Zeit durch die neuen EU-Mitglieder und das Vordringen des Internets. Österreich gehöre mit Deutschland
und Italien auch im touristischen Bereich zu den Hauptgewinnern der EU-Erweiterung.
Trotz schwieriger wirtschaftlicher Umstände habe sich der österreichische Tourismus auch 2003 sehr gut
entwickelt. Die Ankünfte ausländischer Gäste stiegen um 2,5 Prozent auf 19,1 Millionen, Österreichs
Marktanteil am europäischen Tourismus erhöhte sich auf 5,7 Prozent (2000: 5,1 Prozent, 2001: 5,4 und
2002 5,5 Prozent). Während das reale BIP-Wachstum bei 07, Prozent lag, expandierte die heimische Gastronomie
um 1,3 Prozent. Die direkte und indirekte Wertschöpfung der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich
liegt bei einem BIP-Anteil von 17,9 Prozent ((2001: 17,6 Prozent).
"E-Commerce" ist in der Touristik sehr verbreitet und zeigt hier die stärksten Zuwachsraten, führte
Stocker weiter aus. Die Grenzen zwischen "online" und "offline" verschwimmen zusehends. Die
Folgen sind eine abnehmende Bedeutung von Pauschalreisen und die zunehmende Relevanz der Individualisierung ("Eigenerlebnis"),
weiters ein starker Kostendruck aufgrund erhöhter Transparenz sowie eine Änderung der Anbieterstruktur.
In wenigen Jahren, schätzt Stocker, wird jede zweite Reisebuchung über das Internet erfolgen.
Mit den Rechtsgrundlagen der Internetbuchung befasste sich in einem weiteren Referat Dr. Manfred Grünanger
von der Rechtspolitischen Abteilung der WKÖ. Wie Grünanger u.a. ausführte, ist eine Vielzahl nationaler
und internationaler Rechtsvorschriften zu beachten, wie z.B. das E-Commerce-Gesetz, Fernabsatz-Gesetz, Konsumentenschutzgesetz,
Urheberrecht, das Internationale Privatrecht (IPR) sowie EU-spezifische Regelungen. Grundsätzlich sei festzuhalten,
dass alle Rechtsvorschriften, die für den offline-Bereich gelten, auch für den online-Bereich zu beachten
sind.
Bei missbräuchlicher Verwendung von Zahlungskarten (Kreditkarten) habe der Kunde ein Rückbuchungsrecht.
Wichtig ist das "Fernabsatz-Gesetz", das die Informationspflichten vor Vertragabschluss definiert (§
5 KSchG) und auch über das Rücktrittsrecht Auskunft gibt (7 Werktage ohne Begründung ab Bestellung
der Dienstleistung, wobei es jedoch u.a. Ausnahmen für Freizeitdienstleistungen gibt). |